1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Proteste gegen das Erscheinen von Hitlers "Mein Kampf" in Aserbaidschan

10. Dezember 2004
https://p.dw.com/p/5yVm

Baku, 9.12.2004, AZADLIQ, 525 QAZET

AZADLIQ, aserb., 9.12.2004, S. 12

Der Chefredakteur der Zeitung "Xural", Avaz Zeynalli, ist gestern Nachmittag gegen 17 Uhr [13 Uhr GMT] in die Hauptverwaltung für die Bekämpfung des Organisierten Verbrechens [beim aserbaidschanischen Innenministerium] gebracht worden. Bei seiner Festnahme gelang es Zeynalli, bei der Zeitung "Azadliq" anzurufen und über seine Festnahme zu berichten. Der Chefredakteur sagte, Zeynalli sei festgenommen worden, weil er Adolf Hitlers "Mein Kampf" ins Aserbaidschanische übersetzt habe.

Für die Übersetzung des Buches hatte Zeynalli mehr als zwei Jahre gebraucht. Die aserbaidschanischen Medien hatten in den letzten zwei Jahren das Buch auszugsweise gedruckt. Vor kurzem erschien dessen komplette Ausgabe. Zu prüfen ist, ob nach [aserbaidschanischem] Gesetz die Veröffentlichung dieses Buches rechtens ist. (...)

Mitarbeiter der Hauptverwaltung für die Bekämpfung des Organisierten Verbrechens, die Zeynalli festnahmen, beschlagnahmten bei der Zeitung sämtliche Exemplare des Buches.

Zeynalli wurde gestern Abend unter der Bedingung, dass er heute um 10 Uhr [16 Uhr GMT] in der Hauptverwaltung erscheint, auf freien Fuß gesetzt. (TS)

525 QAZET, aserb., 9.12.2004, S. 1.3

Unmittelbar nach dem Erscheinen von "Mein Kampf" in Aserbaidschan forderten in Aserbaidschan lebende Juden, das Buch aus dem Handel zu nehmen. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Gennadij Selmanowitsch, sagte, das Erscheinen des Buches in Aserbaidschan sei inakzeptabel, da Hunderttausende Aserbaidschaner im Zweiten Weltkrieg dem Faschismus zum Opfer gefallen seien. Das Buch bedeute auch eine Missachtung der Juden, die Jahrhunderte lang Seite an Seite mit den Aserbaidschanern lebten.

Die israelische Botschaft in Aserbaidschan hat gegen das Erscheinen von "Mein Kampf" in Aserbaidschan Protest eingelegt. Die Botschaft forderte Aserbaidschans Präsidenten Ilham Alijew auf, den Chefredakteur der Zeitung zu verhaften und die daran beteiligte Druckerei zu schließen. (...) (TS)