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Politik

Russisch-türkische Militärkooperation steht

29. Dezember 2020

Trotz der angekündigten US-Sanktionen will die Türkei sich weiter mit russischen Waffen eindecken. Beim Treffen der Außenminister wurde über eine Vertiefung der Zusammenarbeit beraten.

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Russland Moskau | S-400 Raketenabwehrsystem
Das russische Raketenabwehrsystem S-400 soll auch eindringende Kampfflugzeuge treffen könnenBild: Getty Images/AFP/A. Nemenov

Obwohl die US-Regierung in diesem Zusammenhang Sanktionen angekündigt hat, baut die Türkei ihre Rüstungskooperation mit Russland aus. Außenminister Mevlüt Cavusoglu besuchte seinen russischen Amtskollegen Sergej Lawrow in der Schwarzmeerstadt Sotschi. Nach dem Treffen sagte Lawrow: "Wir haben mit der Türkei unsere gegenseitige Absicht bestätigt, unsere militärisch-technische Zusammenarbreit auszubauen." Russlands Präsident Wladimir Putin schätze die Entschlossenheit Ankaras, diese Zusammenarbeit "trotz des illegitimen Drucks aus Washington fortzusetzen".

Streit seit 2017

Die Mitte Dezember ausgesprochenen US-Sanktionen sind der jüngste Schritt einer längeren Entwicklung: Die Regierung in Washington hat künftige Waffenlieferungen an die türkische Rüstungsbehörde SSB untersagt. Hochrangige SSB-Mitarbeiter dürfen nicht mehr in die USA einreisen. US-Außenminister Mike Pompeo begründete den Schritt mit dem Ziel, russischen Profit an dem Verkauf zu verhindern.

2017 hatte das NATO-Mitgliedsland ein neues Raketenabwehrsystem gekauft - und sich dabei ausgerechnet für das russische S-400 entschieden. Die Bündnispartner, insbesondere Washington, befürchten, dass darüber sensible Daten der NATO an den geopolitischen Rivalen abfließen könnten. Als Reaktion warfen die USA bereits die Türkei aus dem Produktionsprogramm für die neue Generation der F35-Kampfflugzeuge.

Die Türkei beteuert, S-400 zu nutzen, ohne es in die Kontrollsysteme der NATO einzubinden. Beim Treffen in Sotschi sagte Cavusoglu, die USA hätten weiterhin Dialogbereitschaft signalisiert. "Worum auch immer es geht, auch hinsichtlich des S-400, regeln wir die Probleme am liebsten im Dialog."

Russland Sergej Lawrow Mevlüt Cavusoglu Sotschi
Die Außenminister Russlands und der Türkei, Sergej Lawrow und Mevlüt Cavusoglu, beim Treffen in SotschiBild: Russian Foreign Ministry Press Office/ITAR-TASS/imago images

Cavusoglu sagte, die Türkei verstehe ihre Verbindung mit Russland nicht als Alternative zu ihren Beziehungen mit der NATO und der Europäischen Union. Mit der EU gibt es neben der Verteidigung ein weiteres Konfliktfeld: Das Staatenbündnis erwägt Sanktionen, weil die Türkei auch in Mittelmeerregionen nach Erdgasfeldern sucht, die die EU-Staaten Griechenland beziehungsweise Zypern als ihre Hoheitsgebiete beanspruchen.

Partner auch bei Corona-Impfung

Unterdessen haben sich Cavusoglu und Lawrow noch auf ein weiteres Metier der Zusammenarbeit verständigt: Die Türkei bat Russland um weitere Informationen zum Corona-Impfstoff Sputnik V. "Ziel dieser Kooperation ist nicht nur die Bereitstellung des Impfstoffs, sondern auch seine Produktion in der Türkei, sagte Cavusoglu.

Neben dem russischen Präparat soll in der Türkei auch der Wirkstoff des chinesischen Herstellers Sinovac verimpft werden - 50 Millionen Dosen sind bereits bestellt. Nach Verzögerungen sollen die ersten drei Millionen Dosen in dieser Woche bereitgestellt werden. Weiterhin hat die Türkei 4,5 Millionen Dosen von BioNTech-Pfizer bestellt. Ein eigener Impfstoff ist ebenfalls in Arbeit.

ehl/sti (afp, rtr)