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Roma in Kroatien

28. März 2003

- Von allen Minderheiten in der schlechtesten Lage

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Köln, 27.3.2003, DW-radio / Kroatisch, Dalibor Dobric, aus Zagreb

Im Rahmen der "Tage der Roma-Kultur", die dieser Tage in Zagreb laufen, fand am Mittwochabend (26.3.) eine Konferenz zur Lage der Roma in Kroatien statt. Das Roma-Problem sei nicht nur ein Problem der Roma-Bevölkerung, sondern ein Problem aller Kroaten, sagte Vize-Ministerpräsident Ante Simonic. Es sei ein kulturelles und zivilisatorisches Problem. "Das Problem ist groß, und zwar weil die Roma-Bevölkerung in Kroatien gespalten ist. Ein Teil der Roma lebt schon seit Jahrhunderten in Kroatien. Einige sind erst während des Heimatkrieges gekommen. Es ist eine sehr heterogene Gruppe, sie spricht unterschiedliche Sprachen, kommuniziert nur sehr schwer untereinander, sehr häufig gibt es auch Rangeleien, um es euphemistisch zu umschreiben."

Simonic stellte das Arbeitskonzept der Regierung für die Roma vor. In dem Entwurf werden detailliert nach Gebieten die Probleme beschrieben, Lösungen, Programme, konkrete Aktionen vorgestellt, wobei diese Programme an zeitliche Fristen gebunden sind. Der Entwurf, an dem mehrere Ministerien und Experten der Roma-Versammlung zusammengearbeitet haben, wird Anfang März vorgestellt und bis Ende April öffentlich diskutiert werden.

Der Vorsitzende des Kroatischen Helsinki-Komitees, Zarko Puhovski, sagte, das Regierungsprogramm sei notwendig und annehmbar. Mit diesem Programm könnten einige Dinge Stück für Stück an ihren rechten Platz gerückt werden, aber in der Zwischenzeit müssten einige starke Signale gesetzt werden, um für das Problem der Roma zu sensibilisieren und für Sympathie in der Öffentlichkeit zu werben. Denn, so Puhovski, die Roma seien von allen Minderheiten in Kroatien in der schlechtesten Lage. "Im sozialen Sinn sind die Roma am schwächsten positioniert, da sie kein anderes Land hinter sich haben. Sie sind zudem sozial am schwächsten positioniert, weil sie meist nichts besitzen und hauptsächlich arbeitslos sind. Kulturell und bildungsmäßig sind sie am niedrigsten positioniert, da sie meist nicht einmal die Grundschule beenden."

Ein zusätzliches Problem bei dieser schlechten Lage dieser Minderheit, so Puhovski weiter, bestehe darin, dass "hier zwei Nicht-Roma reden. Auch mit den besten Absichten fahren wir damit fort, die Roma als unmündige Gruppe zu behandeln. Dr. Simonic und ich treten hier im traditionellen Sinne 'in loco parentis', an Stelle der Eltern, auf, die jetzt sozusagen für die neugierigen Kinder etwas erreichen wollen."

Bei 26 Fällen schwerer physischer Angriffe auf Roma in den letzten drei Jahren sei nicht eine einzige Anklage gegen die Angreifer zum Abschluss gebracht worden. In Kroatien werde man Augenzeuge von rassistischen Protesten schon gegen die reine Idee, dass Roma-Kinder (siehe dazu auch Monitor-Dokumentation vom 10. und 16.9.2002) mit den sogenannten weißen Kindern in eine Schule gehen. Der Staat müsse darauf reagieren und auch seine Angestellten bestrafen, die an solchen rassistischen Vorfällen teilnehmen. Aber niemand habe den Roma soviel Schaden zugefügt wie die Roma selbst mit ihrer Uneinigkeit und ihren Streitereien untereinander, sagte Puhovski weiter und schloss mit den Worten: "Wenn ich mir meiner Rechte nicht bewusst bin, habe ich auch keine Rechte." (md)