Rebellen wollen nicht kapitulieren
3. Dezember 2016Die Schlinge um die letzten Rebellenstellungen im Osten der syrischen Großstadt Aleppo zieht sich weiter zu. Mit massiver Luft- und Artillerie-Unterstützung nehmen Truppen und Verbündete von Staatschef Baschar al-Assad immer weitere Distrikte ein. Schiitische Legionäre aus dem Iran, Libanon und Irak - oft von iranischen Revolutionsgardisten geführt - konzentrieren ihre Angriffe auf die nordöstlichen Teile, rücken aber auch aus dem Süden vor.
Nachdem sie vier Jahre lang fast die Hälfte der früheren syrischen Handelsmetropole gehalten hatten, sieht nun alles nach dem endgültigen Fall der Enklave der Aufständischen aus. Nach übereinstimmenden Berichten von Staats- und oppositionsnahen Medien beherrschen die Assad-treuen Einheiten bereits etwa zwei Drittel von Ost-Aleppo.
"Wir geben uns nicht geschlagen"
Die Kommandeure der Rebellen wollen jedoch nicht aufgeben. "Ich habe die Gruppierungen gefragt, sie sagen, 'wir wollen nicht kapitulieren'", berichtete Zakaria Malahiji, der politische Führer der Fastaqim-Splittergruppe. Die militärischen Anführer hätten erklärt, man gebe sich nicht geschlagen und werde die Stadt nicht verlassen. Für die Zivilisten seien Korridore für eine Evakuierung aber "kein Problem".
Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte, Russland sei bereit, mit den USA über einen Abzug der verbliebenen Rebellen in Aleppo zu verhandeln. Angesichts der immer auswegloseren Lage der Menschen ist der internationale Druck auf die Regierungen in Damaskus und Moskau gestiegen, die Angriffe zumindest für die Lieferung von Hilfsgütern zu unterbrechen. Darüber gab es wohl Sondierungen zwischen Vertretern Russlands und der Rebellen in der Türkei. Ein hochrangiger Oppositionsvertreter warf Russland allerdings vor, nicht ernsthaft zu verhandeln und bei den seit zwei Wochen laufenden Gesprächen auf Zeit zu spielen.
"Schreckliche Schlacht" vor Jahresende?
Der UN-Sonderberichterstatter für Syrien, Staffan de Mistura, äußerte die Hoffnung, eine letzte "schreckliche Schlacht" verhindern zu können. Vielleicht werde es doch noch eine "irgendeine Art" von politischer "Formel" geben, sagte de Mistura bei einer Syrien-Konferenz in Rom. Andernfalls fürchte er zum Jahresende eine katastrophale Zuspitzung. Assad-Regime und Moskauer Regierung hatten immer wieder von einem "Sieg" in Aleppo noch in diesem Jahr gesprochen.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini warnte die Führungen Syriens und Russlands, eine vollständige Einnahme Aleppos bedeute noch nicht das Ende des Syrien-Kriegs. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hatte sich am Dienstag ähnlich geäußert.
SC/jj (APE, rtre)