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PWHL: Neue Eishockey-Eliteliga der Frauen

Chuck Penfold
3. Januar 2024

In Nordamerika gibt es eine neue Eishockey-Profiliga der Frauen. Die Professional Womens Hockey League in Kanada und den USA soll länger überdauern als ihre Vorgängerinnen.

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Liga-Vorstandsmitglied und Tennis-Ikone Billie Jean King (2. v. l.) bei der Saisoneröffnung der neuen Eishockey-Frauenliga PWHL
Liga-Vorstandsmitglied und Tennis-Ikone Billie Jean King (2. v. l.) bei der Saisoneröffnung der neuen Eishockey-Frauenliga PWHLBild: IMAGO/ZUMA Press

Was ist die PWHL und warum wurde sie gegründet?

Die Professional Womens Hockey League (PWHL) soll das Vollzeit-Profidasein im Eishockey auch für Frauen ermöglichen. Als Gründungsmitglieder der Liga gehen sechs Teams aus dem nordamerikanischen Kernland des Eishockeys an den Start. Sie kommen aus New York, Boston und Minnesota in den USA sowie Toronto, Montreal und Ottawa in Kanada. 

In der Vergangenheit mussten Eishockeyspielerinnen auch in Nordamerika trotz Profidaseins einer weiteren beruflichen Tätigkeit nachgehen, um ihr Einkommen zu sichern. Das soll sich durch die neue Liga ändern. Sie folgt auf die Canadian Women's Hockey League (CWHL), die 2019 gescheitert war. Rund 200 weibliche Profis hatten sich anschließend geweigert, der konkurrierenden National Womens Hockey League (NWHL) in den USA beizutreten. In einer über Social Media verbreiteten gemeinsamen Erklärung hatten die Spielerinnen eine "nachhaltige Profiliga für Frauen-Eishockey" gefordert. Sie hatten sich unter anderem über niedrige Gehälter von etwa 2000 Dollar pro Saison beklagt sowie darüber, dass sie nicht krankenversichert waren.

Was spricht für die neue Liga?  

Im Gegensatz zur Vergangenheit mit Ligen in Kanada und den USA soll es nun eine gemeinsame Liga geben, die die besten Bedingungen für professionelles Frauen-Eishockey bietet. Die CWHL und die NWHL hatten vor 2019 auf der Suche nach Toptalenten und Sponsoren konkurriert, was zu finanziellen Schieflagen geführt hatte. 2021 wurden die beiden Liga unter dem Dach der Premier Hockey Federation (PHF) vorübergehend zusammengeführt. 

Die neu gegründete PWHL verfügt im Vergleich dazu über deutlich bessere finanzielle Voraussetzungen, da alle sechs Franchise-Unternehmen im Besitz der Mark Walter Group sind. Der US-Unternehmer Walter ist Milliardär. Ihm gehört das Baseball-Topteam Los Angeles Dodgers. Außerdem ist er Miteigentümer des Fußballklubs FC Chelsea aus der englischen Premier League. Mit Billie Jean King, Ex-Tennisstar und Ikone der Gleichstellungsbewegung, hat die PWHL außerdem eine berühmte Persönlichkeit als Vorstandsmitglied in ihren Reihen. 

Was verdienen die Spielerinnen?

In der PWHL gilt ein Tarifvertrag, den die Liga und die Spielerinnenvereinigung geschlossen haben. Dieser garantiert Jahresgehälter von 35.000 bis 80.000 Dollar - Prämien exklusive. Der Vertrag mit acht Jahren Laufzeit sieht eine jährliche Steigerung der Gehälter um drei Prozent vor. Auch wenn die Einkommen im Vergleich mit den Millionengehältern der Männer-Eliteliga NHL geradezu winzig anmuten, wird der Tarifvertrag als Meilenstein im Frauen-Eishockey gefeiert.

Warum haben die Teams noch keine Namen? 

Die neue Liga wurde im Eiltempo geschaffen, deswegen stehen bislang lediglich die Standorte der Teams fest, nicht jedoch deren Namen. Nach der Übernahme und Auflösung der PHF im Juli 2023 wurde die PWHL im vergangenen August offiziell gegründet. Eilig wurden im Anschluss die Spielerinnen-Kader und die Betreuungsteams an den sechs Liga-Standorten zusammengestellt. Im Oktober wurden beim US-Patent- und Markenamt Namen für die Teams eingereicht. Diese sind bislang noch nicht bekannt. Die PWHL ließ wissen, dass die Teams in der Premierensaison nur mit den Städte-Namen auf der Vorderseite der Trikots auflaufen würden. Es wird erwartetet, dass die Teams rechtzeitig zur zweiten Saison der Liga komplette Namen und Logos erhalten werden.

Wann wird der erste Meister gekürt?

Das Auftaktspiel der Liga stieg am 1. Januar 2024, Tennislegende Billie Jean King war bei der Eröffnungszeremonie in Toronto dabei. Das Team aus Kanadas größter Stadt unterlag in heimischer Halle dem Team aus New York mit 0:4. 24 Spiele stehen für jede Mannschaft auf dem Spielplan der regulären Saison, anschließend wird in den Playoffs der Meister ausgespielt. Er wird spätestens Ende Juni feststehen. Da die meisten Spielerinnen auch in ihren jeweiligen Nationalmannschaften spielen, wird die PWHL während der Frauen-Weltmeisterschaft in den USA vom 3. bis 14. April pausieren.

Das Team aus New York (weiß) gewann zum Auftakt der PWHL glatt mit 4:0 in Toronto
Das Team aus New York (weiß) gewann zum Auftakt der PWHL glatt mit 4:0 in TorontoBild: IMAGO/ZUMA Press

Wer sind die Starspielerinnen? 

Taylor Heise, die für Minnesota aufläuft, ist eines der hoffnungsvollsten Talente der PWHL. Die 23-Jährige war 2022 die beste Spielerin im US-College-Eishockey und führte die Nationalmannschaft 2023 zum 10. WM-Titel der USA. Dem Ende ihrer Karriere nähert sich hingegen Hilary Knight, die für Boston spielt. Knight wurde 2018 in Pyeongchang mit dem US-Team Olympiasiegerin und gewann insgesamt neun WM-Titel. 2023 erhielt sie die neue Auszeichnung "Spielerin des Jahres" des Eishockey-Weltverbands IIHF.

Marie-Philip Poulin führte das kanadische Team bei den Winterspielen 2022 in Peking als Kapitänin zu Olympia-Gold. Die 32-Jährige spielt mit dem Team aus Montreal um die erste Meisterschaft in der PWHL. Die 28 Jahre alte Kanadierin Sarah Nurse gilt als eine der aktuell besten Eishockeyspielerinnen weltweit. Die Stürmerin, die das aktuelle Cover eines bekannten Eishockey-Videospiels ziert, geht für Toronto aufs Eis. 

Daryl Watts sollte im zweiten Jahr ihres Vertrags bei den Toronto Six in der PHF die Rekordsumme von 150.000 Dollar verdienen. Doch dann wurde die Liga eingestellt. In ihrer ersten PWHL-Saison wird die Kanadierin in Ottawa nicht annähernd so viel verdienen. Die Stürmerin nimmt es gelassen. "In zehn Jahren wird diese Liga viel mehr Geld haben, als die PHF hatte", sagte Watts.

Der Text wurde aus dem Englischen adaptiert