Sechs Tote bei Flüchtlingsboot-Unglück im Ärmelkanal
12. August 2023Immer wieder versuchen Flüchtlinge, über den Ärmelkanal von Frankreich nach Großbritannien zu gelangen. Nun ist es bei einer Überquerung zu einem schweren Unglück gekommen. Ein Boot mit zahlreichen Personen ist gekentert. Sechs Menschen sind nach Angaben der französischen Meerespräfektur gestorben. Etwa 50 Menschen seien von einem in der Nähe vom nordfranzösischen Calais in Seenot geratenen Boot gerettet worden, einige auch durch britische Kräfte.
Am Morgen sei eine umfassende Rettungsaktion gestartet worden, als Dutzende Boote gleichzeitig die Überfahrt versucht hätten, sagte der örtliche Bürgermeister Franck Dhersin. "Mehrere Boote hatten ernsthafte Schwierigkeiten." In der Nähe der Küstenstadt Sangatte seien leider tote Menschen geborgen worden. Die britische Küstenwache teilte mit, sie habe von Dover aus ein Boot geschickt, um bei der Rettung zu helfen.
Eine freiwillige Helferin berichtete von verzweifelten Bemühungen der Menschen, mit ihren Schuhen Wasser aus ihrem sinkenden Boot zu pumpen. "Es waren zu viele von ihnen auf dem Boot."
Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne schrieb auf der früher unter dem Namen Twitter bekannten Online-Plattform X, sie gedenke nach dem Kentern des Bootes der Opfer. Der französische Meeresstaatssekretär Hervé Berville wurde nach dem Unglück vor Ort erwartet.
Gefährliche Überfahrt
Der Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien ist einer der verkehrsreichsten Schifffahrtswege der Welt. Die Strömungen sind stark. Daher ist eine Überfahrt mit kleinen Booten gefährlich. Dennoch versuchen immer wieder Migranten, illegal von Frankreich aus nach Großbritannien zu gelangen. Schlepperbanden überladen in der Regel klapprige Schlauchboote, sodass sie kaum über Wasser bleiben und Gefahr laufen zu kentern.
Nach Daten der britischen Regierung hat die Zahl der Migranten, die seit Anfang 2018 den Ärmelkanal überquerten, diese Woche den Wert von 100.000 überstiegen. In diesem Jahr sind es demnach bislang knapp 16.000. Die britische Regierung hat wiederholt einschneidende Maßnahmen angekündigt, um die Überfahrt von Flüchtlingen zu stoppen.
cwo/pg (dpa, rtr)