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Rumänien will nicht "der große Bruder" der Republik Moldau sein

11. November 2003

– Bukarest an normalen Beziehungen zu Chisinau interessiert, betont ein Vertreter des rumänischen Außenministeriums in einem Deutsche-Welle-Interview

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Bonn, 10.11.2003, 1244 GMT, DW-radio / Rumänisch

Ende letzter Woche fand in Berlin eine Konferenz über internationale Beziehungen statt. Von rumänischer Seite nahm der Staatssekretär im rumänischen Außenministerium Cristian Diaconescu mit einem Vortrag an der Veranstaltung teil. (...) Unserem Berliner Kollegen Ernst Meinhardt gewährte Diaconescu das folgende Interview.

Frage:

In letzter Zeit, vor allem seit in Chisinau die Kommunisten an der Macht sind, sind die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarn Rumänien und der Republik Moldau ziemlich gespannt. Was unternimmt Bukarest, um die Lage zu entspannen?

Cristian Diaconescu (Staatssekretär im rumänischen Außenministerium):

Vor allen Dingen senden wir Signale aus, die der Republik Moldau zeigen, dass es notwendig ist, dass sie die europäische Integration anstrebt. Wir machen ihr deutlich, dass sowohl für Rumänien als auch für die Republik Moldau die europäischen Werte und Normen wichtige Elemente für ihre demokratische Entwicklung sind. Von daher unterstützt Rumänien die Republik Moldau.

Nun sind aber Dinge geschehen, über die wir uns nicht freuen. (...) Rumänien möchte nicht der "großer Bruder" der Republik Moldau sein. Rumänien ist weit davon entfernt, irgendwelche Signale auszusenden, die die Souveränität und die territoriale Integrität der Republik Moldau gefährden oder in Zweifel ziehen könnten. Uns geht es um sehr viel wichtigere Dinge. Es geht um Dinge, die für die Zukunft der beiden Staaten sehr viel nützlicher sind. Uns beschäftigt die Wirtschaftsentwicklung, der Lebensstandard der Bevölkerung. (...) Dies ist das wichtigste Signal, das wir aussenden. So denken wir Politiker in Bukarest. Und wir wünschen uns, dass das auch in Chisinau so verstanden wird. Es wäre sehr gut, wenn wir die bilateralen Beziehungen nicht belasten würden mit negativen Interpretationen, die letztlich zu nichts führen. (...)

Frage:

Sie sagten, es geschehen in Chisinau Dinge, über die Sie sich nicht freuen. Welche wären das?

Cristian Diaconescu:

Es wurde zum Beispiel behauptet, dass Rumänien nicht daran interessiert sei, die Republik Moldau als Staat bzw. ihre Souveränität anzuerkennen. Das stimmt überhaupt nicht. Wie Sie wissen, hat Rumänien die Republik Moldau schon 1991 als souveränen und unabhängigen Staat anerkannt. (...)

Also, es gibt sehr viele Dinge, die in Chisinau überbewertet werden und die nicht in die Logik einer modernen bilateralen Beziehung passen. Wir messen der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit der Republik Moldau nicht genug Bedeutung bei. Wir haben zu wenig Grenzübergangsstellen zwischen den beiden Ländern. Es gelingt uns nicht, mit den Kollegen in Chisinau angemessen bei der Bekämpfung des Schmuggels zusammenzuarbeiten. (...) Unserer Meinung nach müsste die Republik Moldau ihre Rolle in Europa besser verstehen, wenn sie wirklich ihre europäische Integration wünscht. (me)