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Politik

Medienmogul Rupert Murdoch tritt ab: ein Rück- und Ausblick

Monir Ghaedi
23. September 2023

Über sieben Jahrzehnte hat Rupert Murdoch ein globales Medienimperium geschaffen. Seinen Einfluss hat er genutzt, um die politische Rechte in vielen Ländern zu stärken. Nun gibt er die Leitung an Sohn Lachlan ab.

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Rupert Murdoch hält eine Ausgabe von The Sun hoch
Rupert Murdoch tritt mit 94-Jahren von der Leitung seines Medienimperiums zurück. (Archivbild von 2012)Bild: Arthur Edwards/News International via Getty Images

Die britischen Boulevardblätter "The Sun" und "The Daily Mirror" sowie der US-Fernsehsender Fox News gehören zu den bekanntesten Marken des internationalen Medienimperiums, das Rupert Murdoch über sieben Jahrzehnte aufgebaut hat. Am Donnerstag hat der 92-jährige gebürtige Australier angekündigt, die Leitung seinem ältesten Sohn zu übertragen.

Lachlan Murdoch ist 52 Jahre alt und sitzt bereits in diversen Aufsichtsgremien und Geschäftsleitungen von Fox Corp und News Corp. Die Unternehmensgruppen spannen ein weites Netz aus TV-Sendern, Print- und Online-Medien sowie Filmstudios über die USA, das Vereinigte Königreich und weitere Länder.

Aufbau des Medienimperiums Murdoch

In den frühen 1950er Jahren erbte Rupert Murdoch von seinem Vater "The News", eine einzelne Zeitung in der australischen Großstadt Adelaide. In den 1960er Jahren kaufte er mehrere australische Lokalzeitungen, darunter "The Sunday Times" in Perth und "The Daily Mirror" in Sydney. 1964 gründete er die überregionale Zeitung "The Australian".

1969 kaufte sich Murdoch mit "The News of the World" und "The Sun" in den britischen Markt ein. Mit dem Erwerb von "The Times" und "The Sunday Times" während der 1980er Jahre festigte er seine Präsenz in der britischen Medienlandschaft.

Rupert Murdoch 1962 mit einer Ausgabe des australischen Daily Mirror
Der Daily Mirror aus Sidney gehörte zu Murdochs ersten Akquisitionen (Archivbild 1962)Bild: Keystone/Hulton Archive/Getty Images

In den US-Markt ist er bereits in den frühen 1970er Jahren eingestiegen, indem er dort mehrere lokale Zeitungen aufkaufte. Mit dem Kauf der Filmproduktionsgesellschaft 20th Century Fox legte Murdoch den Grundstein für den weitreichenden Einfluss, den er in den folgenden Jahrzehnten in den USA erringen sollte.

Darüber hinaus besitzt Murdoch Medienunternehmen in Afrika, Asien, dem Nahen Osten und anderen Ländern des amerikanischen Kontinents. Beispielsweise ist er Berichten zufolge seit etwa 20 Jahren auch auf dem indischen Medienmarkt tätig.

Rupert Murdoch - der Meinungsmacher kritisiert Meinungsmache 

In seiner Rücktrittankündigung behauptet Murdoch, mit ihm konkurrierende Medien fungierten als Instrumente einer "mächtigen Elite" und zielten darauf ab, die öffentliche Meinung zu beeinflussen: "Die Eliten verachten unverhohlen diejenigen, die ihrer erlesenen Klasse nicht angehören", schreibt er. "Die meisten Medien stecken mit dieser Elite unter einer Decke und gehen lieber mit politisch ideologisierten Botschaften hausieren, als der Wahrheit auf den Grund zu gehen."

Bekannt ist, dass Murdoch selbst über Jahrzehnte hinweg seine Medienmacht nutzte, um enge Beziehungen zu prominenten Konservativen aufzubauen - sowohl in seiner Heimat Australien, als auch im Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. Seit Jahrzehnten spielen seine Plattformen in allen drei Ländern eine wichtige Rolle bei der Mobilisierung von Wählern vor allem des rechten Spektrums.

Politische Parteinahme durch Murdoch-Medien

Das australische Parlament untersuchte 2020 den Einfluss der Murdoch-Medien. Im Vereinigten Königreich gelten Murdochs Medien, allen voran "The Sun", als Unterstützer konservativer Politiker wie Margaret Thatcher, Premierministerin von 1979 bis 1990 und David Cameron, der Premierminister von 2010 bis 2016 war. Skandal-Premier Boris Johnson traf Murdoch mehrfach privat. Seine Medien unterstützten politische Entscheidungen, wie die Teilnahme an der Irak-Invasion 2003 und den Brexit.

Sieben Bewerber auf einer TV-Bühne
Auch im Jahr 2023 hielten die US-Republikaner ihre Vorwahl-Debatte zur Präsidentschaftskandidatur im TV-Sender Fox News abBild: Morry Gash/AP/picture alliance

In den USA wird der TV-Sender Fox News scharf für seine Nähe zur Republikanischen Partei, insbesondere zu Donald Trump kritisiert. Im Dezember 2017 berichtete die "New York Times", Murdoch habe seit Donald Trumps Amtsantritt im Januar 2017 fast täglich mit dem neuen US-Präsidenten in Kontakt gestanden, um ihm Ratschläge anzubieten.

Im Wahlkampf 2020 bot Fox News Trump eine praktisch dauerhafte Plattform in der Öffentlichkeit. Rund um die Wahl, die Trump gegen Joe Biden verlor, verbreitete der Nachrichtensender die falsche Behauptung, das Wahlergebnis sei gefälscht worden.

Skandale um journalistische und unternehmerische Methoden

Im Jahr 2011 erschütterte ein Skandal Murdochs Medienimperium: Untersuchungen hatten ergeben, dass Angestellte der britischen Sonntagszeitung "News of the World" systematisch die Telefone von Politikern, Prominenten und anderer Journalisten gehackt hatten. Auch Nachrichten auf der Mailbox eines ermordeten Mädchens und ihrer Verwandten hatten sie abgehört, um exklusive Storys zu produzieren.

Am Ende erhielten die Abhöropfer mehr als eine Milliarde britische Pfund (etwa 1,2 Mrd. Euro) Entschädigung. Im Dezember 2015 sagte Murdoch vor dem britischen Parlament aus, dass er von den Abhöraktionen nichts gewusst habe, bezeichnete seine Befragung aber als "beschämensten Tag" seines Lebens.

Lachlan und Rupert Murdoch Arm in Arm vor der Kamera
Lachlan Murdoch soll die Leitung des Medienimperiums nun übernehmen, Rupert Murdoch will zunächst weiter mitreden (Archivbild von 2014)Bild: Eric Charbonneau/Invision for Twentieth Century Fox/AP/picture alliance

Dem Abhörskandal folgten eine Reihe Untersuchungen in Großbritannien und den USA, die Fragen über die engen Verbindungen von News Corp. zu bestimmten Politikern aufwarfen. Unter anderem kam heraus, dass Top-Manager des Dachunternehmens, darunter Murdochs Sohn James, ihre Verbindungen zur Regierung Cameron genutzt hatten, um die - letztlich gescheiterte - Übernahme des britischen Satellitensenders BSkyB (heute Sky Limited) voranzutreiben.

Murdochs Post-Rupert-Imperium

Nun soll also Lachlan Murdoch das Imperium anführen. US-Medien gehen davon aus, dass er das Unternehmen ganz im Stil seines Vaters mit einer konservativen Ausrichtung fortführen wird. In einer Mitteilung an die Belegschaft versicherte der scheidende Chef, dass sein Nachfolger mit ruhiger Hand agieren werde: "Mein Vater glaubte fest an die Freiheit und Lachlan ist dieser Sache ebenfalls vollkommen verpflichtet." Auch er selbst werde sich weiterhin "jeden Tag in den Wettbewerb der Ideen einmischen", so Murdoch Senior.

Aus dem Englischenvon Jan D. Walter