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Politik

Regierungskoalition in Kroatien geplatzt

29. April 2017

Nur sechs Monate nach der Wahl steckt Kroatien in einer tiefen Regierungskrise. Die Koalition ist geplatzt. Hintergrund ist ein Streit um den Finanzminister und dessen Rolle als Ex-Chef des Lebensmittelkonzerns Agrokor.

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Andrej Plenkovic
Ministerpräsident Andrej Plenkovic entließ alle Minister seines KoalitionspartnersBild: picture-alliance/dpa/Y. Valat

Kroatiens Ministerpräsident Andrej Plenkovic von der konservativen HDZ hat den letzten Minister seines Koalitionspartners Most (Brücke), Bozo Petrov, entlassen. "Wir sind nicht länger Teil dieser Regierung", sagte Petrov, der auch Parlamentspräsident ist, vor Journalisten. Bereits am Donnerstag hatte Plenkovic überraschend drei Minister der reformorientierten Partei entlassen.

Regierungskrisen im Halbjahresrhythmus

Hintergrund der Regierungskrise ist ein Streit über den Lebensmittelriesen Agrokor, der unter einer Milliarden-Schuldenlast ächzt. Der parteiunabgängige Finanzminister Zdravko Maric stand an der Spitze des größten kroatischen Unternehmens, bevor er in die Regierung wechselte. Die Most-Regierungsmitglieder hatten es abgelehnt, den Minister gegen einen Misstrauensantrag der Opposition in Schutz zu nehmen. Petrov warf Plenkovic und Maric vor, ihre schützende Hand über das "anhaltende Verbrechen bei Agrokor" zu halten. 

Erst im September hatten in dem EU-Mitgliedsland vorgezogene Neuwahlen stattgefunden. Dabei kam der als gemäßigt geltende 47-jährige Plenkovic an die Macht. Die Vorgängerregierung, an der ebenfalls die HDZ und die Most-Partei beteiligt waren, war im Juni 2016 nach nur fünf Monaten im Amt über einen Finanzskandal gestürzt.

Neue Koalition oder Neuwahlen

Der ehemalige EU-Parlamentarier Plenkovic hatte am Donnerstag gesagt, er sei - wenn nötig - bereit für Neuwahlen. Er könne aber auch eine neue Koalition bilden. Die HDZ verfügt im 151-köpfigen Parlament in Zagreb über 58 Abgeordnete.

Die Schulden Agrokors belaufen sich laut Angaben vom September auf rund sechs Milliarden Euro - fast so viel wie der Umsatz, der jährlich rund 6,7 Milliarden Euro beträgt. Das sind fast 15 Prozent des kroatischen Bruttoinlandsprodukts.

cr/jj (afp, rtr)