Pussy Riot träumen von freundlichen Polizisten
Mit ihren Guerilla-Performances hat sich das russische Kollektiv Pussy Riot weltweit einen Namen gemacht. Zuletzt hat die Gruppe beim Finale der Fußball-WM für Aufsehen gesorgt.
Shakehands mit dem späteren Weltmeister
In der 53. Minute des WM-Finalspiels zwischen Frankreich und Kroatien rannten vier Mitglieder des Kollektivs Pussy Riot aufs Spielfeld des Moskauer Stadions - vor den Augen des Präsidenten Wladimir Putin. Hier klatscht der spätere Weltmeister Kylian Mbappé mit einer Aktivistin ab, ehe sie von Sicherheitsleuten vom Feld gebracht wird.
Protest gegen die Fifa
Die Aktion galt dem Protest gegen den Fußball-Weltverband Fifa, der eine freundschaftliche Nähe zu autoritären Regimen unterhalte, die Menschenrechte verletzten. Die vier Mitglieder wurden einen Tag später zu jeweils 15-tägigen Gefängnisstrafen verurteilt. Pussy Riot reagierte darauf mit dem Lied "Track about good Cop", das eine Utopie beschreibt, in der sich die Polizei dem Protest anschließt.
Guerilla-Kollektiv
2011 haben elf Frauen in Moskau Pussy Riot gegründet - nicht als Band, sondern als Kollektiv. Fortan haben diese Frauen mit künstlerischen Guerilla-Aktionen auf ihre Belange aufmerksam gemacht und Videos davon im Netz verbreitet. Innerhalb kurzer Zeit erlangte die Gruppe vor allem mit ihren regierungskritischen Performances weltweite Beachtung.
Bekanntes Gesicht
Die Gruppe besteht noch immer aus rund einem Dutzend Mitgliedern, die häufig mit Sturmhauben auftreten, um unerkannt zu bleiben. Eines der bekanntesten Gesichter von Pussy Riot ist Nadja Tolokonnikowa (links). 2012 waren sie und zwei Mitstreiterinnen wegen "Rowdytums" und "Aufwiegelung zu religiösem Hass" zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt worden.
Ziel der Protests
Die Künstlerinnen hatten zuvor während einer Performance in einer Kirche Präsident Wladimir Putin kritisiert. Der Kremlchef und seine Nähe zur orthodoxen Kirche ist neben dem Kampf für Feminismus das vorherrschende Thema der Aktionen von Pussy Riot. Die Duma erließ nach gut einem Jahr eine Amnestie, wodurch die inhaftierten Sängerinnen vorzeitig aus dem Arbeitslager frei kamen.
Autoritäre Mächte
Kurz nach der US-Wahl kritisierten Pussy Riot im November 2016 im Musikvideo "Make America Great Again" den künftigen Präsidenten Donald Trump. Das Kollektiv befürchtet, dass das demokratische System durch Politiker wie Trump und den russischen Präsidenten Wladimir Putin aufgeweicht und weggespült wird.
Erfahrungen niedergeschrieben
Die aktuelle Bühnenshow "Riot Days" basiert auf einem Buch von Maria Aljochina. Auch sie war damals zur Arbeit im Lager verurteilt worden. Sie hat über diese Erfahrungen in ihrem Buch geschrieben. Vor den beiden Auftritten in Deutschland gastierten Pussy Riot mit dem Programm in den USA. "Wenn man sich im Westen für Pussy Riot einsetzt, dann ist das cool", sagte Aljochina der Deutschen Welle.
Furchtloser Protest
Trotz staatlicher Repressalien und der Erfahrungen im Arbeitslager lassen sich die Aktivistinnen nicht einschüchtern. Erst im August 2017 waren Aljochina und Olga Borissowa vorübergehend festgenommen worden, weil sie an einer Demonstration zur Freilassung des ukrainischen Regisseurs Oleg Senzow teilgenommen hatten. Er ist wegen Terrorismus zu einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt worden.