Gouverneur tritt nach Brandkatastrophe zurück
1. April 2018Bei dem Brand in der sibirischen Stadt Kemerowo waren vor einer Woche in einem Einkaufszentrum 64 Menschen ums Leben gekommen, 41 von ihnen waren Kinder. Hinterbliebene und wütende Anwohner hatten den Rücktritt von Gouverneur Aman Tulejew (Artikelbild) gefordert: Sie legten ihm zur Last, den Unglücksort in den ersten Tagen nicht besucht und auch nicht mit Überlebenden gesprochen zu haben.
Kritik von Putin
Angehörige der Toten warfen außerdem der Feuerwehr und der Polizei vor, den Brand nicht energisch genug bekämpft zu haben - offenbar auch, weil ihnen Ausrüstung dafür fehlte. Zudem waren in dem Einkaufszentrum Sicherheitsbestimmungen missachtet worden.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Dienstag bei einem Besuch in der sibirischen Stadt von "krimineller Nachlässigkeit und Schlamperei" gesprochen. Eine Entlassung des 73-jährigen Gouverneurs Tulejew hatte er zunächst aber abgelehnt.
Blockierte Notausgänge, kein Alarm
Die Brandkatastrophe in Kemerowo war eine der schwersten seit dem Ende der Sowjetunion. Experten erklärten, es habe vor allem deshalb so viele Opfer gegeben, weil grundlegende Sicherheitsvorschriften nicht beachtet worden seien.
So seien die Notausgänge blockiert gewesen, die Alarmanlage und die Lautsprecher hätten nicht funktioniert. Zudem seien viele der Kinder, die in dem Flammenmeer umkamen, in den Freizeiträumen des Einkaufszentrums eingeschlossen gewesen, es habe keine Chance zur Flucht gegeben.
Der jetzt zurückgetretene Gouverneur Tulejew galt in den 1990er Jahren in Russland als Politiker mit Herz für die Arbeiter, er setzte sich für die streikenden Bergleute der Region Kusbass ein. Doch in 20 Jahren als regionaler Verwaltungschef führte er nach Einschätzung von Kritikern das Gebiet Kemerowo zunehmend autoritär und korrupt.
haz/qu (afp, rtr)