Religiöses Fasten rund um den Globus
Freiwillig auf Essen, Trinken oder bestimmte Gewohnheiten verzichten - viele Menschen tun das eher aus religiösen Motiven denn aus gesundheitlichen Gründen. Fastenzeiten gibt es in allen großen Glaubensgemeinschaften.
Religiöses Fasten
Freiwillig auf Essen, Trinken oder bestimmte Gewohnheiten verzichten - viele Menschen tun das mehr aus religiösen Motiven denn aus gesundheitlichen Gründen. Dabei gibt es zwischen den Glaubensgemeinschaften große Unterschiede: Manche schreiben die Regeln des Verzichts genau vor, andere lassen Raum für individuelles Fasten. Allen gemein ist das Ziel, durch Verzicht den Glauben zu vertiefen.
Religiöse Vorbilder
Jesus fastete 40 Tage lang in der Wüste, bevor er sein öffentliches Wirken begann. Und auch andere Religionsstifter suchten die Einsamkeit, um zu fasten: Moses stieg auf den Berg Sinai, wo er Gottes Gebote empfing. Und auch Mohammed zog sich ins Gebirge zurück, um fastend Buße zu tun. Dabei erschien ihm der Erzengel Gabriel, der ihm den Auftrag gab, den Glauben zu verbreiten.
Besinnung auf den Glauben
Fastenzeiten sind verbunden mit Gebeten. Im Christentum sollen sich die Gläubigen durch Enthaltsamkeit und Meditation neu besinnen, Buße tun und die Nähe zu Gott suchen. Allerdings ist das Fasten hier recht frei: Der Gläubige kann selbst entscheiden, worauf er verzichten will. Die einen entsagen alkoholischen Getränken, Süßigkeiten oder Zigaretten. Andere verzichten auf Fernsehen oder Handy.
Von Aschermittwoch bis Ostern
Von Aschermittwoch bis Ostern Am Mittwoch nach den jecken Karnevalstagen beginnt die katholische Fastenzeit. Sie dauert bis Ostern. Zum Zeichen der Buße streute man sich früher Asche auf das Haupt. Hier liegt der Ursprung des heutigen Aschenkreuzes, das katholische Priester den Glaubigen auf die Stirn malen. Die zweite lange Fastenphase während der Adventszeit hat heute kaum noch eine Bedeutung.
Der "reine Montag"
In der griechisch-orthodoxen Kirche beginnt die Fastenzeit am 48. Tag vor dem orthodoxen Ostersonntag, dem "Kathara Deftera" ("reiner Montag). Dieser erste Fastentag ist in Griechenland ein Feiertag. In der südgriechischen Hafenstadt Galaxidi wird er mit dem traditionellen "Mehlkrieg" begangen. In der folgenden Fastenzeit müssen die Gläubigen auf Eier, Milchprodukte und Öl verzichten.
Luther und Zwingli
Die Reformatoren stuften die katholische Fastentradition bewusst herab: Martin Luther fastete zwar, betonte aber, dass der Mensch nicht durch Fasten sondern allein durch den Glauben Gott näher komme. Der Schweizer Reformator Ulrich Zwingli war radikaler: Er begann die Fastenzeit mit einem demonstrativen Wurstessen. In neuerer Zeit entdecken jedoch zahlreiche evangelische Gläubige das Fasten neu.
Göttliches Gebot
Der Ramadan, der neunte Monat des islamischen Mondjahres, bildet eine der fünf Säulen des Islam. In diesem Fastenmonat dürfen Muslime zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang nicht essen, trinken und rauchen. Auch der Geschlechtsverkehr ist untersagt. Am 27. Tag - Lailat al-Qadr - gedenken die Muslime der Nacht, in der der Erzengel Gabriel dem Propheten Mohammed die ersten Koranverse eröffnete.
Gemeinsame Gebete
Im Ramadan soll die Seele gereinigt und geläutert werden. Deshalb beschäftigen sich die Muslime intensiv mit dem Koran. Neben dem gemeinsamen Beten in der Moschee sollen aber auch die Beziehungen zu den Mitmenschen gestärkt werden. Gastfreundschaft gehört ebenso dazu wie Almosen für die Armen.
Fastenbrechen nach Sonnenuntergang
Ausgenommen vom Fastengebot sind Kranke, Reisende und Kinder. Auch Frauen sollen in der Schwangerschaft, während der Stillzeit und der Menstruation nicht fasten. Jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit wird das Fasten gebrochen. Um den familiären und gemeinschaftsfördernden Charakter zu unterstreichen, finden diese Mahlzeiten in großer Runde statt.
Jüdische Fastentage
Am großen jüdischen Versöhnungstag Jom Kippur darf nicht gegessen, getrunken, geraucht, gewaschen oder gearbeitet werden. Daneben gibt es noch fünf weitere Fastentage, an denen die Juden trauriger geschichtlicher Ereignisse gedenken. Der wichtigste ist Tisha B'Av, der unter anderem an die zweimalige Zerstörung des Jerusalemer Tempels erinnert. Orthodoxe Juden durchwachen die ganze Nacht.
Weg zu innerem Frieden und Erleuchtung
Buddha lehrte den Weg der Mitte, Selbstkasteiung lehnte er ab. Deshalb ist für Buddhisten weder Völlerei noch Hunger empfehlenswert. Explizite Anweisungen zum Fasten gibt es nicht. Doch wenig zu essen erleichtert nach buddhistischer Lehre die Meditation auf dem Weg zu innerem Frieden und Erleuchtung. Buddhistische Mönche und Nonnen verzichten daher auf Mahlzeiten nach zwölf Uhr mittags.