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Politik

Prozess nach Mord an russischem Botschafter

8. Januar 2019

Die Bilder gingen um die Welt, als im Dezember 2016 ein Polizist vor laufender Kamera den russischen Botschafter in der Türkei erschoss. Jetzt müssen sich insgesamt 28 mutmaßliche Hintermänner vor Gericht verantworten.

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Türkei Prozess um Mord an russischem Botschafter Andrej Karlow
Bild: picture alliance/dpa/AP/A. Unal

Die Staatsanwaltschaft wirft 16 von ihnen "vorsätzlichen Mord zur Verbreitung von Terror" und den anderen zwölf "Mitgliedschaft in einer Terrororganisation" vor. Der Attentäter selbst war kurz nach der Tat erschossen worden.

Auch Fethullah Gülen angeklagt

Der 22-jährige Polizist Mevlüt Mert Altintas hatte den Botschafter Andrej Karlow am 19. Dezember 2016 bei der Eröffnung einer Fotoausstellung in Ankara vor laufender Kamera erschossen. Auf Videos war zu sehen, wie er "Allahu Akbar" und "Vergesst nicht Aleppo" rief. Der Anschlag wurde mit Russlands Militäreinsatz in Syrien in Verbindung gebracht. Aleppo war kurz zuvor nach erbitterten Kämpfen von den syrischen Regierungstruppen mit Unterstützung der russischen Luftwaffe zurückerobert worden.

World Press Photo Awards 2017 World Press Photo Awards 2017 - Burhan Ozbilici, The Associated Press - An Assassination in Turkey
Das World Press Foto 2017 - der Attentäter Altintas kurz nach der TatBild: Reuters/AP/World Press Photo Foundation/B. Ozbilici

Nachdem zunächst ein islamistischer Hintergrund vermutet worden war, wirft die türkische Justiz dem Attentäter heute vor, zur Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen zu gehören, die von Ankara auch für den gescheiterten Militärputsch von Juli 2016 verantwortlich gemacht wird. Unter den Angeklagten in Ankara ist auch der im US-Exil lebende Prediger selbst, der aber jede Verbindung zu dem Mord wie zum versuchten Staatsstreich bestreitet.

Von den 28 Angeklagten sind 13 in Untersuchungshaft, die teilweise per Videoschaltung in den Gerichtssaal zugeschaltet wurden, während fünf weitere unter Auflagen frei sind. Sechs Angeklagten wird in Abwesenheit der Prozess gemacht. In der ersten Anhörung sagten zwei Angeklagte aus, die mit Altintas auf der selben Polizeiakademie waren. Die beiden 26-Jährigen bestritten, irgendeine Verbindung zur Gülen-Bewegung zu haben.

Türkei Prozess um Mord an russischem Botschafter Andrej Karlow Archivbild
Der russische Botschafter Andrej Karlow kurz vor der Tat (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/AP/B. Ozbilici

Tat sollte türkisch-russische Beziehungen belasten

Laut der Anklage wollte die umstrittene Bewegung mit der Tat den Abbruch der türkisch-russischen Beziehungen bewirken und die beiden Länder an den Rand eines Krieges bringen. Moskau hat sich zurückhaltend zu dieser Darstellung geäußert. Ankara und Moskau hatten erst im Sommer 2016 ihre Beziehungen normalisiert, nachdem der Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs durch die Türkei an der Grenze zu Syrien eine Eiszeit ausgelöst hatte.

nob/pg (afp, dpa)