Schalke wirft Gladbach raus
16. März 2017Patrick Hermann konnte es nicht glauben, leer sein Blick, verzweifelt seine Miene - so nah war das Viertelfinale, sogar einen Zwei-Tore-Vorsprung hatte sich Borussia Mönchengladbach erspielt. Doch als der Schlusspfiff ertönte im Borussia-Park, blieb von all den Gladbacher Vorteilen nichts mehr übrig: Durch die zwei Auswärtstore beim 2:2 (0:2) schafften es die Schalker in die nächste Runde und dürfen weiter von der Wiederholung des Titel-Coups von vor 20 Jahren träumen. "Es war ein sehr bitterer Tag für uns", bilanzierte Hermann beim TV-Sender "Sky". "Wir dürfen so einen Vorsprung nicht mehr herschenken."
Dabei war die Borussia mit einem leichten Vorteil in das Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Schalke gegangen. Beim 1:1 auf Schalke schossen sie das wichtige Auswärtstor. So war klar, dass "Königsblau" mindestens einen Treffer erzielen musste, um noch Chancen auf das Weiterkommen zu haben.
Borussia erspielt Zwei-Tore-Vorspung
Die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking musste verletzungsbedingt auf Kapitän Lars Stindl verzichten und schon nach 16 Minuten den nächsten Rückschlag verdauen: Fabian Johnson humpelte mit Oberschenkelproblemen vom Platz. All dies verkraftete die Borussia mehr als gut und hatte das nötige Quäntchen Glück dabei: Andreas Christensen sorgte in der 26. Minute für die 1:0-Führung - sein Schuss wurde von Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes unglücklich abgefälscht.
Zuvor hatte Josip Drmic aus aussichtsreicher Position knapp links neben das Tor geköpft. Auch Raffael bekam seine Chancen, verfehlte aber ebenfalls. Auf Schalke Seite wurde vor allem Guido Burgstaller gefährlich, auch Leon Goretzka prüfte Yann Sommer im Tor der Gastgeber.
Und so kam es, wie es manchmal kommt im Fußball: Aus einer eigentlich erneut aussichtsreichen Schalker Angriffaktion wurde ein blitzschneller Konter der Gastgeber. Nachdem Eric-Maxim Choupo-Moting den Ball am gegnerischen Strafraum leichtsinnig vertändelte, eroberte Gladbach den Ball, Raffael sah den mitgelaufenen Mahmoud Dahoud - und der sorgte für Fakten. Ein gewaltiger Schuss aus 25 Metern schlug in Schalker Kasten ein - Tormann Ralf Fährmann hatte weit vor dem Tor gestanden und nicht mit einem Torabschluss gerechnet. Der Borussia-Park bebte, das Spiel schien entschieden.
Schalke mit Schwung in Halbzeit zwei
Doch Schalke kam unbeeindruckt aus der Kabine - zwei Tore, und der Ruhrpott-Verein wäre weiter. Es waren gerade acht Minuten gespielt, da fühlten sich viele eingefleischte Fußballfans an eine kuriose Szene aus der Europapokal-Geschichte des Hamburger SV erinnert: Dort sorgte eine Papierkugel im UEFA-Cup-Halbfinale gegen Werder Bremen für eine verhängnisvolle Ecke, aus der das entscheidende Gegentor für den HSV resultierte. Auch im Borussia-Strafraum lief etwas gehörig schief: Der von Goretzka getretene Ball wurde durch eine Unebenheit im Boden unvorhersehbar hoch geschleudert und schlug zum 1:2 hinter Sommer ein. Schalke wieder im Spiel.
Und plötzlich wurde es still im weiten Stadion, nur noch die angereisten Gäste aus Gelsenkirchen gaben ihr Repertoire zum Besten. Da griff der englische Schiedsrichter Mark Clattenburg ein und entschied auf Hand-Elfmeter für den FC Schalke: Dahoud hatte den Ball allerdings keineswegs absichtlich berührt, den Arm sogar weggezogen. Eine klare Fehlentscheidung. Nabil Bentaleb scherte es nicht, er nahm sich den Ball und schloss entschlossen zum 2:2 ab. In diesem Moment war Schalke eine Runde weiter.
Die sowieso schon völlig offene Partie wurde nun zu einem offenen Schlagabtausch und einer intensiven Angelegenheit für beide Teams, die nun innerhalb weniger Wochen in Bundesliga und Europapokal zum insgesamt vierten Mal aufeinander trafen. Gladbach wirkte lange angeschlagen, fing sich aber wieder und rannte an - ein einziges Tor würde die Borussia ins Viertelfinale befördern. Beide Fanlager gaben alles, keiner wagte es, seinen Platz zu verlassen - nur Borussia-Geschäftsführer Max Eberl wurde vom Schiri-Gespann auf die Tribüne geschickt. Doch am Spielstand änderte sich nichts mehr.
Markus Weinzierl machte seinen Spielern ein Kompliment: "Der Wille war heute groß bei meiner Mannschaft", erläuterte der Schalke-Trainer beim TV-Sender "Sky". "Wir haben daran geglaubt und dann hat die Mannschaft die dritte Luft bekommen." Höwedes erklärte: Es war sehr nervenaufreibend. Wir haben uns nicht aufgegeben, haben uns das Beispiel von Barcelona vor Augen geführt. Jeder wollte unbedingt den Anschlusstreffer erzielen." Und Kollege Goretzka kündigte selbstbewusst an: "Wir wollen noch für Furore sorgen."
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