Schlammschlacht in der Elfenbeinküste
24. November 2010Präsident Laurent Gbagbo muss in einer Stichwahl am Sonntag (28.11.2010) gegen seinen Herausforderer Alassane Ouattara antreten. Gbagbo hatte in im ersten Wahlgang am 31. Oktober 38 Prozent der Stimmen bekommen, Ouattara 32. Beide spekulieren jetzt auf die 25 Prozent der Stimmen, die im ersten Wahlgang noch an den drittplatzierten Präsidentschaftskandidaten Henri Konan Bédié gingen. Im Kampf um diese Stimmen liefern sich Gbagbo und Ouattara jetzt eine regelrechte Schlammschlacht.
Gegenseitige Vorwürfe
Die Kontrahenten machen sich gegenseitig für zehn Jahre Instabilität in der Elfenbeinküste verantwortlich. "Die Schlange ist noch nicht tot", sagte Gbagbo am Wochenende bei einer Kundgebung über Ouattara. "Lasst die Knüppel nicht fallen." Ein Aufruf zu Gewalt? Am Tag zuvor waren junge Gbagbo-Anhänger und Anhänger von Ouattara mit Macheten und Knüppeln aufeinander losgegangen.
Ouattara warf Gbagbo vor, für den Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste verantwortlich gewesen zu sein: "Du bist derjenige, Laurent Gbagbo, der Gewalt in die ivorische Politik gebracht hat. Ein Staatstreich hat Dich an die Macht gebracht." Damit spielte der ehemalige Premierminister und Vizechef beim Internationalen Währungsfond auf gewaltsame Demonstrationen im Jahr 2000 an, die einer umstrittenen Präsidentschaftswahl folgten. Anschließend war Gbagbo an die Macht gekommen.
Die Gegenseite, also Gbagbo und seine Leute, fahren verbale Geschütze gegen Ouattara auf: Angeblich sollen Videos zirkulieren, die ivorische Rebellenführer zeigen; diese behaupten, sie seien mit Ouattara verbündet gewesen.
Unsichere Lage
Die Angst vor Gewalt nimmt in der Elfenbeinküste wenige Tage vor der Stichwahl zu, während die erste Wahlrunde überraschend ruhig verlaufen war. Aus Angst vor Gewalt zwischen Anhängern der verschiedenen Lager waren viele Menschen in der Wirtschaftsmetropole Abidjan in ihren Häusern geblieben. Auch in der ehemaligen Rebellenhochburg Bouaké herrschte bei der ersten Wahlrunde gespannte Ruhe. Am Montag wurden Armeeeinheiten in den Norden des Landes verlegt. Sie sollen die Wahlen in dem von ehemaligen Rebellen geführten Landesteil absichern.
Die Präsidentschaftswahl gilt als historisch. Zum ersten Mal seit zehn Jahren dürfen die Ivorer über ihren Präsidenten abstimmen. Nach einem Putschversuch gegen Präsident Laurent Gbagbo war das westafrikanische Land in einen Bürgerkrieg abgeglitten. Nord und Süd verfeindete sich; das Land zerbrach in zwei Teile. 2005 sollte dann eigentlich gewählt werden - die Wahl wurde aber sechs Mal verschoben.
Autorin: Christine Harjes (dpa,AP, afp)
Redaktion: Klaudia Pape