Leipziger Buchpreis geht an Saša Stanišić
13. März 2014"Das Bücherschreiben ist für mich ein weitaus weniger einsamer Job, als es nach außen wirken mag", sagte der Autor Saša Stanišić bei der Preisverleihung auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse. Für seinen Roman "Vor dem Fest" erhält der Autor den renommierten Leipziger Buchpreis in der Kategoerie Belletristik. "Ein Roman als furioser Chorgesang in Prosa", befand die Jury.
"Ich bin wahnsinnig überrascht und sehr, sehr froh", freute sich Saša Stanišić. Er habe auf die Mit-Nominierte Katja Petrowskaja getippt. "Ich hatte das Buch von Katja Petrowskaja gelesen und fand es grandios. Ich dachte: Das muss es werden". Neben ihm und Petrowskaja waren auch noch die Autoren Martin Mosebach, Per Leo und Fabian Hischmann für den Leipziger Buchpreis nominiert.
In seinem Buch wechselt Stanisic radikal die Perspektive. Der Roman spielt unter ehemaligen „Ossis“ in der Uckermark, einer dünn besiedelte Region in Ostdeutschland. Während seiner Arbeit an der Geschichte seien ihm die Dorfbewohner fast zu Freunden geworden. Der 36-Jährige beschreibt darin eine Nacht in der tiefsten Provinz. Im Dorf soll das jährliches Annenfest gefeiert werden. Die Nacht davor ist unruhig, die Protagonisten des Buches sind alle unterwegs. Jeder von ihnen hat etwas vor - Düsteres und weniger Düsteres. Was davon wird ihnen gelingen? Diese Frage treibt den Leser bis zur letzten der 320 Seiten voran.
Shootingstar der deutschen Literaturszene
Seit seinem grandiosen Romandebüt vor acht Jahren galt Stanišić als Shootingstar der deutschen Literaturszene. Mit dem Buch "Wie der Soldat das Grammofon repariert" schaffte er es 2006 auf Anhieb auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. Die Geschichte über ein Kind im Balkankrieg ist inzwischen in 30 Sprachen übersetzt und auch mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet worden.
Saša Stanišić ist im Osten Bosniens aufgewachsen. Nach der Besetzung seiner Heimatstadt durch serbische Truppen 1992 ist er mit seinen Eltern nach Deutschland geflohen. "Ich habe mich nie gegen die Sprache gewehrt und fand es ziemlich schnell sehr gut, dass ich Deutsch lerne", sagte er einmal in einem Interview. Ein Lehrer ermunterte ihn damals, seine anfangs auf Bosnisch geschriebenen Gedichte und Geschichten auf Deutsch zu verfassen. Nach dem Abitur ging er für einen Auslandsaufenthalt in die USA, später hing er noch ein Zweitstudium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig dran.
Weitere Preisträger
Den Preis in der Sparte Übersetzung vergab die Jury an Robin Detje. Er wird für seine Übertragung des Buches "Europe Central" von William T. Vollmann aus dem Englischen ausgezeichnet. Der Autor und Kulturwissenschaftler Helmut Lethen erhält den Leipziger Buchpreis in der Kategorie Sachbuch/Essayistik für sein Buch "Der Schatten des Fotografen".
Alle drei Auszeichnungen sind mit jeweils 15 000 Euro dotiert. Die gewonnene Summe sei eine Sichetheit zum Weiterschreiben, sagte Preisträger Saša Stanišić. "Da muss ich nicht weiterdenken über Brotjobs." Der Preis der Leipziger Buchmesse gehört zu den wichtigsten Literaturauszeichnungen im deutschsprachigen Raum.
az/hm (dpa(Leipziger Buchmesse)