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Saudi-Arabien kauft fremde Ackerflächen

8. Dezember 2009

Der Wüstenstaat gehört zu den reichsten Ländern der Erde. Auch im weltweiten Wettbewerb um Ackerland in ärmeren Staaten steht der Ölstaat ganz weit vorn und betreibt Landwirtschaft in andern Ländern

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Saudi-Arabien König Abdullah(Foto:DW)
Saudi-Arabien König Abdullah hat gut lachen - sein Land ist eines der reichsten Länder weltweitBild: AP Graphics/DW

Für die Saudis war es ein historischer Moment, als 1962 der Startschuss für die "Arabisch-Saudische Agrarbank" fiel. Damit wollte der wasserarme Wüstenstaat damals einen eigenen Agrarsektor aufbauen, der einen Großteil des Nahrungsmittelbedarfs im Land decken sollte. Die auf eigenem Boden und mit enormem Finanzaufwand subventionierte Getreide-Ernte wurde als "nationales" Produkt gefeiert. Ein Wirtschaftszweig, der sich allerdings rasch als nicht zukunftsfähig erwies. "Der Agrarsektor musste sich neuen nationalen sowie internationalen Herausforderungen stellen: erstens die zunehmende Liberalisierung des Welthandels. Und zweitens die stetige Verknappung des Grundwassers" , sagt Abdallah Al-Oubaid, Staatsminister im saudischen Landwirtschaftsministerium. Die Öffnung der Weltmärkte machte die Subventionierung nationaler Produkte überflüssig, und die Wasserverknappung die Landwirtschaft noch teurer. So wurde entschieden, den Anbau von Getreide nach nur acht Jahren komplett einzustellen.

Systematischer Ankauf von Ackerland

Saudi Arabien Wüstenlandschaft (Foto:AP)
Damit die lahmende Wirtschaft Wüstenstaat Saudi-Arabien wieder auf die Beine kommt...Bild: AP

Dennoch präsentierten saudische Bauern Anfang 2009 König Abdullah eine "nationale" Ernte - die zwar von saudischen Feldern stammt, aber aus Äthiopien kommt. Es war ein offizieller Akt, der das Engagement des Staates beim Erwerb von Ackerflächen im Ausland demonstrieren sollte. Abdallah Al-Oubaid gehört einem ministerübergreifenden Komitee an, das die Machbarkeit und die Rahmenbedingungen von Agrarinvestitionen im Ausland prüfen soll und Förderprogramme für saudische Investoren entwickelt, die an diesem Geschäft interessiert sind. 800 Millionen US-Dollar wurden dafür zur Verfügung gestellt. Der Staat folgte damit lediglich einem Trend, denn der systematische Aufkauf von Ackerland durch saudische Investoren hatte bereits Jahre zuvor begonnen. Das Königreich tätige die Investitionen nicht selbst, es biete lediglich Anreize und Unterstützung an, versichert Abdallah Al-Oubaid, denn Agrarinvestitionen seien zugleich wichtig und riskant. Den Einstieg ins umstrittene Geschäft verteidigt er als unabdingbare und weise Entscheidung.

Wirklich nur von Vorteil?

Bauer in Äthiopien (Foto:AP)
...kaufte Saudi-Arabien kurzerhand Ackerland in ärmeren Staaten wie Äthiopien...Bild: AP

Ein wirtschaftliches und politisches Abenteuer, meint hingegen der saudische Wirtschaftsexperte Mohammed Alqunaibet. Seiner Ansicht nach zwingen Auslandsinvestitionen das Land dazu, den Importregeln der Zielländer zu folgen. Bestehe dort Bedarf an Lebensmitteln, so müsse die Ernte natürlich in dem Produktionsland bleiben. Zudem sei man von der politischen Lage vor Ort abhängig. Denn alleine wegen seiner Verpflichtungen in der Welthandelsorganisation werde Saudi Arabien Lebensmittel, unabhängig von deren Herkunft, sowieso zum Weltmarktpreis beziehen müssen. Und da vor allem Grundnahrungsmittel wie Getreide auch in diesem Fall für den Endverbraucher subventioniert werden müssten, sehe er keinen Vorteil gegenüber der aktuellen Importlage, sagt Alqunaibet. "Nahrungsmittel sind ein sensibles Thema und solche Investitionen werden nur dem Ruf unseres Landes schaden." Abdallah Al-Oubaid beteuert hingegen, dem Königreich sei seine internationale Verantwortung bewusst.

Saudische Investitionen als Lösung für Nahrungsmittelkrise

Mohammad Al-Doulaimi, Wirtschaftsexperte aus dem Irak, sieht Agrarinvestitionen im Ausland im Allgemeinen sehr kritisch. Doch im Falle von Saudi-Arabien hat er wenig Bedenken. Bei saudischen Investitionen würden in den Zielländer Arbeitsplätze geschaffen, was ein Vorteil sein könne. "Außerdem wird die nationale Lebensmittelproduktion dort gesteigert", sagt Al-Doulami. Deshalb denkt er, dass die saudischen Investitionen durchaus helfen könnten, die weltweite Nahrungsmittelkrise zu bewältigen.

Äthiopien Arbeiter (Foto:Brot für die Welt)
...und lässt dieses von einheimischen Bauern bestellen.Bild: Helge Bendl

Dennoch müssten die Investitionen den einheimischen Kleinbauern gegenüber fair und gerecht gestaltet werden, wenn es beispielsweise um Konflikte über das Grundeigentum gehe. Das sei nicht nur Aufgabe des Ziellandes, wenn Saudi Arabien an langfristigen Projekten interessiert sei. Und das scheint das Königreich zu sein. In den "Fond für Landwirtschaftliche Entwicklung" werden zusätzlich zu den 800 Millionen US-Dollar Startkapital bald weitere Millionen fließen.

Autor: Khalid El Kaoutit

Redaktion: Michaela Paul