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Politik

Save the Children: Von wegen "Nie wieder"!

2. September 2020

Vor fünf Jahren starb der Flüchtlingsjunge Alan Kurdi im Mittelmeer - ein Foto seines Körpers am Strand ging um die Welt. Und "noch immer sterben Kinder vor Europas Haustür", beklagt die Organisation "Save the Children".

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Wandgemälde Alan Kurdi
Alan Kurdi auf einem WandgemäldeBild: Getty Images/AFP/I. Mukherjee

Die Staats- und Regierungschefs der EU seien nach Alan Kurdis Tod die ersten gewesen, die "Nie wieder" postulierten, erklärte Anita Bay Bundegaard, die Europa-Direktorin der Organisation Save the Children. Doch seien Minderjährige inzwischen bei einer Flucht nach Europa noch größeren Risiken ausgesetzt.

"Noch immer sterben Kinder vor Europas Haustür und die Staats- und Regierungschefs sehen weg", kritisierte Bundegaard anlässlich der Veröffentlichung des Berichts "Protection Beyond Reach" (Schutz außer Reichweite). Mindestens 700 Kinder seien in den vergangenen fünf Jahren beim Versuch ums Leben gekommen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen.

Symbolbild Rettung von Migranten vor der Küste Libyens
Gefährliche Überfahrt nach Europa: Boot voller Migranten vor der Küste Libyens (Archiv)Bild: picture-alliance/dpa/J. Bourdin

In dem Bericht untersucht Save the Children, wie sich der Umgang der EU mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen seit 2015 verändert hat. Insgesamt beantragten demnach in den vergangenen fünf Jahren rund 210.000 unbegleitete Minderjährige Asyl in der Europäischen Union. Die meisten stammten aus Afghanistan, Syrien und Eritrea und lebten in Deutschland, Griechenland, Italien und Schweden. Die tatsächliche Zahl alleinreisender Kinder und Jugendlicher sei aber vermutlich deutlich höher. Viele von ihnen führten ein Schattendasein und seien von Polizeigewalt, Ausbeutung und Missbrauch bedroht.

Bleiberecht fraglich

Die Chance auf ein Bleiberecht in der EU sei in den vergangenen Jahren deutlich gesunken, heißt es in dem Bericht weiter. Die unbegleiteten Kinder und Jugendlichen lebten in ständiger Angst, inhaftiert oder abgeschoben zu werden. Viele EU-Staaten hätten ihre Grenzen geschlossen und ihre Maßnahmen verschärft - so würden etwa Kinder eingesperrt und Familienzusammenführungen erschwert. "Es ist inakzeptabel, wie Europa Kinder in ihrer größten Not behandelt", betonte Bundegaard.

Griechenland Athen Airport unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vor Abflug
Reise nach Deutschland: Minderjährige Flüchtlinge besteigen in Griechenland ein Flugzeug (Archiv)Bild: DW/N. Ziogas

Die EU müsse die Kinderrechte bei einer Reform der Asyl- und Migrationspolitik ins Zentrum rücken, fordert Save the Children. Kinder sollten nach ihrer Ankunft unverzüglich Zugang zu Asyl und Schutz erhalten. Minderjährige dürften nicht inhaftiert werden. Zudem seien mehr legale Wege nach Europa nötig. Bundegaard: "Europa muss Lehren aus der Vergangenheit ziehen. Eine neue Migrationspolitik darf nicht auf Kosten von Kinderleben gehen."

wa/rk (kna, epd, afp)