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Russland streicht Dollar aus Staatsfonds

4. Juni 2021

Warmlaufen für den USA-Russland-Gipfel Mitte Juni: Mit der Ankündigung Moskaus, künftig in Teilen seiner Rücklagen auf den US-Dollar zu verzichten, schlägt der Kreml schon mal Pflöcke ein.

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Moskau Russland Symbolbild Rubel Dollar Euro
Bild: picture-alliance/dpa/Maxim Shipenkov

Russland verzichtet wegen zahlreicher US-Sanktionen teilweise auf den Dollar in seinen Rücklagen. In ihren internationalen Reserven setzt die Rohstoffgroßmacht zwar weiter auf den US-Dollar, komplett verzichtet das Land aber auf die Währung in seinem für soziale Zwecke eingerichteten nationalen Wohlstandsfonds. Dort lag der Anteil bisher bei 35 Prozent. Die Regierung strebe eine "Entdollarisierung der russischen Wirtschaft" an, hatte das Wirtschaftsministerium am Donnerstag in Moskau erklärt. Seit dem 20. Mai sei der Anteil der Dollar-Aktiva im Fonds daher von 35 Prozent auf null Prozent reduziert worden. 

Der Anteil des britischen Pfund werde von 10 auf 5 Prozent reduziert. Erhöht würden hingegen die Anteile des Euro von 35 auf 40 Prozent und der chinesischen Währung Yuan von 15 auf 30 Prozent. Der Anteil der japanischen Währung bleibe bei 5 Prozent. Zum Schutz vor Inflationsrisiken würden die übrigen 20 Prozent in Gold angelegt, hieß es.

Reaktion auf "geopolitische Tendenzen"

Russland reagiere mit dem teilweisen Dollarverzicht auf drohende neue Sanktionen der US-Regierung, sagte Vize-Regierungschef Andrej Beloussow auf dem St. Petersburger internationalen Wirtschaftsforum (SPIEF). Zum 1. Mai waren in dem staatlichen Fonds umgerechnet 186 Milliarden US-Dollar (aktuell 153 Mrd Euro), als liquide Masse auf Konten allerdings lediglich 116 Milliarden Dollar. Die staatlichen Währungs- und Goldreserven Russlands lagen nach letzten Angaben vom 21. Mai bei umgerechnet 601 Milliarden US-Dollar.

Die Änderungen im Wohlstandsfonds seien auf Anweisung der Regierung erfolgt, um den "geopolitischen Tendenzen der letzten Jahre" Rechnung zu tragen, hieß es. Russland hatte auch mit Blick auf die zahlreichen politischen Konflikte mit den USA immer wieder erklärt, den Anteil seiner Dollar-Reserven zurückzufahren. Angekündigt wurde in Moskau auch immer wieder, im Handel Rechnungen etwa für den Rohstoffverkauf nicht mehr in Dollar zu stellen, sondern in anderen Währungen. Die Anteile an Euro und Yuan werden nach Regierungsangaben erhöht, weil mit Europa und China der Großteil des Handels abgewickelt werde.

Kombobild Wladimir Putin und Joe Biden
Treffen sich am 16. Juli in Genf: Joe Biden und Wladimir Putin

Signal vor Biden-Putin-Treffen     

Laut Experten der ING Bank wird die Umstrukturierung des zum 1. Mai fast 186 Milliarden Dollar umfassenden Fonds zum Verkauf von 40 Milliarden Dollar führen. Timothy Ash, leitender Analyst für Schwellenländer beim Londoner Unternehmen BlueBay Asset Management, nannte den Schritt "sehr politisch": "Die Botschaft lautet: 'Wir brauchen die USA nicht, wir müssen nicht in Dollar handeln, und wir sind unverwundbar gegenüber weiteren US-Sanktionen'".

Weitere Ökonomen sahen in dem Schritt ein Signal an Washington vor dem Gipfeltreffen zwischen Russlands Präsident Wladimir Putin und seinem US-Amtskollegen Joe Biden am 16. Juni in Genf. Das erste persönliche Treffen der beiden seit Bidens Amtsantritt fällt in eine Zeit großer russisch-amerikanischer Spannungen. Russland hatte wegen der Sanktionen des Westens infolge der Annexion der Krim-Halbinsel 2014 den Anteil seiner Dollarbestände bereits schrittweise reduziert. Der US-Dollar ist als Währung für den internationalen Handel unerlässlich, macht Russland aber auch anfälliger für Sanktionen.

hb/dk (dpa,afp)