1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Reise

Der Klimawandel treibt die Weinanbaugebiete in den Norden

Sertan Sanderson
2. August 2019

Die traditionellen Weinanbaugebiete Europas könnten bald Geschichte sein, wenn der Klimawandel weiter fortschreitet. Eine Chance für weiter nördlich gelegene Regionen?

https://p.dw.com/p/3NBHD

Bacchus, der Gott des Weins, reiste der Legende nach bis nach Indien, um alles über die Kunst des Weinanbaus zu erfahren. Heute findet man vergleichbar günstige klimatische Bedingungen zunehmend in Ländern, die man mit dem Weinanbau sonst gar nicht in Verbindung bringt. Mittlerweile finden Weinliebhaber sogar Geschmack an Traubensäften aus Skandinavien und Sibirien.

Ein Grund dafür ist die globale Erwärmung, eine Herausforderung für die Winzer in den traditionellen europäischen Weinregionen. Sie müssen nach neuen Wegen suchen, um ihre Ernte hitze- und dürrebeständiger zu machen. Die Vereinten Nationen prognostizieren nämlich, dass die Weinanbaugebiete auf der nördlichen Hemisphäre in den kommenden Jahrzehnten im Durchschnitt bis zu 180 Kilometer weiter nach Norden wandern könnten.

Wenn sich diese Tendenz fortsetzt, könnte der Ertag in traditionellen Weinregionen deutlich sinken, während andere, bislang kaum relevante Gebiete von der Verschiebung profitieren.

Erste Anzeichen für diese Entwicklung zeigen sich in Südengland, Schweden und Kanada. Dort entstehen neue Weinlagen, Winzer probieren neue Sorten und entdecken neue Methoden. Traditionelle Weinhersteller aus dem Süden müssen sich allmählich mit neuen Konkurrenten aus dem Norden messen.

Alter Wein in neuen Flaschen

Die Winzer in Südfrankreich, auf der Iberischen Halbinsel und auch in Südafrika werden zunehmend nervös und versuchen, sich dem Klimawandel anzupassen. Sie experimentieren mit dem Anbau widerstandsfähigerer Rebsorten oder erschließen neue Lagen, die bisher nicht als geeignet galten. Auf der anderen Seite perfektionieren auch die Winzer in bisher vernachlässigten Gebieten ihre Produkte. Ihre exotischen Weine sind nicht mehr nur eine Fußnote sondern erregen Aufsehen bei den Weinliebhabern.

Es gibt mit dem "Cool Climate Wines Award" sogar eine alljährliche Auszeichnung für Weine aus nördlichen Regionen. Unter den Gewinnern 2019 gibt es zwar kaum Produkte etwa aus skandinavischen Ländern, aber der Wettbewerb zeigt die Richtung an, mit Weinen aus Rumänien, Polen, Tschechien und mehreren deutschen Regionen.

Ein ähnlicher Wettbewerb in den USA prämiert Weine aus nördlichen Bundesstaaten wie Minnesota oder South Dakota und beschränkt sich nicht auf die Platzhirsche aus dem kalifornischen Napa Valley. Selbst Skandinavien und Russland scheinen auf dem besten Weg, ihren Schnaps und Wodka gegen einen guten heimischen Wein einzutauschen.

Und in Deutschland? Da werden in traditionellen Weißwein-Regionen wie an der Mosel und im Ahrtal vermehrt auch Rotweine produziert. Außerdem entstehen auch in ungewöhnlichen Regionen neue Weinlagen. Wie auf der nordfriesischen Insel Föhr, die an Dänemark grenzt, oder in der Uckermark, 100 Kilometer nordöstlich von Berlin.

Mehr über einige der nördlichsten Weine der Welt, finden Sie in der Bilder-Galerie oben.