Rummenigge will 50+1-Regel aufweichen
8. September 2017Martin Kind, Präsident des Bundesligisten Hannover 96, hat prominente Unterstützung für seine Forderung erhalten, die 50+1-Regel in der Fußball-Bundesliga abzuschaffen. "Ich persönlich bin dafür, dass jeder Verein selbst entscheidet, ob er die Tür für fremdes Kapital aufmacht", sagte Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München, bei einer Veranstaltung der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Regel, die nur in streng geregelten Ausnahmefällen umgangen werden kann, sei "ein Luxus, und die Frage ist, wie lange wir das noch aufrechterhalten können", sagte der 61-Jährige: "Wir sind die letzte der Top-5-Ligen, die sich diesen Luxus noch leistet." Investoren könnten die Wettbewerbsfähigkeit der Liga erhöhen. Rummenigge sieht zwar derzeit keine Krise, die eine Abschaffung der 50+1-Regel zwingend nötig machen würde: "Aber ich schließe nicht aus, dass wir irgendwann etwas tun müssen für den globalen Wettbewerb."
Kind: "Kapital muss entscheiden"
Die 50+1-Regel verbietet, dass Kapitalanleger die Stimmenmehrheit bei Profi-Fußballvereinen übernehmen. Stattdessen muss die Mehrheit der Stimmen immer beim Verein liegen. Erst wenn ein Anleger einen Klub mehr als 20 Jahre lang ununterbrochen und erheblich gefördert hat, kann die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ihm erlauben, mehr Anteile zu übernehmen. Dieser Kompromiss wurde 2011 ausgehandelt und in die Satzung der DFL übernommen. Bisher gilt die Ausnahmeregelung für Bayer 04 Leverkusen, den VfL Wolfsburg und 1899 Hoffenheim. Hannover-96-Präsident Kind strebt für seinen Verein den gleichen Status an. Er sieht sich deshalb wachsendem Widerstand der eigenen Fans gegenüber. Kind erneuerte seine Forderung nach einer Reform. "Ich bin dafür, dass wir 50+1 beerdigen und ein neues Regelwerk entwickeln", sagte Kind. "Das Kapital muss die Entscheidungen treffen."
Rettig warnt vor wachsender Kluft zwischen den Ligen
Andreas Rettig, Geschäftsführer des Zweitligisten FC St. Pauli, warnte dagegen vor einer Öffnung der Klubs für externe Geldgeber. "Dann werden nicht nur die guten Leute wie Herr Kind auf die Idee kommen, sich einzukaufen", sagte der frühere DFL-Geschäftsführer. "Da kann man nicht mehr zwischen guten und schlechten Investoren differenzieren." Zudem, so Rettig, würde die Kluft zwischen der ersten und zweiten Liga immer größer werden, weil nur die Bundesligisten attraktiv für Geldgeber seien.