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Rauchen, ratschen, konferieren - Zeitverschwendung in deutschen Unternehmen

Klaus Deuse12. August 2006

Ein Drittel der Arbeitszeit und -kraft wird in Deutschland schlichtweg verquasselt - mit enormem Verlust für die Volkswirtschaft. Doch auch zu wenig zwischenmenschliche Kontakte schaden der Produktivität.

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Balance zwischen Pause und Arbeitszeit findenBild: BilderBox

Auf rund 219 Milliarden Euro - knapp zehn Prozent des Bruttoinlandsproduktes - schätzt die Unternehmensberatung "Proudfood Consulting" den volkswirtschaftlichen Schaden, der durch Leerläufe an deutschen Arbeitsplätzen alleine im Jahr 2004 entstanden ist. Dabei hat es an Verschlankungs- und Rationalisierungsmaßnahmen, in deren Verlauf tausende von Arbeitsplätzen abgebaut wurden, nicht gerade gemangelt. Doch ohne diese Rationalisierungsmassnahmen stünde Deutschland im internationalen Wettbewerb in punkto Produktivität noch schlechter da. Professor Friedrich Kerker vom Institut für angewandte Innovationsforschung an der Ruhr-Universität Bochum meint, dass der Rationalisierungsbegriff in Deutschland zu Unrecht als Negativbegriff gebrandmarkt sei. "Rationalisierung gehört zur betrieblichen Normalität. Das, was heute angeboten wird, muss man eben morgen und übermorgen besser anbieten am Markt."

Sinnlose Meetings in der Chefetage

Dass ein Drittel von Arbeitskraft und Arbeitszeit verschwendet wird, das hält Professor Kerker in einigen Teilbereichen sogar noch für zu tief gegriffen. Vor allem auf der gut bezahlten Management-Ebene fänden unzählige Meetings statt, die ohne greifbaren Erfolg für den Produktionsprozess ausgehen und somit mehr oder weniger verpuffen. Die von diesen Meetings erwarteten Ergebnisse für Planung, Steuerung und Aufsicht finden sich mitunter nicht einmal in einem Protokoll wieder. Derlei Fehler im Management fressen schnell wieder die durch Rationalisierungen erzielten Einsparungen auf. Ein weiterer typischer Fehler vieler Unternehmen: "Rationalisierungsgewinne werden häufig auch noch ungerecht verteilt", so Kerker. Anstatt sie in die Zukunft, in den Aufbau neuer Geschäftsfelder, in die Entwicklung oder Umsetzung neuer Produkte zu investieren, "verfrühstücke" man sie gar zu oft in der bestehenden Organisation.

Weiterbildung von Managern
Sinnlose Meetings in der ChefetageBild: BilderBox

Mangelhafte Koordination bei deutschen Dienstleistern

Aber nicht nur in großen Unternehmen wird Arbeitszeit und Arbeitskraft durch mangelhafte Kontrolle und Planung verschleudert. Auch im Dienstleistungsbereich kommt es oft zu kostspieligen Verschwendungsautomatismen. Ein einfaches Beispiel: Die Badezimmersanierung. Sanitärbetrieb, Maurer, Fliesenleger, Maler und Elektriker müssen aufeinander abgestimmt werden. Da der private Auftraggeber mit der Koordination jedoch meistens überfordert ist, zahlt er auch noch reichlich für den entstandenen Leerlauf drauf.

Dienstleistungsrichtlinie Fliesenleger in Deutschland
Zeitverschwendung aufgrund fehlender AbspracheBild: picture-alliance/ dpa

Das Pläuschchen nebenbei nicht unterschätzen

Eine hundertprozentige Ausschöpfung des Produktivitätsfaktors Mensch ist jedoch nicht möglich. "Mitarbeiter brauchen Erholzeiten und brauchen auch neben der Arbeitszeit Zeit für Kompetenzentwicklung." Gerade in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland treiben Ideen und Informationen die Wirtschaft an. Insofern kommt es im Hinblick auf unternehmerischen Erfolg laut Professor Kerker vor allem auf die Mitarbeiter und die geförderte Art des Zusammenarbeitens an. Der Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit liege demnach auch in Investitionen in die Kompetenzentwicklung der Mitarbeiter – "sei es in den Arbeitsprozess integriert, oder aber gerade auch außerhalb der formalen Arbeit." Kurze Kaffeepausen, Gespräche am Schreibtisch oder in der Kantine fördern die Produktivität also eher, als wenn die Gelegenheit dazu nicht gegeben wäre.