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Rumänien würdigt Leistungen seiner Juden

30. Juli 2002

– Neues "Elie-Wiesel-Haus" soll jüdischen Beitrag zur rumänische Kultur und Zivilisation zeigen

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Bukarest, 29.7.2002, 401 GMT, RADIO RUMÄNIEN, rumän.

Reporter:

Heute (29.7.) ist ein besonderer Tag für die Stadt Sighetul Marmatiei, für die Region Maramures, für den Norden Rumäniens überhaupt. Nobelpreisträger Elie Wiesel, der vor 74 Jahren in Sighet geboren wurde, besucht heute seine Heimatstadt. Deswegen kommt auch Rumäniens Staatspräsident Ion Iliescu zur Einweihung des "Wiesel-Hauses" nach Sighet. Neben mir steht die Bürgermeisterin von Sighet, Eugenia Godja (phon.). Sie berichtet über die Bedeutung des heutigen Tages.

Eugenia Godja:

(...) Wir schlagen heute in Sighetul Marmatiei eine neue Seite in der rumänischen Gegenwartsgeschichte auf. In Anwesenheit von Elie Wiesel und des rumänischen Präsidenten Ion Iliescu wird heute (...) das "Elie-Wiesel-Haus und -Museum" eingeweiht. Es wird ein Haus der jüdischen Kultur und Zivilisation sein. Denn wir, die Bewohner von Sighet, möchten der Welt unseren Respekt vor der jüdischen Gemeinschaft zeigen. Sie hat einen Teil unserer rumänischen Zivilisation mitgeschaffen. (...) Elie Wiesel wurde in Sighet geboren. Er ist eine Symbolfigur, die man überall in der Welt kennt. Er ist ein Symbol des Kampfes für Frieden und Würde. Aus Sighet wurden 1944 15.000 Juden in Vernichtungslager verschleppt. Er ist einer der 2.000 Überlebenden. Er ist ein Mann, der heute seine Vergangenheit mitbringt, um den heute Lebenden zu zeigen, dass nichts von dem, was zur Vergangenheit gehört, vergessen werden darf. Nur so können wir uns bewusst eine Zukunft schaffen.

Bericht:

(...) Gegenüber (Radio-Rumänien-Redakteur – MD) Sorin Croitorescu sprach der aus Rumänien stammende amerikanische Professor Elie Wiesel unter anderem über das, was ihn bei seinem Rumänien-Besuch besonders bewegt.

Elie Wiesel (englisch, mit rumänischer Übersetzung):

Wieder nach Rumänien zu kommen, das ist für mich etwas sehr Seltsames. Ich wurde in Rumänien geboren. Ich habe in Rumänien die Grundschule besucht. Doch dann hat mich Rumänien verlassen. Nicht weil es dies wollte, sondern weil es dazu gezwungen wurde. Es kamen dann die Ungarn, und damit änderte sich vieles einschließlich meiner Sprache. (...)

Bericht: (...) Wir weisen darauf hin, dass der Rumänien-Besuch von Professor Elie Wiesel Teil der Aktivitäten ist, mit denen die rumänische Regierung darauf hinwirken möchte, dass sich das Land seiner Geschichte stellt und dass es Abschied nimmt vom schmerzhaften Erbe der Vergangenheit. In einer Presseerklärung verweist Premier Adrian Nastase (Sozialdemokratische Partei – MD) darauf, dass in Rumänien Gesetze zum Verbot faschistischer Organisationen und Symbole beschlossen wurden. (me)