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Rumäniens Präsident empfängt erstmals Vertreter der Wlachen der Balkanstaaten

2. September 2002

– In seiner Ansprache bedauert Iliescu, dass Griechenland und Frankreich die Existenz nationaler Minderheiten auf ihrem Gebiet leugnen

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Bukarest, 27.8.2002, 540 GMT, RADIO RUMÄNIEN INTERNATIONAL, rumän., Veronica Ionita

Bericht:

Am 23. und 24. d. J. August fand in Konstanza zum neunten Mal das "Internationale Festival für aromunische (wlachische) Folklore" statt. In der gleichen Zeit war das Archäologische Museum in Konstanza Gastgeber des wissenschaftlichen Symposions zum Thema "Die lange Anwesenheit der Wlachen auf dem Balkan – aromunische Geschichte und Zivilisation". Auf dem Symposion hielten herausragende Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland Vorträge. Hier nur einige Namen von Gästen, die von weit her gekommen sind: Professor Aurelian Ciufecu aus den USA, Vasile Barba aus Deutschland (Freiburg – MD), Iancu Perifan aus Frankreich und aus Griechenland Universitäts-Professor Dr. Ahile Alazaru, Spezialist für Rumänistik und Balkanologie.

Wir sollten nicht vergessen, dass unsere aromunischen Brüder die Tracht, die Lieder, die Sitten und Bräuche ihrer Vorfahren bewahren. All das war in Konstanza zu bewundern. Die rumänische Stadt (am Schwarzen Meer – MD) war Ende vergangener Woche zur Hauptstadt des aromunischen Geisteslebens geworden. Die zahlreichen Musik- und Folkloregruppen stammten aus Bulgarien, Albanien, Mazedonien und natürlich aus Rumänien.

Der letzte Tag, also Sonntag, der 25. August, sollte (...) zu einem außergewöhnlichen Tag werden (...) Zum ersten Mal in der Geschichte wurden die Vertreter der Aromunen der Balkanstaaten sowie die Musik- und Folkloregruppen, die sie begleiteten, von einem rumänischen Staatschef empfangen, und zwar von Präsident Ion Iliescu. Präsident Ion Iliescu wies bei dieser Gelegenheit darauf hin, dass der rumänische Staat nach der Revolution vom Dezember 1989 günstige Bedingungen geschaffen hat, damit alle nationalen Minderheiten in Rumänien anerkannt werden und damit sie als nationale Minderheiten in Rumänien leben können. So sei es zu erklären, dass zur Zeit alle Minderheiten Vertreter im rumänischen Parlament hätten. Weiter sagte Präsident Ion Iliescu:

Ion Iliescu:

Was bedeutete das Wort "Wlache"? In den slawischen Sprachen bedeutet das Wort "Wlache" "Rumäne". "Tara Romaneasca" ("Land der Rumänen" – MD), also Muntenien hieß in der Vergangenheit "Valahia" ("Walachei" – MD), das heißt also "Land der Rumänen", "Tara Romaneasca". Die Ungarn haben sich an die Slawen gehalten und die Rumänen, die Wlachen als "Olah" bezeichnet.

Verschiedene Staaten gehen mit diesem Thema unterschiedlich um. Eben deswegen muss die Sache sowohl theoretisch als auch historisch als auch praktisch geklärt werden. Denn in vielen Staaten gibt es eine gewisse Zurückhaltung bei der Anerkennung der Wlachen. Viele Staaten sind zurückhaltend, wenn es darum geht, anzuerkennen, dass die Wlachen zum Rumänentum dazugehören, dass sie der rumänischen Nation angehören. Das ist so in Bulgarien, in Serbien und in anderen Ländern. Sie sind bei der Anerkennung der Aromumen zurückhaltend. (...)

Die Griechen beispielsweise erkennen die Existenz nationaler Minderheiten nicht an. Aus einem anderen Blickwinkel gilt das auch für die Franzosen. Für sie ist der grundsätzliche Ausgangspunkt die Staatsangehörigkeit.

Aber trotzdem hat man es in Europa im Laufe der Zeit angesichts politischer Entwicklungen für notwendig erachtet – und hier gibt es Bestimmungen des Europarats, Bestimmungen europäischer Organisationen, die von der Notwendigkeit der Anerkennung nationaler Minderheiten ausgehen - , die Diskriminierung abzuschaffen. Deswegen ist ein Kriterium, das anzeigt, wie weit die Demokratie in europäischen Nationalstaaten fortgeschritten ist, wie diese Staaten mit Verträgen über nationale Minderheiten umgehen, wie sie mit der Gewährung von Rechten für nationale Minderheiten umgehen.

Deswegen sind wir der Ansicht, dass wir in Rumänien und unsere Nachbarn auf der Grundlage korrekter politischer, demokratischer Beziehungen etwas mehr tun müssen, damit es diese Kommunikation gibt, dass also Rumänen frei reisen können, dass sie ihr Herkunftsland kennen lernen können, dass Rumänen aus Rumänen in verschiedene rumänische Gemeinschaften in den Nachbarstaaten reisen können, dass sich also diese zwischenmenschliche Kommunikation weiter entwickelt. Damit schaffen wir auch ein besseres gegenseitiges Verständnis in dieser Region. So sehen wir das, und so möchten wir handeln. (...) (me)