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Putin: Russische Soldaten rücken in Ukraine rasch vor

16. Dezember 2024

Kurz vor Ende des dritten Kriegsjahrs zieht der russische Staatschef Wladimir Putin Bilanz. Er sieht die eigenen Truppen an der gesamten Front in der Ukraine im Vorteil.

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Russlands Präsident Wladimir Putin vor russischen Fahnen
Der russische Präsident Wladimir Putin (Archivbild)Bild: Ramil Sitdikov/AP Photo/picture alliance

Der Vormarsch in der Ukraine habe sich beschleunigt, sagte der russische Präsident Wladimir Putin bei einem Treffen mit der russischen Armeeführung, das im Fernsehen übertragen wurde. In diesem Jahr seien 189 ukrainische Ortschaften erobert worden. 2024 sei "das entscheidende Jahr bei der Erreichung der Ziele des militärischen Spezialeinsatzes", sagte Putin weiter und nutzte damit den offiziellen Begriff für die Offensive im Nachbarland. "Russische Truppen halten die strategische Initiative entlang der gesamten Frontlinie fest in der Hand."

Verteidigungsminister Andrej Beloussow sagte bei dem Treffen, die Truppen Russlands hätten in diesem Jahr fast 4500 Quadratkilometer ukrainisches Territorium erobert. Derzeit gewönnen sie etwa 30 Quadratkilometer pro Tag hinzu. In den östlichen Gebieten Donezk, Saporischschja und Cherson kontrollierten die ukrainischen Streitkräfte noch zwischen 25 und 30 Prozent der Fläche; im Gebiet Luhansk nur noch ein Prozent. Russland hatte die Annexion dieser vier ukrainischen Regionen 2022 verkündet.

Putin und Beloussow in einer Holzgalerie hinter Mikrofonen
Der russische Präsident Wladimir Putin (rechts) und Verteidigungsminister Andrej Beloussow in Moskau Bild: Artyom Geodakyan/ITAR-TASS/IMAGO

Kontinuierliche Geländegewinne

Von unabhängiger Seite lassen sich die russischen Angaben nicht überprüfen. Allerdings hatten unabhängige Beobachter den Russen massive Gebietsgewinne in diesem Jahr bescheinigt. Im November hatten die russischen Streitkräfte mehr Boden gutgemacht als in irgendeinem anderen Monat seit März 2022. Das ergab eine Analyse von Daten des US-Instituts für Kriegsstudien durch die Nachrichtenagentur AFP.

Nach Berechnungen des ukrainischen Telegramkanals UA War Infographics eroberten die russischen Truppen seit Jahresbeginn gut 2800 Quadratkilometer - eine Fläche größer als das Saarland. Damit belaufen sich die russischen Geländegewinne bereits jetzt auf fast das 20-fache des Vorjahreswerts.

Zuvor hatte das Verteidigungsministerium die Einnahme eines weiteren Dorfes in der Region Donezk vermeldet. Die Ortschaft Jeljisawjetiwka sei "befreit" worden, hieß es. Diese liegt etwa zehn Kilometer südlich der Stadt Kurachowe, welche die russischen Truppen offenbar als nächstes großes Ziel im Visier haben.

Mehr als 1200 Kriegsfreiwillige pro Tag

Bei der Versammlung von Offizieren und Vertretern der russischen Gesellschaft in Moskau erklärte Beloussow, derzeit würden mehr als 1200 Freiwillige täglich einen Vertrag für den Kriegseinsatz unterschreiben. "Allein in diesem Jahr wurden bereits über 427.000 Soldaten rekrutiert."

Trainingslager für den Ukraine-Krieg

Putin und Beloussow warfen der NATO erneut vor, ihre Präsenz massiv auszubauen. Gegen die Bedrohung müssten Maßnahmen ergriffen werden, sagte Beloussow. So solle etwa das neue Raketensystem Oreschnik im kommenden Jahr in Serienproduktion gehen. Gegründet werde auch eine neue Einheit innerhalb der Streitkräfte für unbemannte Flugobjekte.

Russland gibt nach Angaben des Verteidigungsministers inzwischen ein Drittel seines Haushalts - 32,5 Prozent - für die Verteidigung aus. Das seien 6,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Putin führte aus, dass das viel, aber notwendig sei. Auch die militärtechnische Zusammenarbeit mit anderen Staaten werde ausgebaut. Russland führt seit fast drei Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Mit der bereits 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim steht etwa ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets unter Kontrolle Moskaus.

Nordkoreanische Kombattanten

Bei Kämpfen in der russischen Grenzregion Kursk wurden derweil nach Angaben des ukrainischen Militärspionagedienstes am Wochenende mindestens 30 Soldaten getötet, die in nordkoreanischen Einheiten zur Unterstützung Russlands im Einsatz waren. Die Verluste würden "mit frischem Personal" aus der nordkoreanischen Armee ausgeglichen, "um die aktiven Kampfhandlungen in der Region Kursk fortzusetzen". Belege für diese Angaben lieferte er nicht. Eine unabhängige Überprüfung war nicht möglich. Von russischer Seite war keine Stellungnahme zu erhalten.

Raketenwerfer feuert ab
Ein russischer Raketenwerfer vom Typ Grad im Einsatz in der Region KurskBild: Russian Defense Ministry/AP/picture alliance

Russland hat die Anwesenheit nordkoreanischer Truppen weder bestätigt noch dementiert. Pjöngjang hat Berichte über die Truppenstationierung als "Fake News" zurückgewiesen. Ein offizieller Vertreter Nordkoreas hat aber mittlerweile erklärt, dass eine solche Stationierung grundsätzlich rechtmäßig wäre. Die Ukraine geht von insgesamt 11.000 Nordkoreanern aus, die für Russland in Kursk im Einsatz sind.

kle/fab (dpa, rtr, afp)