Südafrika: ANC vor Verlust der absoluten Mehrheit
30. Mai 2024In Südafrika deuten frühe Ergebnisse der Parlamentswahl auf einen erstmaligen Verlust der absoluten Mehrheit des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) seit 30 Jahren hin. Nach Auszählung von 17 Prozent der Wahllokale liege der ANC von Präsident Cyril Ramaphosa bei gut 42 Prozent der Stimmen, teilte die Wahlkommission in Pretoria mit.
Demnach kommen die wirtschaftsfreundliche Mitte-Rechts-Partei Demokratische Allianz auf knapp 26 Prozent und die marxistisch ausgerichteten Kämpfer für wirtschaftliche Freiheit (EFF) auf gut acht Prozent der Stimmen. Diese Partei wird von Ex-ANC-Funktionär Julius Malema angeführt.
Am Mittwochabend waren die Wahllokale noch mehrere Stunden nach dem offiziellen Ende der Stimmabgabe offen geblieben. Die Wahlkommission hatte entschieden, jeder, der darauf wartete, seine Stimme abzugeben, solle dies auch machen können. Noch nach Einbruch der Dunkelheit gab es kilometerlange Schlangen vor den Stimmlokalen. Die Wahlbehörde geht davon aus, dass die Beteiligung deutlich über den 66 Prozent der Abstimmung von 2019 liegen wird.
27,6 Millionen Bürger in Südafrika konnten über die Besetzung des 400 Sitze starken Parlamentes in Pretoria abstimmen, das im Juni dann den neuen Staatschef bestimmen wird. Die Wähler entschieden am Mittwoch auch über die künftige Zusammensetzung der neun Provinzversammlungen.
Der ANC regiert Südafrika seit dem Ende der Apartheid vor 30 Jahren. Doch die Popularität der Partei hat durch Korruptionsfälle, Arbeitslosigkeit vor allem unter Jugendlichen, weit verbreitete Kriminalität und illegale Einwanderung gelitten. Sollte sich der Trend der ersten Ergebnisse bestätigen, wird die Partei auf einen Koalitionspartner angewiesen sein.
sti/pg (afp, dpa, rtr)