Schwieriges Rennen um Blatter-Nachfolge
Der FIFA-Skandal bringt das komplette Kandidatenrennen um die Nachfolge des gesperrten Präsidenten Joseph Blatter durcheinander. Wer ist überhaupt noch wählbar und hat welche Chancen beim Kongress in Zürich?
Michel Platini - lange der große Favorit
Doch als von der FIFA-Ethikkommission suspendierter Topfunktionär müsste der Franzose eigentlich krachend durch die Integritätsprüfung der Wahlkommission fallen. Seine letzte Hoffnung: Dass er noch vor dem Nominierungsschluss am 26. Oktober erklären kann, warum er für Dienste zwischen Januar 1999 und Juni 2002 erst knapp neun Jahre später von Blatter zwei Millionen Schweizer Franken erhielt.
Chung Mong Joon - nicht mehr im Rennen
Die Kandidatur des Südkoreaners war beendet, bevor sie so richtig starten konnte. Der frühere FIFA-Vize wurde für sechs Jahre gesperrt und muss 100.000 Schweizer Franken zahlen. Die Ermittlungen gegen den Unternehmer waren im Januar 2015 eröffnet worden, ihm werden Verstöße gegen vier Artikel des FIFA-Ethikcodes im Zusammenhang mit Südkoreas gescheiterter Bewerbung für die WM 2022 zur Last gelegt.
Prinz Ali bin Al-Hussein - heißester Kandidat
Bei der vergangenen Präsidentschaftswahl vor knapp vier Monaten war der Jordanier noch Bewerber von Platinis Gnaden. Der UEFA-Präsident verzichtete damals auf eine Kampfkandidatur gegen Blatter. Al-Hussein schaffte mit 73 von 210 Stimmen einen Achtungserfolg und ist rechtzeitig auf deutliche Distanz zu Platini gegangen.
Tokyo Sexwale - Wunschkandidat des Kaisers
Aber das sieht nicht nur Franz Beckenbauer so. Der frühere Mitgefangene von Nelson Mandela darf hinter den Kulissen auch auf die Unterstützung Blatters setzen. Zuletzt beförderte dieser den Südafrikaner in das Amt des Vorsitzenden der FIFA-Kommission zur Verbesserung der Fußball-Beziehungen zwischen Israel und Palästina. Öffentlich ziert sich der 62-Jährige aber zu einem Bewerbungs-Bekenntnis.
Jerome Champagne - hätte gerne ein Amt
Der frühere stellvertretende Generalsekretär wollte schon bei der jüngsten Wahl auf den FIFA-Thron, bekam aber nicht die notwendige Unterstützung zusammen. Der Franzose könnte einen neuen Anlauf versuchen - oder aber das nach der Suspendierung von Jerome Valcke vakante Amt des Generalsekretärs anstreben.
Zico - ohne breite Unterstützung
Der frühere brasilianische Nationalspieler verweist als ehemaliger Sportminister gerne auf seine politische Erfahrung. Dennoch ist der 62-Jährige chancenlos und hat Probleme, überhaupt die notwendigen Unterstützungsbriefe von fünf Nationalverbänden zu bekommen. Bei öffentlichen Auftritten mangelt es ihm an Kenntnissen über das fußballpolitische Geschehen.
Issa Hayatou - leitet die FIFA im Moment
Als dienstältester FIFA-Vize führt der Kameruner den Weltverband vorläufig an. Kandidieren will der 69-Jährige aber nicht. Der große Reformer ist er nicht, im Gegenteil: Vom IOC war er 2011 wegen Zahlungen einer Marketingfirma sanktioniert worden. Anschuldigungen, dass Hayatou von Katar vor der WM-Vergabe Geld für seine Stimme erhalten habe, konnten nie bewiesen werden.
Wolfgang Niersbach - bleibt (noch) hart
"Es ehrt mich natürlich, wenn offensichtlich Leute unterwegs sind, die mir das zutrauen. Ich wiederhole, dass ich mich in der Position beim DFB sehr wohl fühle", betonte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes. Doch die Sperre gegen Platini bringen die europäischen Verbände in eine Zwickmühle: Wenn sollen sie als Ersatz nominieren?
Michael van Praag - Europas Lösung?
Möglich ist aber auch, dass sich der Niederländer noch einmal aufstellen lässt und dieses Mal auch wirklich zur Wahl antritt. Vor der letzten Wahl im vergangenen Mai zog van Praag seine Kandidatur als FIFA-Präsident zugunsten von Prinz Ali bin Al Hussein zurück.