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Russland und Rumänien wollen Molotow-Ribbentrop-Pakt neu bewerten

25. Februar 2002

– Gesucht wird auch nach einer Lösung des Problems mit den Wertgegenständen, die während des Ersten Weltkrieges aus Rumänien nach Russland gebracht wurden

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Moskau, 21.2.2002, INTERFAX.RU, russ., aus Bukarest, Ksenija Golowanowa

Im Vorfeld seines Besuches in Moskau hat der Premierminister Rumäniens, Adrian Nastase, INTERFAX ein Interview gegeben. (...)

Frage:

Wie bewerten Sie das heutige Niveau der Beziehungen zwischen Russland und Rumänien? Welche Richtungen der bilateralen Zusammenarbeit halten Sie für die aussichtsreichsten?

Antwort:

Ich bin der Ansicht, dass das heutige Niveau der Beziehungen zwischen Rumänien und der Russischen Föderation weder unseren Wünschen, noch den Wünschen unserer russischen Partner entspricht. Ich hoffe, dass die in Moskau bevorstehenden Gespräche helfen werden, die vorteilhafteste Richtung unserer künftigen Beziehungen zu bestimmen. Von unserem Standpunkt her kann die Zukunft nur gut aussehen.

Frage:

Wann kann Ihrer Meinung nach die Arbeit am russisch-rumänischen zwischenstaatlichen Grundlagenvertrag abgeschlossen werden? Sind heute die prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten zwischen Moskau und Bukarest aus dem Weg geräumt, was den Wortlaut dieses Dokumentes angeht, darunter auch über die Neubewertung des Molotow-Ribbentrop-Paktes?

Antwort:

Ich möchte unterstreichen, dass die Verhandlungen über den politischen rumänisch-russischen Grundlagenvertrag als Ergebnis des Besuches des Außenministers Rumäniens, Mircea Geoana, im Oktober 2001 in Moskau wieder aufgenommen wurden und jetzt dynamisch verlaufen. In den letzten zwei Monaten 2001 haben bereits zwei Verhandlungsrunden stattgefunden. Während dieser Treffen war ein optimistisches politisches Signal zum Abschluss der Verhandlungen über den politischen Vertrag gegeben worden.

Was den Molotow-Ribbentrop-Pakt angeht, so möchte ich präzisieren, dass es zwischen unseren Seiten keine Meinungsverschiedenheiten bezüglich der prinzipiellen Erörterung dieses Paktes gibt. Jetzt wird darüber verhandelt, in welchem Maße und auf welche Art diese Problematik im bilateralen Dokument widerspiegelt werden soll.

Natürlich ruft der Zweite Weltkrieg bei uns beiderseitige traurige Erinnerungen hervor, und wir sind der Meinung, dass es richtig wäre, diese Tatsache gerecht wiederzugeben.

Ich hoffe, dass meine Gespräche in Moskau die Dynamik der Verhandlungen beschleunigen werden, damit der rumänisch-russische Grundlagenvertrag, an dessen Wortlaut die Arbeit praktisch abgeschlossen ist, sowie der Vertrag über die bilateralen Beziehungen während des Besuches des Präsidenten Rumäniens, Ion Iliescu, unterzeichnet werden können.

Frage:

Ist denn festgelegt worden, wann dieser Besuch stattfindet?

Antwort:

Der Besuch des Präsidenten Rumäniens, Ion Iliescu, wird in der ersten Hälfte 2002 stattfinden. Der konkrete Zeitpunkt wird noch präzisiert. (...)

Frage:

In welchem Stadium befindet sich die Lösung der Frage über die Tilgung der Schulden der ehemaligen UdSSR bei Rumänien?

Antwort:

Die Art und Weise, auf die die Schulden getilgt werden sollen, die infolge des bilateralen Clearings zwischen Rumänien und der ehemaligen UdSSR entstanden sind, ist in einem bilateralen Vertrag aus dem Jahr 1999 festgelegt worden. Wir sind mit der russischen Seite übereingekommen, die Verschuldung durch Ratenzahlungen – durch Lieferung von Ausstattung für die Energiewirtschaft – zu tilgen, in diesem Jahr werden wir die letzte Ausstattung bekommen.

Erörtert wird auch die Frage, wie der rumänischen Seite ihr Beitrag zum Bau der Aufbereitungsanlage Krywyj Rih (Ukraine – IF) kompensiert werden kann. Es geht um die Erstattung der Kosten für die Ausstattung, die Rumänien an einzelne Betriebe geliefert hat (die am Bau der Aufbereitungsanlage beteiligt waren), die heute außerhalb der Ukraine, unter anderem in der Russischen Föderation liegen. Die Erstattung der rumänischen Investitionen, zu denen es aufgrund des Abkommens (zwischen Rumänien und der ehemaligen UdSSR – IF) über die Zusammenarbeit beim Bau der Aufbereitungsanlage Krywyj Rih gekommen war, ist derzeit ebenfalls Gegenstand von Verhandlungen. (...)

Frage:

Wie sieht heute der Standpunkt von Bukarest bezüglich des Goldes aus, das Anfang des 20. Jahrhunderts nach Russland ausgeführt worden war? Will die rumänische Seite dieses Problem auf offiziellem Niveau mit Russland anschneiden?

Antwort:

Allgemein bekannt ist, dass während des Ersten Weltkrieges, in einer für unseren Staat komplizierten Periode, die größten staatlichen und privaten Wertgegenstände aus Rumänien ins zaristische Russland gebracht wurden. Diese Wertgegenstände sind für uns von riesiger sowohl materieller als auch geistiger Bedeutung. Experten beider Staaten müssen sich ausführlich damit beschäftigen. Wir hoffen, eine effiziente Lösung dieses Problems zu finden. (lr)