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Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate bereiten Vertrag über Entwicklung und Lieferung von Waffen im Volumen von vier Milliarden Dollar vor

9. Oktober 2002

- Neues Raketenabwehrsystem soll entwickelt werden

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Moskau, 7.10.2002, KOMMERSANT, russ., Konstantin Landratow

Die Russische Föderation und die Vereinigten Arabischen Emirate werden, wie "Kommersant" ermittelte, in der nächsten Zeit einen Vertrag im Volumen von vier Milliarden Dollar unterzeichnen. Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen dabei nicht den Erwerb bereits vorhandener Waffen, sondern die Entwicklung eines Raketenabwehrsystems neuer Generation finanzieren, mit dem die Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate und der Russischen Föderation ausgerüstet werden sollen. Für die russische Rüstungsindustrie eine völlig neue Situation.

Die militärtechnische Zusammenarbeit zwischen Russland und den Vereinigten Arabischen Emiraten auf dem Gebiet der Raketenabwehrsysteme begann im Jahr 2000, als das Verteidigungsministerium dieses Landes mit dem Gerätebau-Entwicklungsbüro Tula einen Vertrag über 734 Millionen Dollar für die Lieferung von 50 Flugabwehrkomplexen "Panzir-S1" unterzeichnete. Der Vertrag sieht den Bau (im Laufe von zwei Jahren) einer Weiterentwicklung des "Panzir"-Komplexes und die Lieferung der fertigen Produktion in den Jahren 2002 bis 2005 vor. Das ist der größte Vertrag, den ein Unternehmen des Militär- und Industriekomplexes mit einem ausländischen Auftraggeber unterzeichnet hat. Vorher wurden die meisten ähnlichen Geschäfte über Vermittler gemacht. Ein solcher ist derzeit "Rosoboronexport".

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben beschlossen, ein prinzipiell neues Mehrzwecksystem der Verteidigung von Objekten und Militäreinheiten zu schaffen. Dazu sollen eine ganze Reihe von Ziel- und Ortungsmitteln sowie Datenverarbeitungsgeräte und Systeme für elektronische Gegenmaßnahmen gehören. Weil die taktischen und technischen Forderungen an das System sogar die noch nicht angenommenen, sondern sich erst in Russland im Test befindenden Raketenabwehrsysteme der Generation 4+ übersteigen, bezeichnen die daran arbeitenden Wissenschaftler dieses System als "System der fünften Generation".

An diesem System arbeitet seit über einem Jahr die Wissenschaftliche Produktionsvereinigung "Almas". Berücksichtigt man jedoch, dass es ein komplexes System werden soll und gegen mehrere Entfernungs- und Höhenbereiche wirken soll, kann "Almas" allein die ganze Arbeit nicht erledigen. Deshalb ist im Frühjahr dieses Jahres die Schaffung des Konzerns PWO "Almas-Antej" beschleunigt worden, der 43 Unternehmen der Branche vereinigt. Zum Vorsitzenden des Direktorenrates des Konzerns wurde der stellvertretende Leiter der Präsidentenadministration, Wiktor Iwanow, gewählt. Es wird erwartet, dass dem Konzern das Recht eingeräumt wird, selbständig außenwirtschaftlich tätig zu werden. Der prinzipielle Beschluss darüber war am 3. Oktober bei einer Sitzung der Kommission für militärtechnische Zusammenarbeit beim Präsidenten gefasst worden, die Wladimir Putin persönlich abhielt.

Die Wissenschaftliche Produktionsvereinigung "Almas" geht davon aus, dass der Vertrag bereits 2003 unterzeichnet wird. Zu diesem Zeitpunkt werde die Vereinigung auf eigene Kosten einen Vorentwurf des Systems erarbeiten. Sollte dieser die Auftraggeber zufrieden stellen, werden die Vereinigten Arabischen Emirate damit beginnen, die Entwicklung aller Bestandselemente zu finanzieren. Etwas ganz besonderes ist auch, dass die Produktionsvereinigung "Almas" vorschlägt, dieses System ins Programm der Ausrüstung der russischen Streitkräfte aufzunehmen. Auf diese Weise würden die Vereinigten Arabischen Emirate die Arbeiten am System auch für Russland mitfinanzieren. Vorläufig, mindestens in den kommenden fünf bis sieben Jahren, sei nicht vorgesehen, dieses System an andere Staaten außer die Vereinigten Arabischen Emirate zu liefern. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist das eine Bedingung des ausländischen Auftraggebers, der Russland zustimmte.

Auch die Summe, mit der der Vertrag bewertet wird, ist für die russische Rüstungsindustrie beispiellos. Den bis jetzt größten Militärvertrag (3,3 Milliarden Dollar) hat "Rosoboronexport" im Dezember 2000 mit dem indischen Verteidigungsministerium geschlossen. Dieser sieht den Verkauf der Lizenz für die Herstellung der Su-30MKI-Flugzeuge in Indien im Laufe von 17 Jahren vor. Die Summe des neuen Vertrages entspricht dem jährlichen Gesamtumfang der militärtechnischen Zusammenarbeit Russlands mit anderen Staaten, der im letzten Jahr 4,2 Milliarden Dollar betrug. Es wird übrigens erwartet, dass die Wissenschaftliche Produktionsvereinigung "Almas" im Dezember dieses Jahres einen weiteren großen Vertrag über die Lieferung von S-300PMU-"Favorit"-Systemen für eine Milliarde Dollar an Südkorea unterzeichnen wird. Damit sollen russische Schulden bei diesem Land abgebaut werden. (...) (lr)