Quer durch die Arbeiten von Paula Bulling
Die Comiczeichnerin und Illustratorin Paula Bulling aus Berlin wurde mit einem Comic über Asylbewerber bekannt. Politische, engagierte Arbeiten mag sie bis heute. Doch sie kann beides: düster-bedrückend und leichtfüßig.
Auf den Spuren der Protestbewegung
Bekannt wurde Paula Bulling durch den Comic "Im Land der Frühaufsteher", der vor allem Grautöne enthielt. Dass sie es auch bunt mag, zeigen ihre jüngsten Aquarelle aus New York. Im Januar war die Comiczeichnerin und Illustratorin dort für ein Projekt über die Protestaktion Occupy Wall Street. Der Ort war im Herbst 2011 der Zuccotti Park im Finanzdistrikt von Manhattan, den sie hier gezeichnet hat.
Sind die Menschen weg, gibt's weniger Farbtupfer
So trostlos sieht der Zuccotti Park bei Paula Bulling im Winter aus: ohne Demonstranten und buntes Laub. Als der öffentlich zugängliche Platz im September 2001 besetzt wurde, kam kurzzeitig sein ursprünglicher Name zur Geltung: Liberty Park, also Freiheitspark. Eine der Aktivisten war Tashy Endres, mit der Bulling nun an einem reflektierten Rückblick auf die Welt von Occupy Wall Street arbeitet.
Mit den Menschen reden und nicht nur über sie
Im Zentrum stehen Interviews mit Leuten, die bei Occupy dabei waren. Die Idee des Projekts ist es, von innen heraus von einer Protestaktion zu erzählen, die erst gehypt und dann gehasst wurde. Paula Bulling interessiert es zu erforschen, was tatsächlich in solch einer politischen Bewegung passiert an Dynamik, an kollektiven Prozessen. Auch wenn sie mit den Aktivisten nicht immer einer Meinung ist.
Der Prozess nach der Materialsammlung
Jeden Interviewpartner hat Paula Bulling gezeichnet. Im Moment lotet sie gemeinsam mit Tashy Endres aus, was mit diesem Material und all diesen Geschichten, die sie gesammelt haben, passieren kann. Die Frage nach der richtigen und angemessenen Form, über etwas zu sprechen, beschäftigt die Künstlerin bei allen ihren Arbeiten. "Von wo aus spricht man, warum spreche ausgerechnet ich darüber und wie?"
Wieder ein Platz - jetzt aber in Brüssel
Dieser Comic spielt in Brüssel und ist Teil des gerade erschienenen Albums "Bruss. Brussels in Shorts". Im Rahmen eines Wettbewerbs hatten Künstler die Gelegenheit, eine Geschichte über das heutige Brüssel zu entwerfen und umzusetzen. Paula Bulling tat sich mit dem nigerischen Regisseur Salissou Maman Oumarou zusammen und zeigt den Kontrast zwischen einem Brüsseler und einem afrikanischen Markt.
Hausa als eine von vielen Sprachen
In den Sprechblasen von Paula Bulling kommen unterschiedlichste Sprachen vor, auf diesem Markt ist es Hausa. Das hat ihr Salissou Maman Oumarou ein bisschen beigebracht, der 2001 aus Niger nach Deutschland kam. Er war schon bei ihrem Buch "Im Land der Frühaufsteher" eine wertvolle Hilfe, weil er selbst in einem Asylbewerberheim gelebt hat, Kontakte vermitteln konnte - und sechs Sprachen spricht.
Bonjour tristesse in der deutschen Pampa
Der Kontrast könnte kaum größer sein - von einem wuseligen afrikanischen Markt zu einem Asylbewerberheim in Deutschland. Für die architektonischen Bilder aus ihrem Buch "Im Land der Frühaufsteher" hatte Paula Bulling bei ihren Recherchen einen Fotoapparat dabei. Die Aufnahmen halfen ihr später beim Zeichnen, denn die Details solcher Trostlosigkeit merkt sich wohl kein Gedächtnis gerne.
Die Gabe, Momente und Stimmungen zu erfassen
Für Menschen und Situationen brauchte Paula Bulling keine fotografischen Gedächntnisstützen. Vor Ort zeichnete sie stattdessen erste Porträts und Skizzen der Räume - auch weil ein Fotoapparat schnell Misstrauen erregt. Was sie sucht, ist genau das Gegenteil - und dabei hilft ihre Gabe zu zeichnen.