Raubkopien auf dem Vormarsch
22. März 2002"Es wurde noch nie so viel Musik gehört wie heute, aber eben nicht gekauft, weil das Kopieren so einfach und kostengünstig ist." Gerd Gebhard, Vorsitzender des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft, sieht seine Branche in existenzbedrohenden Nöten: Das massenhafte Brennen von CDs und die Musikpiraterie im Internet haben in der Musikbranche im vergangenen Jahr einen Umsatzeinbruch von über zehn Prozent verursacht.
Reform des Urheberrechts dringend geboten
Die Musikindustrie setze nun auf eine Novellierung des Urheberrechts durch den Deutschen Bundestag. Damit würde einerseits sichergestellt, dass Künstler, Songschreiber und Musikverleger eine angemessene Vergütung erhielten. Andererseits müsse aber auch verboten werden, die von der Industrie eingesetzten Kopierschutzsysteme zu umgehen und Tipps dazu in Zeitschriften zu verbreiten. "'Schöner Wohnen' schreibt ja auch nicht, wie man Türschlösser knackt", schüttelt Gebhard den Kopf.
"Napstern" ist geschäftsschädigend
Ein weiteres Problem sei die Internetpiraterie. Die Marktforschung hat ergeben, dass im vergangenen
Jahr 492 Millionen Songs aus dem Internet heruntergeladen. 94 Prozent dieser Songs stammten aus kostenlosen, meist illegalen Webangeboten. Die gesamte gebrannte und heruntergeladene Musik hat laut Phono-Verband einen Umsatzwert von etwa 3,2 Milliarden Euro.
Arbeitsplätze in Gefahr
Das seit vier Jahren rückläufige Geschäft habe bereits Spuren auf´dem deutschen Arbeitsmarkt hinterlassen. Allein bei den Tonträger-Herstellern, dem Kern der Branche, gingen nach Zombiks Worten im vergangenen Jahr ungefähr 1000 der rund 13 500 Arbeitsplätze verloren. Insgesamt sind in Deutschland etwa 180 000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt von der Musikbranche abhängig. (arn)