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Regen verschärft Situation in Tianjin

18. August 2015

Nach dem Explosionsunglück in Tianjin werden die Aufräumarbeiten jetzt durch Regen erschwert. Der Minister für Arbeitsschutz ist sieben Tage nach der Katastrophe von seinen Pflichten entbunden worden.

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Regen nach der Explosion in Tianjin Foto: Imaginechina)
Bild: picture-alliance/Imaginechina

Der erste Regen seit den schweren Explosionen im Hafen von Tianjin hat in der nordchinesischen Stadt neue Ängste vor giftigen Stoffen geweckt. Auf den Straßen liege weiße Flüssigkeit, meldete die Zeitung "Global Times" in sozialen Medien.

Auch andere chinesische Reporter berichteten von ungewöhnlichem weißen Schaum auf den Straßen. Es wird befürchtet, dass sich giftige Gase durch den Regen in der Luft verbreiten und es weitere Explosionen nach dem Kontakt von Chemikalien mit Regenwasser geben könnte.

Die Behörden haben in Tianjin Messstationen eingerichtet und auch teils deutlich erhöhte Werte von giftigen Chemikalien gefunden. Doch wurde versichert, dass keine direkte Gefahr für Menschen bestehe.

Der Chefingenieur des Umweltamtes, Bao Jingling, riet der Bevölkerung, sich so weit wie möglich entfernt von den Verschmutzungen nahe der Unglücksstelle aufzuhalten. Derzeit würden Pläne für die Behandlung von "zehntausenden Tonnen verunreinigten Wassers" im Unglücksgebiet gemacht, sagte Bao.

Die Aufräumarbeiten an der Unglücksstelle kommen nur langsam voran. Bergungstrupps mit Spezialisten brachten bis Montagabend rund 150 Tonnen mit gefährlichen Chemikalien in Sicherheit, wie Vizebürgermeister He Shushan mitteilte.

Ein Feuerwehrmann am Schauplatz der Explosionen (Foto: Reuters)
Ein Feuerwehrmann am Schauplatz der ExplosionenBild: Reuters/Stringer

Mehr als hundert Tote

In einem Gefahrgutlager mit rund 3000 Tonnen Chemikalien auf dem Hafengelände der Zehn-Millionen-Stadt war es am späten Mittwochabend vergangener Woche nach einem Brand zu heftigen Explosionen gekommen, die schwere Verwüstungen anrichteten. 114 Menschen kamen ums Leben. Rund 70 Personen werden vermisst. In Krankenhäusern werden fast 700 Menschen behandelt, unter ihnen Schwerverletzte.

Auf dem riesigen Trümmerfeld liegen jetzt Chemikalien unter freiem Himmel. Chinesischen Medien zufolge hatte die Firma, die das Gefahrgutlager gepachtet hatte, dort 30 Mal mehr gefährliches Natriumcyanid gelagert als erlaubt.

Wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete, ist der Minister für Arbeitsschutz, Yang Dongliang, von seinen Pflichten entbunden worden. Gegen den Chef der staatlichen Verwaltung für Sicherheit am Arbeitsplatz werde wegen "schwerer Verletzung von Disziplin und Gesetzen" ermittelt, so Xinhua. Die Staatsagentur stellte keinen Zusammenhang mit der Katastrophe in Tianjin her, doch war Yang Dongliang bis Mai 2012 Vizebürgermeister der Stadt.

Der chinesische Ex-Minister für Arbeitsschutz, Yang Dongliang (Foto: Imago)
Der chinesische Ex-Minister für Arbeitsschutz, Yang DongliangBild: Imago/China Foto Press

Bewährungsprobe für kommunistische Führung

Kommentatoren und Nutzer sozialer Medien wiesen auch auf Yangs Karriere erst in staatlichen Ölkonzernen und später in Tianjin in der chemischen Industrie hin. Er war noch am Montag im Rahmen der Aufräumarbeiten in der Hafenstadt öffentlich aufgetreten. Wegen des Ausmaßes der Zerstörungen und der großen Verärgerung in der Bevölkerung gilt der Umgang mit dem Unglück als Test für die kommunistische Führung von Staats- und Parteichef Xi Jinping, wie einige Kommentatoren hervorhoben.

wl/sti (dpa, afp, rtr)