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Russen an Grenze zu Estland werden estnische Staatsbürger

2. Oktober 2002

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Moskau, 30.9.2002, REN TV, russ.

Bewohner vieler Gebiete im Nordwesten Russlands versuchen das Problem ihrer Grenzregionen selbst zu lösen. In Petschory (Gebiet Pskow) beispielsweise sind viele bereit, die estnische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Jelena Klipowa mit Einzelheiten:

Die Frage, wo man sich vor 1939 befand, wird an der russisch-estnischen Grenze heute sehr häufig gestellt. Warst du am richtigen Ort, dann hol dir das Dokument! Ein Sprachentest ist unnötig, auch brauchen Artikel der (estnischen) Verfassung nicht auswendig gelernt zu werden. Nach Vorlage der Geburtsurkunde kann man Bürger Estlands werden. Die Bewohner von Petschory machen davon nur allzu gern Gebrauch.

(Korrespondentin) Haben Sie einen estnischen Pass?

(Ein junger Mann) Ja.

(Korrespondentin) Können Sie ihn mir zeigen?

(Der junge Mann lacht und zeigt seinen blauen estnischen Pass) Ja, das kann ich. Ich bin Bürger Estlands und Bürger Russlands.

(Korrespondentin) Wie viele Bürger von Estland jetzt in Petschory leben weiß keiner. Einige behaupten, die Hälfte aller Bewohner dieser Stadt hätten die estische Staatsbürgerschaft, andere wiederum meinen, es seien nicht mehr als 7000. Die Estlandisierung der Bevölkerung will keiner aufhalten.

(Aleksandr Rogow, Verwaltungschef von Petschory) Diese Leute sind meine Wähler. Wie kann ich sie daran hindern? Sie könnten sagen, Rogow erlaubt uns diese gute Sache nicht.

(Korrespondentin) Für das Einkommen ist es in der Tat eine gute Sache. Die russischen Staatsbürger können beispielsweise in Russland für Rubel Benzin kaufen und es in Estland als Esten an Esten für Kronen verkaufen. Ein gutes Geschäft und kein Papierkram an der Grenze! Andererseits - die Staatsgrenzen haben sich geändert, die Familien blieben aber an den selben Orten. Keinem ist ein Vorwurf daraus zu machen, dass einige Familienmitglieder jetzt in Estland leben und andere in Russland.

(Jewgenij Michajlow, Gouverneur des Gebiets Pskow) Sie alle überqueren mit russischen Pässen die Grenze. Keiner zeigt auf russischem Territorium seinen estnischen Pass. Ich habe noch nie gehört, dass ein (estnischer) Pass gefunden oder abgenommen worden wäre.

(Korrespondentin) Vor kurzem noch galt an den Grenzübergangsstellen (für Anwohner der Grenzgebiete) ein vereinfachtes Visumverfahren. Estland will aber der EU beitreten und das Thema Grenzen wird dort strikt gehandhabt. Demnach kommt das Staatsbürgerschaftsgesetz sehr gelegen. Es gibt aber (in der estnischen Gesetzgebung) auch einen Artikel, der die doppelte Staatsangehörigkeit verbietet. Die gewöhnlich prinzipienfesten Balten scheinen diesen Grundsatz aber zu ignorieren. (TS)