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Politik

Flüchtlingsdrama an Grenze zu Bangladesch

28. August 2017

Tausende geflohene Rohingya-Muslime sitzen im Niemandsland zwischen Myanmar und Bangladesch fest. Der Nachbarstaat im Norden fürchtet eine neue Flüchtlingswelle und rüstet an der Grenze auf.

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Myanmar Kämpfe Flucht Rohingyas nach Bangladesch
Frauen und Kinder der Rohingyas haben im behelfsmäßigen Camp Kutuupalang in Bangladesch Zuflucht gefunden Bild: Reuters/M. P. Hossain

Bei der schlimmsten Eskalation im Bundesstaat Rakhine im Nordwesten Myanmars seit fünf Jahren waren allein am Wochenende mehr als 100 Menschen getötet worden. Angesichts der tagelangen Gewaltwelle versuchen immer mehr Angehörige der Rohingya-Minderheit, sich im nördlichen Nachbarstaat, dem muslimischen Bangladesch, in Sicherheit zu bringen. Im Niemandsland zwischen beiden Staaten harren inzwischen mehr als 5000 Menschen aus, wie der Vorsitzende des Stadtrates im Grenzort Ghumdhum in Bangladesch berichtete. "Die Soldaten erlauben ihnen nicht, die Grenze zu überqueren", sagte Jahangir Aziz der Deutschen Presse-Agentur telefonisch.   

Myanmar Kämpfe Genzsoldaten in Bangladesch
Grenzsoldat am Posten Ghumdhum in Bangladesch Bild: Reuters/M. P. Hossain

Trotzdem sollen es wieder einige hundert muslimische Rohingyas geschafft haben, die Barrieren zu überwinden. Auch Gewehrfeuer der Soldaten habe sie nicht aufgehalten, wird Aziz von der Agentur AP zitiert. Zuvor waren mehr als hundert Rohingyas ohne gültige Papiere an der Einreise gehindert worden. Die 141 Menschen hätten versucht, per Boot illegal in das Land zu kommen, teilte ein Kommandant einer paramilitärischen Einheit mit.

An der gesamten Grenze wurden die Sicherheitsvorkehrungen massiv verstärkt, um eine neue Flüchtlingswelle auf jeden Fall zu verhindern. Ungeachtet der Aufrüstung waren schon in den vergangenen Tagen mindestens 2000 Flüchtlinge über die Grenze gekommen. 

Karte Myanmar Rakhine DEU

Mehr als eine Million Rohingyas leben in Rakhine. Im vorwiegend buddhistisch geprägten Myanmar sieht sich die verarmte muslimische Minderheit seit Jahrzehnten Diskriminierung und Verfolgung ausgesetzt. Viele besitzen keine Pässe und werden nicht als Staatsbürger anerkannt. Weite Teile der buddhistischen Mehrheit betrachten sie als illegale Einwanderer aus Bangladesch, obwohl viele der Rohingyas schon seit Generationen in Myanmar leben.

Propaganda auf beiden Seiten 

In Myanmar machen sich Regierung und Rohingha-Rebellen gegenseitig für die Gewaltwelle verantwortlich. De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi beschuldigte die Rebellen, Häuser niedergebrannt und Kinder als Kämpfer eingesetzt zu haben. Auf der Facebookseite ihres Büros waren mehrere Erklärungen zum Kampf der "Terroristen" gegen die Sicherheitskräfte zu lesen. Zu sehen waren auch Fotos von angeblich von den Rebellen getöteten Zivilisten.

Die Rebellenorganisation Arsa bestritt die Anschuldigungen. Über den Kurzbotschaftendienst Twitter erklärte sie, "brutale Soldaten" hätten in Rakhine zusammen mit buddhistischen "Extremisten" Rohingya-Dorfbewohner angegriffen, deren Eigentum geplündert und ihre Häuser abgebrannt.

Papst kommt 

Im November wird Papst Franziskus in Myanmar und Bangladesch erwartet. Die Reise erfolge auf Einladung der Staatsoberhäupter und Bischöfe beider Länder, teilte der Vatikan mit. Im Mittelpunkt der Besuche vom 27. November bis 2. Dezember stehen demnach die sozial Benachteiligten wie Textilarbeiter, Straßenkinder oder Migranten sowie Bemühungen um Frieden in der Region.

Das katholische Kirchenoberhaupt hatte erst am Sonntag erneut auf das Schicksal der Rohingyas hingewiesen. Die politisch Verantwortlichen müssten ihnen "ihre vollen Rechte" zugestehen, verlangte er. 

SC/uh (afp, dpa, APE, rtre)