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Russland und das Atommüll-Problem

2. August 2002

- Die Halbinsel Kola will ihre "strahlenden" Deponien endlich los werden

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Moskau, 1.8.2002, NTW Mir, russ.

Auf der Halbinsel Kola ist mit der Vernichtung verbrauchten atomaren Brennstoffs von Atom-U-Booten begonnen worden. Tonnen von Atommüll waren über Jahrzehnte auf einem Sondergelände am Motowskij Golf gelagert worden. Nun ist es eine riesige Deponie chemischer Stoffe, die lebensbedrohlich sind. Unser Korrespondent Igor Sorokin berichtet aus dem Gebiet Murmansk:

"Mehr als 30 Jahre lang lagerte die Nordflotte hier am Motowskij Golf, an der Küste der Andrejew-Bucht, Atommüll von atomaren U-Booten. Dieser Militärstützpunkt galt stets nicht nur als der geheimste und unzugänglichste, sondern auch als der für die Umwelt gefährlichste. Mit der Zeit genügte er nicht mehr den Anforderungen, die an den Strahlenschutz gestellt werden und wurde zu einer wirklichen Umweltgefahr.

Alle Atommüll-Lager auf dem Stützpunkt waren lange Zeit voll, ja übervoll. Seit Beginn der neunziger Jahre war das Militär gezwungen, festen radioaktiven Müll im Freien zu deponieren. Etwa 7000 Tonnen todbringenden Materials haben sich hier angesammelt. Die Strahlung hier liegt beim Zehnfachen der zulässigen Norm. Die Führung der Nordflotte zerbrach sich lange den Kopf darüber, was mit dem Stützpunkt zu geschehen hat und wie er modernisiert werden könnte, obwohl es überhaupt keine Mittel dafür gab. Die Lösung kam vor zwei Jahren, als das Ministerium für Atomenergie die Verantwortung für den Stützpunkt und seine gesamte Infrastruktur von der Marine übernahm.

Es wurde hier das Unternehmen SewRAO gegründet, das sich sofort an die Arbeit machte. Seine Hauptaufgabe besteht darin, den Atommüll hier zu beseitigen und ihn in Zwischenlager zu bringen.

(Walerij Pantelejew, Direktor des staatlichen Unternehmens SewRAO) 'Allein in einem Jahr wurde viel getan. Wenn man vergleicht, wie es noch vor einem Jahr hier aussah und wie es heute hier aussieht, kann man den Unterschied sehen. Große Arbeit wurde geleistet. Insgesamt sind bisher etwa 500 Tonnen festen Atommülls verarbeitet worden.'

Der feste Atommüll, der in Stahlcontainer verladen worden ist, soll nun in ein Endlager gebracht werden, das - man muss es zugeben - noch nicht gebaut worden ist. Über die Frage, wo es sich befinden soll - auf der Halbinsel Kola oder auf dem Archipel Nowaja Semlja - wird zur Zeit entschieden.

Bisher sind alle Arbeiten im Zusammenhang mit Atommüll in der Andrejew-Bucht von der Regierung des benachbarten Norwegen finanziert worden, die die Gefahr einer radioaktiven Verseuchung an ihren Grenzen verhindern möchte. (...) Es wird aber mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis der gesamte Atommüll aus diesem Gebiet ganz verschwunden ist." (TS)