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Was ist von der Euphorie der Paralympics übrig geblieben?

Sarah Faupel17. Dezember 2008

Leistungsstark und selbstbewusst - so präsentierten sich die Behindertensportler bei den Paralympics in Peking. Doch was ist nun, drei Monate später, von dieser Euphorie übrig geblieben?

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Behindertensportler wollen nicht nur bei den Paralympics im Blickpunkt stehenBild: AP
Marianne Buggenhagen Goldmedaille Paralympics Peking 2008
Die Leichtathletin Marianne Buggenhagen freut sich über GoldBild: picture-alliance/ dpa

Rund 100 Stunden haben die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten in Deutschland über die Paralympics in Peking berichtet. Zehn mal so viel wie noch vor vier Jahren aus Athen. Doch nicht nur wegen der deutlich gestiegenen Medienpräsenz hätten die Spiele den Behindertensport nach vorne gebracht, sondern wegen der Art der Berichterstattung meint Deutschlands erfolgreichste Behindertensportlerin, die querschnittsgelähmte Marianne Buggenhagen: " Diesmal standen unsere Leistungen im Vordergrund, und nicht wie bisher in der Berichterstattung unsere Behinderung".

Auch Steffi Klein vom Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) in Bonn meint, dass die Paralympics in Peking den Behindertensport auf ein höheres Level gehoben hätten: "Der Behinderten-Leistungssport wird immer professioneller. Zudem waren auch viele Nationale Olympische Komitees zum ersten Mal dabei und haben so den Athleten die Möglichkeit gegeben, sich für die Spiele zu qualifizieren."

Iran geht mit gutem Beispiel voran

Zudem erhält der Behindertensport in vielen Ländern langsam aber sicher immer mehr Anerkennung. In Europa gibt es viele Länder, die gut strukturiert sind, wo neben dem Hochleistungssport auch die Basis unterstützt wird. Das ist auf anderen Kontinenten noch selten der Fall. Besonders positiv hervorzuheben sei der Iran, meint Steffi Klein vom IPC: "Iran hat ein sehr gut arbeitendes Nationales Olympische Komitee, das sehr viel Geld und Zeit investiert". Zudem gäbe es verschiedene kleine afrikanische Länder, die zwar nicht über dieselben Ressourcen verfügen, aber ihre behinderten Athleten sehr viel unterstützen würden.


Die querschnittsgelähmte deutsche Leichtathletin Marianne Buggenhagen wirft den Diskus am Dienstag (09.09.2008) bei den 13. Paralympischen Spielen in Peking. Sie gewann die Goldmedaille im Diskuswerfen und stellte dabei mit 27,80 Meter einen neuen Weltrekord auf. Die 55-jährige Berlinerin errang damit ihr neuntes Gold bei Paralympics und die zweite Goldmedaille für das deutsche Team bei den Wettbewerben in Peking. EPA/DIEGO AZUBEL +++(c) dpa - Bildfunk+++
Marianne Buggenhagen bei ihrem Goldwurf mit dem DiskusBild: picture-alliance/ dpa

Allerdings, aller Euphorie zum Trotz: davon, dass sich der Behindertensport in der Gesellschaft integriert hätte, kann noch keine Rede sein, auch in Deutschland nicht, meint Marianne Buggenhagen: "Nein. Auf keinen Fall. Integration würde ja bedeuten: gleich. Und wir sind nicht gleich." Das ginge schon bei der Prämierung los: "Wir bekommen ein Zehntel von dem, was Nichtbehindertensportler bekommen." Doch anstatt sich zu ärgern, freut sich die neunfache Olympiasiegerin im Diskuswerfen und Kugelstoßen über die kleinen Erfolge: "Unser Verein bekommt zwar keinen Bus und wir kriegen auch nicht die 600 Liter Bier oder die 2 Freiflüge, die die nichtbehinderten Goldmedaillengewinner bekommen haben, aber wir bekommen das allererste Mal ebenso wie die anderen einen Mercedes für ein Jahr komplett umgebaut zur Verfügung und das ist doch schon was ganz großes – wieder ein Schritt."

Schritt für Schritt

Es geht nur langsam voran, aber es geht in die richtige Richtung. Die Sportler, die Medien, die Verbände alle müssen ihren Beitrag dazu beisteuern, damit der Behindertensport weiter Anerkennung findet und nicht wieder für die nächsten Jahre aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwindet, wie Marianne Buggenhagen prophezeit: "Wir hatten voriges Jahr Weltmeisterschaft und es hat keinen interessiert", erzählt Marianne Buggenhagen. "Und das finde ich so schade, dass man nur eine kurze Zeit vor und nach den Paralympics wieder in den Medien ist. Und dann ist man wieder dreieinhalb Jahre raus".