1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Schwere Störungen im Luft- und Bahnverkehr durch Streiks

7. März 2024

Fast zeitgleich haben die Lufthansa-Beschäftigten am Boden, das Sicherheitspersonal an mehreren deutschen Airports und die Lokführer (wieder) die Arbeit eingestellt. Die Auswirkungen sind inzwischen hinlänglich bekannt.

https://p.dw.com/p/4dFnx
Die Anzeigetafel am Flughafen in München weist auf den eingestellten Lufthansa-Verkehr hin
Klare Worte auf der Anzeigetafel am Flughafen in München Bild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Das Bodenpersonal der Lufthansa wie auch das Sicherheitspersonal an mehreren deutschen Flughäfen sorgen seit dem frühen Morgen mit Arbeitskämpfen für massive Behinderungen beim Flugverkehr. Es kommt zu vielen Flug-Streichungen und Verspätungen. Die Lufthansa kann nach eigenen Angaben an diesem Donnerstag und Freitag nur "etwa zehn bis 20 Prozent des Lufthansa Airline Flugprogramms" durchführen. Das Bodenpersonal will bis Samstagfrüh streiken.

Frankfurt, Köln, Düsseldorf und Hamburg betroffen

Das Sicherheitspersonal ist an den Flughäfen Frankfurt am Main, Düsseldorf und Hamburg im Warnstreik. Die rund 25.000 Beschäftigten, die in der Fluggastkontrolle, den Personen- und Warenkontrollen und in Servicebereichen tätig sind, sind aufgerufen, bis Mitternacht ihre Arbeit niederzulegen. In Frankfurt hatte der Flughafenbetreiber Fraport bereits angekündigt, dass wegen des Streiks kein Zustieg zu Flügen möglich sei. Passagiere wurden dazu aufgerufen, überhaupt nicht erst zu dem größten deutschen Airport zu kommen. Auch in Hamburg sind keine Abflüge möglich.

Abgestellte Lufthansa-Jets auf dem Frankfurter Airport
Abgestellte Lufthansa-Jets auf dem Frankfurter Airport Bild: Lando Hass/dpa/picture alliance

Am Flughafen Köln-Bonn legten laut der Gewerkschaft Verdi die Luftsicherheitskräfte im Frachtbereich die Arbeit nieder. Der Streik habe bereits am Mittwochabend begonnen und laufe bis 00.00 Uhr am Freitag. Anders als in Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg sei jedoch der Passagierbereich nicht betroffen.

Erst in der vergangenen Woche hatte Verdi drei Tage lang im Bereich Technik und einen Tag im Bereich Fracht gestreikt, das Passagiergeschäft war davon nicht betroffen. Zuvor hatte es Anfang und Mitte Februar jeweils 27-stündige Streiks gegeben, die den Flugverkehr der Lufthansa weitgehend lahm gelegt und zehntausende Reisende betroffen hatten. Verdi fordert mit Verweis auf Rekordgewinne der Lufthansa sowie der Arbeitsverdichtung für die ebenfalls rund 25.000 Beschäftigten am Boden eine Erhöhung der Gehälter um 12,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro im Monat, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Dazu soll eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von einmalig 3000 Euro kommen. Zudem soll die Schichtarbeit aufgewertet werden.

Die Lufthansa bot zuletzt eine sofortige Vergütungserhöhung in Höhe von vier Prozent sowie eine zeitgleiche Inflationsausgleichsprämie von 2000 Euro an. Dazu kämen weitere steuerfreie 1000 Euro vor Weihnachten und wenig später eine zusätzliche Gehaltssteigerung von sechs Prozent - insgesamt "über zehn Prozent nachhaltige Gehaltserhöhung in zwölf Monaten und 3000 Euro steuerfrei". Die Vereinbarung soll nach dem Wunsch des Konzerns eine Laufzeit von 28 Monaten haben.

Der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa, Carsten Spohr, bei der Jahrespressekonferenz in Frankfurt
Gute Nachrichten konnte der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa, Carsten Spohr, bei der Jahrespressekonferenz vermeldenBild: Lando Hass/dpa/picture alliance

Dritthöchster Gewinn der Lufthansa im Tagesgeschäft

Mitten im Streik des Bodenpersonals stellte Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr in Frankfurt die Bilanz für 2023 vor. Demnach haben die Rückkehr der Reiselust und höhere Ticketpreise der Kranich-Linie im Tagesgeschäft den dritthöchsten Gewinn ihrer Geschichte beschert, die Aktionäre können sich wieder auf eine Dividende freuen. Spohr sieht den Konzern nach dem Existenzkampf in der Corona-Pandemie wieder zurück in alter finanzieller Stärke. Im vergangenen Jahr erzielte die Lufthansa vor Sonderposten einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von knapp 2,7 Milliarden Euro - rund 76 Prozent mehr als im noch Pandemie-geprägten Jahr 2022. Nur 2017 und 2018 rund um die Pleite der damaligen Rivalin Air Berlin hatte der Konzern im Tagesgeschäft noch mehr verdient.

Anders als 2022 steuerte diesmal das Passagiergeschäft wieder den Löwenanteil zum Gewinn bei. Die konzerneigenen Passagier-Airlines kehrten mit einem bereinigten operativen Ergebnis von zwei  Milliarden Euro in die schwarzen Zahlen zurück, nachdem sie im Vorjahr noch 300 Millionen Euro Verlust eingeflogen hatten. Den Töchtern Swiss, Austrian, Brussels und Eurowings gelangen dabei Rekordergebnisse - ebenso der Wartungssparte Lufthansa Technik.

Ruhende ICE-Züge in der Nähe des Hauptbahnhofs in Frankfurt
Ruhende ICE-Züge in der Nähe des Hauptbahnhofs in FrankfurtBild: Boris Roessler/dpa/picture alliance

Nur jeder fünfte Fernzug rollt

Parallel zum Ausstand an den Flughäfen läuft der fünfte Streik der Lokführergewerkschaft GDL in der laufenden Tarifauseinandersetzung mit der Deutschen Bahn (DB). Seit dem Morgen ruhen bundesweit wieder große Teile des Nah- und Fernverkehrs. Nach Auskunft der DB fallen rund 80 Prozent der Züge im Fernverkehr aus. Im Regionalverkehr und bei S-Bahnen sei das Angebot regional sehr unterschiedlich. Die Bahn hat einen Notfahrplan aufgesetzt und will im Fernverkehr besonders lange Züge einsetzen. Im Güterverkehr wird bereits seit Mittwochabend nicht mehr gefahren. Enden soll der Streik am Freitagmittag um 13.00 Uhr, die Bahn peilt erst ab Samstag wieder einen normalen Betrieb an.

Fast gespenstige Leere am Morgen im Kölner Hauptbahnhof
Fast gespenstige Leere am Morgen im Kölner Hauptbahnhof Bild: Sascha Thelen/dpa/picture alliance

Die zuletzt vierwöchigen, vertraulichen Verhandlungen zwischen Bahn und GDL waren in der vergangenen Woche gescheitert. Kernpunkt ist die von der GDL verlangte Kürzung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter auf 35 von 38 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Moderatoren bei den Verhandlungen hatten bis 2028 eine stufenweise Absenkung auf 36 Stunden vorgeschlagen. Die Bahn akzeptierte dies, die Lokführergewerkschaft winkte ab.

In Wirtschaft und Politik wächst derweil der Unmut über den Arbeitskampf. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck signalisierte, dass er kein Verständnis mehr für den Streik der GDL habe. "Das muss möglich sein, eine Lösung zu finden und die Interessen, die man hat, jetzt nicht auf Kosten anderer Menschen so radikal auszutragen, das finde ich nicht mehr richtig", sagte der Grünen-Politiker in den Sendern RTL und ntv.

sti/se (afp, dpa, rtr)