1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Probleme der Wasserversorgung in Zentralasien

29. August 2003

Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten steigt vor allem auf dem Lande

https://p.dw.com/p/41MS

Bonn, 29.8.2003, DW-radio / Russisch

In der tadschikischen Hauptstadt beginnt am 30. August das Internationale Trinkwasser-Forum. Es wird erwartet, dass an ihm mehr als 2000 Vertreter aus Dutzenden von Ländern und bedeutender internationaler Organisationen teilnehmen werden. Aus der tadschikischen Hauptstadt berichtet Nigora Buchari-sade:

Die Gäste des Forums erwartet ein umfassendes Programm: Wissenschaftliche Konferenzen, Rundtisch-Gespräche, Exkursionen, Ausstellungen und Konzerte. An drei Tagen werden die Teilnehmer der Veranstaltung gemeinsam nach Lösungen für die vielen Problemen suchen, die mit den Wasserreserven auf unserem Planeten zusammenhängen.

Viele solche Probleme gibt es auch im Gastgeberland des Forums. Die meisten Menschen in Tadschikistan haben keinen Zugang zu Trinkwasser. Die gesamte Wasserversorgung Tadschikistans befindet sich bereits seit zwei Jahrzehnten in einer Krise. Für den Wiederaufbau der nach dem Zerfall der Sowjetunion und dem Bürgerkrieg verfallenen Infrastruktur der Wasserversorgung werden gewaltige Summen benötigt. Besonders kritisch ist die Lage auf dem Lande. Den Worten des stellvertretenden Vorsitzenden des Roten Halbmondes Tadschikistans, Dawron Muchammadijew, zufolge war in Tadschikistan auch schon in der Sowjetzeit die Trinkwasserversorgung der Menschen auf dem Lande problematisch. Damals hatte jedoch etwa die Hälfte der Landbevölkerung Zugang zu sauberem Wasser - heute ist es nur noch jeder Zehnte.

Dawron Muchammadijew: "Nach jüngsten Angaben haben heute in Tadschikistan auf dem Lande weniger als zehn Prozent der Bevölkerung Zugang zu Trinkwasser. 90 Prozent der Menschen leben unter unbefriedigenden sanitären und hygienischen Bedingungen. Es gibt keine Toiletten und keine Wasserleitungen. Es besteht die große Gefahr, dass sich über das Wasser Krankheiten ausbreiten. Heute haben natürlich weder der Staat, noch die Behörden vor Ort, ja noch nicht einmal große internationale Organisationen das Geld, um die ehemalige Wasserversorgung wiederaufzubauen. Unsere Aufgabe ist es, der Bevölkerung auf dem Lande einen Zugang zu Trinkwasser zu verschaffen, um die Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten zu mindern. Das erste, was getan werden muss, ist der Wiederaufbau und die Sanierung kleiner Wasserversorgungssysteme, die es noch zu Zeiten der Sowjetunion gab. Dabei handelt es sich um mitteltiefe Pumpen und Wasserleitungen auf dem Lande."

Der Rote Halbmond Tadschikistans setzt im Land bereits seit sechs Jahren ein Programm zur Reinhaltung von Wasser um. Es beinhaltet auch zahlreiche kleine Projekte zum Wiederaufbau von Pumpen und Wasserleitungen in Dörfern, wo sie vollständig zerstört wurden. Dank solcher kleiner Projekte haben im Rahmen dieses Programms mehr als 500 000 Tadschiken wieder Zugang zu Trinkwasser erhalten. Dawron Muchammadijew zufolge werden in Tadschikistan jedes Jahr viele Darminfektionen gemeldet, darunter Bauchfellentzündungen, Ruhr und Diarrhö. Dazu komme es, weil die meisten Menschen auf dem Lande Wasser aus natürlichen Quellen trinken würden. Er sagte ferner, dass sogar Quellen im Hochgebirge, die man als sauber betrachtet, geschützt werden müssten.

Dawron Muchammadijew: "Es ist kein Geheimnis, dass die Bevölkerung auf dem Lande, vor allem in den Bergregionen, Quellwasser verwendet. Aus Sicht der Hygiene enthält es praktisch keine Krankheitserreger, aber es gibt Einwirkungen von außen, beispielsweise weidet dort Vieh, und das zwingt uns, Projekte zum Schutz der Quellen umzusetzen. Es besteht immer die Gefahr, dass Tiere, die gewisse Krankheiten übertragen, zu den Quellen gelangen. Deswegen setzen wir Projekte für diese Quellen um. In der Regel schützen wir sie und riegeln sie ab und sorgen für ein entsprechendes Reservoir und Wasserleitungen."

Das Besondere ist, dass alle Projekte auf Initiative und mit den Kräften der Bevölkerung vor Ort umgesetzt werden. Was mit eigenen Händen geschaffen wird, wird auch besser geschützt:

Dawron Muchammadijew: "Die körperliche Arbeit leisten die Einwohner der Dörfer selbst. Die Lösungen werden aber von Ingenieuren vorgegeben. Die technische Unterstützung kommt von Mitarbeitern unseres Programms und von unseren Ingenieuren."

Dawron Muchammadijew zufolge fehlt heute in mehreren hundert großen und kleinen tadschikischen Dörfern teilweise oder völlig eine Wasserversorgung. Es reicht aber nicht, den Menschen einfach sauberes Wasser zu geben, man muss ihnen noch beibringen, sparsam damit umzugehen:

Dawron Muchammadijew: "Oft werden wir mit der Situation konfrontiert, dass die junge Generation den Wert dessen nicht versteht, was die Eltern geschaffen haben. Heute bemühen wir uns, der jungen Generation zu erklären, dass man die Verschwendung von Wasser verhindern muss."

Das Internationale Trinkwasser-Forum beginnt am Samstag in der tadschikischen Hauptstadt. Das Land stellt dafür aus dem Staatshaushalt fast eine Million US-Dollar zur Verfügung. Hoffentlich wird das Forum effektiv arbeiten und dessen Ergebnisse dem wasserreichsten Land Zentralasiens helfen, seine Bürger mit sauberem Wasser zu versorgen.

Probleme mit der Wasserversorgung der Bevölkerung gibt es auch in den anderen zentralasiatischen Ländern, beispielsweise in Usbekistan. Aus Taschkent berichtet Natalija Buschujewa:

Der Mangel an Trinkwasser ist für Usbekistan ein ernstes Problem. Dazu der Leiter der internationalen Stiftung Ökologie und Gesundheit "Ekosan", Jusufdschan Schadimetow:

"Nur etwa 80 Prozent der Landbevölkerung werden heute mit Wasser aus Leitungen versorgt. Ein Großteil des Wassers enthält aber Schwermetalle und Bakterien. Unsere Kläranlagen sind nicht in der Lage, das Wasser hundertprozentig zu reinigen. In Karakapakstan, in der Region um den Aralsee sowie in den Gebieten Choresm und Kaschkadar, aber auch in einer Reihe anderer Regionen bestehen heute sehr große Probleme bei der Trinkwasserversorgung. Im Gebiet Kaschkadar sind nur 17 Prozent der Landbevölkerung an eine Wasserleitung angeschlossen."

Die Wasserreserven im Lande gehen Jusufdschan Schadimetow zufolge rapide zurück:

Jusufdschan Schadimetow: "Sie gehen zurück, weil die Verdunstung wegen der Austrocknung des Aralsees sehr hoch ist - das Ökosystem ist beschädigt. All dies hat negative Auswirkungen. 120 bis 150 Kubikkilometer – das sind die Reserven, die wir heute haben. Wenn die Bevölkerung und die Wirtschaft weiterhin so wachsen und sich dabei die klimatischen Bedingungen weiterhin so verschlechtern, dann wird diese Region zusätzliches Wasser benötigen. Es wird schon jetzt gebraucht. Um das Problem grundsätzlich zu lösen, sollte man wieder über die Umleitung eines Teils des Wassers der sibirischen Flüsse nach Zentralasien nachdenken." (MO)