Rückkehr in die Heimat: Sönke Wortmanns "Sommerfest"
Von München zurück ins Ruhrgebiet: "Sommerfest" ist ein Film über Heimat und die Erinnerung an vergangene Zeiten. Eine melancholische filmische Zeitreise, die auch für Regisseur Sönke Wortmann eine Rückkehr bedeutet.
Alte Kumpel blicken zurück
Stefan (Lucas Gregorowicz, r.) kommt nach zehn Jahren zurück nach Bochum, die Stadt seiner Kindheit. Sein Vater ist gestorben. Nun heißt es für Stefan, Elternhaus leer räumen, die Stätten der Jugend noch einmal aufsuchen, alte Freunde treffen. Zu denen gehört auch Toto (Nicolas Bodeux, l.), ein Kumpel aus Kindertagen.
Charmante Ruhrpottkomödie
"Sommerfest" ist eine melancholisch angehauchte Komödie, zu deren Hauptdarsteller ganz eindeutig auch der Ruhrpott zählt. Der Film bezieht Witz und Charme vor allem auch von den sorgfältig ausgesuchten Schauplätzen. Dazu gehören die fürs Ruhrgebiet typischen Eckkneipen und Sportplätze, Geschäfte und der urige Kiosk mit der 76-jährigen Filmdebütantin Elfriede Fey als Omma Änne.
Urkomische Typen
Stefan, der zehn Jahre in München gewohnt hat, ist längst zu einem anderen Menschen geworden - auch wenn er seine Wurzeln nicht vergessen hat. Doch die ehemaligen Kumpels und die nachgewachsenen Jugendlichen vor Ort in Bochum scheinen aus einer anderen Welt zu kommen. Das urkomische Typenarsenal sorgt in "Sommerfest" für viele Lacher.
Verlorene Träume
Sönke Wortmann gelingt es in kurzen Szenen auch bei seinen Nebenfiguren ein ganzes Leben vor dem Zuschauer vorbeiziehen zu lassen. Ein Beispiel dafür ist das Paar Karin und Frank Tenholt (Sandra Borgmann und Peter Jordan), die im Gegensatz zu Stefan das Ruhrgebiet nie verlassen, aber ihre großen Träume auch nie verwirklicht haben. Stattdessen haben sich die beiden mit ihrem Leben arrangiert.
Autobiografische Versatzstücke
Regisseur Wortmann hat seinen inzwischen 13. Kinospielfilm mit viel Herzblut inszeniert. Das hat wohl auch damit zu tun, dass der Sohn eines Bergmanns aus dem Ruhrgebiet einst auch nach München zum Studium ging. Er kennt also beide Seiten gut: das Schickeria-Leben in München wie das weniger beschauliche Leben im Ruhrgebiet.
Begegnung mit der Jugendliebe
Im Zentrum des Films steht die Begegnung Stefans mit seiner großen Jugendliebe Charlie (Anna Bederke). Die beiden waren früher ein Paar, bevor Stefan nach München ging. Charlie blieb in Bochum und schlug sich durch. Bei ihrer Wiederbegegnung fremdeln die beiden anfangs noch...
Eine schöne Liebesgeschichte
...doch schnell entzündet sich wieder das Feuer von früher. Stefan, der in München eigentlich eine Beziehung hat, verliebt sich erneut in Charlie. Und sie ist ebenfalls nicht abgeneigt, schlägt dem zögernden Stefan vor, an alte Zeiten anzuknüpfen.
Ruhrgebietsspezialist lieferte Vorlage
Sönke Wortmann hat sich bei seinem Film auf die literarische Vorlage des Schriftstellers Frank Goosen stützen können. Goosen, selbst Bochumer und ausgewiesener literarischer Ruhrgebietsspezialist, hatte seinen Roman "Sommerfest" 2012 veröffentlicht. Fünf Jahre später hat Wortmann, der aus dem nahe gelegenen Marl stammt, daraus einen sehenswerten Film gemacht.