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Deutsch lernen

Schlachten

Utz, Michael16. November 2009

Das Schlachten ist fast so alt wie die Menschheit selbst. Der Bezug zum Schlachttier ist jedoch vor allem in Industrieländern verlorengegangen. Große Schlachten bleiben inzwischen den Geschichtsbüchern überlassen.

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Zunächst eine Begriffserklärung: Töten ist nicht gleich schlachten. Eine ganze Rinderherde wird beispielsweise getötet, weil sie eine hochansteckende Krankheit hat. Diese Tötung geschieht blutlos, damit eventuell infektiöses Blut gar nicht erst austreten kann. Das Tier wird dann vollständig beseitigt, sprich verbrannt. Anders ist das beim Schlachten: Das Schlachttier muss zum Zwecke der Fleischgewinnung ausbluten.

Schlacht(en) und schlachten

Ein Tier schlachten heißt, es zum Zwecke der Nahrungsgewinnung zu töten. "Schlachten" gibt es aber auch als Substantiv und groß geschrieben. Dann ist es der Plural von "Schlacht". Schlachten sind kriegerische Handlungen. Es gibt Feldschlachten, Seeschlachten, Abwehrschlachten, Panzerschlachten und auch Luftschlachten.

Der Wortursprung ist aber ein und derselbe: Schlacht, mittelhochdeutsch "slaht" (die germanische Wurzel lautet "slah") bedeutet immer "Tötung" oder auch "Hinschlachtung". In der Tat werden ja in jeder Schlacht Menschen getötet, und wenn dies besonders grausam geschieht, kann man auch sagen, sie werden abgeschlachtet.

Kampfwort

"Schlacht" und "schlachten" haben eine gemeinsame Wortwurzel: das Verb "schlagen". Die enge Verwandtschaft zwischen den Wörtern wird deutlich, wenn man sich den Wortsinn von "schlagen" vergegenwärtigt. Ein lebendes Wesen teilt den Schlag aus, der Schlag trifft ein Objekt, der Schlag selbst wird mit einem Werkzeug ausgeführt.

Schlagen ist ein Kampfwort. Auf dem Schlachtfeld, dort wo die Schlacht geschlagen wird, werden dem Feind schwere Schläge zugefügt. Die Werkzeuge haben sich im Laufe der Zeit geändert.

"Waterloo" und Schlachtenbummler

Die moderne Schlacht ist - handelt es sich um eine Feldschlacht - ein aus verschiedenen Gefechten bestehender Kampf zwischen größeren militärischen Einheiten. Es gibt außerordentlich berühmte Schlachten. Zum Beispiel die Völkerschlacht bei Leipzig oder die Schlacht von Waterloo, in der Napoleon 1815 vernichtend geschlagen wurde. Von 140.000 Soldaten fielen 60.000. In der Schlacht wird nicht gestorben, in der Schlacht fällt man.

"Sein Waterloo erleben" bedeutet im übertragenen Sinne "eine schwere Niederlage einstecken müssen". Übrigens ist Waterloo das meistbesuchte Schlachtfeld Europas. Das Wort "Schlachtenbummler" - eine gängige Bezeichnung für Besucher von Fußballspielen - ist während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 aufgekommen. Da gab es tatsächlich Zivilisten, die aus Neugier und Sensationslust an die Front reisten. Diese wurden "Schlachtenbummler" genannt.

Hausschlachtung

Tiere werden inzwischen massenhaft geschlachtet, anders als früher. Und was früher selbstverständlich war, nämlich die Hausschlachtung, wird inzwischen weitgehend nur noch in ländlichen Gebieten praktiziert. Das Schlachttier wurde, wenn es schlachtreif war, geschlachtet, ohne dass es in Lastwagen den elend langen Weg zum Schlachthaus zurücklegen musste.

Auf der Schlachtbank wurde es vom Schlachter zerlegt und in den meisten Fällen gab es dann ein Schlachtfest. Dieses war ursprünglich ein richtiges Festessen. In zweierlei Hinsicht.

Schlachtfest

Am sauber gedeckten Tisch setzte man sich nieder und aß frische Wurst und frisches Fleisch. Meist wurde den Nachbarn eine Schlachtschüssel mit den dampfenden Köstlichkeiten gebracht und es wurde ein Dankgebet gesprochen. So wurde wie bei den Griechen und Römern, den Kelten und vielen Naturvölkern auch dem getöteten Tier Ehre erwiesen.

Auch bei verschiedenen Religionen wird eine Art Schlachtfest gefeiert. Im Judentum und im Islam ist das rituelle Schlachten als "Schächten" bekannt. Eines der höchsten Feste der Moslems ist das Opferfest. Es fällt auf den letzten Tag der Wallfahrt nach Mekka. Jeder Muslim, der finanziell dazu in der Lage ist, muss ein Tier opfern. Auch dieses Fleisch wird mit Verwandten und Freunden geteilt.

Bedeutungsverlust

In Zeiten der Massentierhaltung und -schlachtung, in denen das Fleisch aus der Fleischtheke im Supermarkt kommt, ist diese Einzelstellung des Tieres verlorengegangen. Außer wenn es um die traditionelle Weihnachtsgans oder den Truthahn zum amerikanischen Erntedankfest, dem Thanksgiving, geht. Da steht dann das Tier im Mittelpunkt. Allerdings meist nicht selbst geschlachtet.

Fragen zum Text

Von einer Schlacht spricht man, wenn …

1. Soldaten gegeneinander kämpfen.

2. Tiere getötet werden.

3. Kinder miteinander rangeln.

Wenn man sprichwörtlich sein Waterloo erlebt, dann …

1. hat man die Stadt Waterloo gesehen.

2. liebt man den Song der Musikgruppe Abba.

3. hat man bei einer Sache verloren.

Das Opferfest findet statt während der Pilgerfahrt nach …

1. Medina.

2. Mekka.

3. Lourdes.

Arbeitsauftrag

Stellen Sie sich vor, es gäbe noch keine Supermärkte. Sie müssen ein Tier für ein Fest schlachten, haben dies aber noch nie gemacht. Beschreiben Sie in einem Text, wie Sie vorgehen würden.

Autor: Michael Utz

Redaktion: Beatrice Warken