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Schwache Impfstoffnachfrage belastet Biontech

16. Oktober 2023

Nach dem Ende des Corona-Booms muss das Mainzer Biotech-Unternehmen Biontech bis zu 900 Millionen Euro abschreiben. Das liegt zum Teil an den hohen Beständen an abgelaufenen Impfstoffen.

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Pfizer-BioNTech COVID-19 Impfstoff
Impfdosen von Pfizer-BioNTechBild: Pfizer/AP Photo/picture alliance

Das Mainzer Biotechunternehmen Biontech bekommt den Nachfrageeinbruch bei Corona-Impfstoffen stärker als gedacht zu spüren. Nachdem der US-Partner Pfizer vor wenigen Tagen eine drastische Senkung seiner Umsatz- und Gewinnziele sowie milliardenschwere Abschreibungen ankündigte, prüft auch Biontech die Auswirkungen auf sein Geschäft. Für das dritte Quartal rechnet das Unternehmen deshalb mit Abschreibungen von bis zu 900 Millionen Euro, wie Biontech am Montag mitteilte. Das entspreche der Hälfte des Bruttogewinnanteils aus der Vereinbarung mit Pfizer. "Jede solcher Abschreibungen wird die Umsatzerlöse, die das Unternehmen für 2023 ausweisen würde, reduzieren."

Biontech-Aktien fielen an der Börse in Frankfurt um mehr als sieben Prozent auf 93,72 Euro. Zu seiner Jahresprognose wollte sich das Unternehmen auf Nachfrage nicht äußern. Bislang erwartet Biontech für dieses Jahr einen Umsatz mit Covid-Impfstoffen von rund fünf (2022: 17,3) Milliarden Euro - im ersten Halbjahr waren es erst 1,4 Milliarden. Doch das Unternehmen rechnet bei den Impfungen bereits seit längerem mit einer saisonalen Nachfrage, weshalb Biontech die entsprechenden Umsätze für die zweite Jahreshälfte in Aussicht gestellt hatte. Seit rund einem Monat steht der neue an die Omikron-Untervariante XBB.1.5 angepasste Impfstoff von Biontech und Pfizer für Impfungen zur Verfügung.

Ugur Sahin und seine Frau Özlem Türeci, Gründer des Mainzer Corona-Impfstoff-Entwicklers BioNTech
Ugur Sahin und seine Frau Özlem Türeci, Gründer des Mainzer Corona-Impfstoff-Entwicklers BiontechBild: Christophe Gateau/dpa/picture alliance

Auch Biontech-Partner Pfizer leidet

Bereits im zweiten Quartal machte sich bei den Impfstoffherstellern das jähe Ende des Corona-Booms, der ihnen Milliardenumsätze beschert hatte, bemerkbar. Biontech schrieb deshalb einen Nettoverlust von gut 190 Millionen Euro nach einem Gewinn von 1,67 Milliarden vor Jahresfrist und verwies schon im August auf Abschreibungen bei seinem Partner Pfizer auf Lagerbestände des Covid-Impfstoffs Comirnaty, die abgelaufen oder kurz davor waren, das Haltbarkeitsdatum zu überschreiten.

Pfizer hatte am Freitag seine Jahresziele massiv gesenkt, da das Geschäft mit seinem Covid-19-Medikament Paxlovid und dem gemeinsam mit Biontech entwickelten Impfstoff Comirnaty mit Ende der Corona-Pandemie schwächer als erwartet verläuft. Die Abschreibungen und Belastungen belaufen sich deshalb im dritten Quartal auf insgesamt 5,5 Milliarden Dollar, wovon 4,6 Milliarden auf Paxlovid und der Rest auf Comirnaty entfallen. Die Abschreibungen betreffen nach Angaben von Pfizer keine Dosen des frisch aktualisierten Vakzins, sondern hauptsächlich Rohstoffe wie Lipide für die Impfstoffformulierung, die in der Pandemie gekauft worden, sowie Dosen, die an andere Varianten als XBB.1.5 angepasst wurden.

Pfizer reagiert mit Sparprogramm

Für 2023 rechnet Pfizer nun mit einem Umsatz von 58 bis 61 statt von 67 bis 70 Milliarden Dollar sowie einem Gewinn je Aktie von 1,45 bis 1,65 (bisher: 3,25 bis 3,45) Dollar. Die US-Regierung gibt an Pfizer Notfallbestände von rund 7,9 Millionen Behandlungseinheiten Paxlovid zurück, was für den Konzern Umsatzeinbußen von 4,2 Milliarden Dollar zur Folge hat. Seine Umsatzerwartungen für Paxlovid für dieses Jahr senkte Pfizer insgesamt um etwa sieben Milliarden Dollar und die für Corminaty um rund zwei Milliarden - wegen niedrigerer als gedachter Impfquoten. Im vergangenen Jahr fuhr Pfizer mit beiden Produkten noch mehr als 56 Milliarden Dollar Umsatz ein. Der Konzern kündigte ein Kostensenkungsprogramm an, das bis Ende 2024 für Einsparungen von mindestens 3,5 Milliarden Dollar jährlich sorgen soll. Dazu soll auch ein Stellenabbau beitragen, Pfizer ließ allerdings noch offen, wie viele Stellen in welchen Bereichen gestrichen werden sollen.

hb/iw (rtr)