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Grüner Prinz in Brüssel

9. Februar 2011

Der britischer Thronfolger ruft Wirtschaft, Politik und Verbraucher in Europa zum Umdenken auf. Herkömmliche Wachstumsmodelle seien überholt, neue müssten her. Doch die Botschaft dürfe nicht nur Verzicht lauten.

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Charles gestikuliert während seiner Rede vor dem Europaparlament (Foto: AP)
Als Umweltschützer bekannt: Prinz Charles im EU-ParlamentBild: AP

Vor dem Europaparlament in Brüssel forderte Prinz Charles am Mittwoch (09.02.2011) nicht weniger als ein radikales Umsteuern des gesamten Wirtschaftssystems. Im Moment untergrabe der Mensch durch Raubbau an der Natur seine eigenen Grundlagen. "Wir müssen von unserem herkömmlichen Wachstumsmodell der Herstellung und des Verbrauchs von CO2-intensiven Gütern wegkommen", sagte Prinz Charles. Wirtschaftswachstum müsse von erhöhtem Verbrauch entkoppelt werden. Die Politiker müssten für ein neues, nachhaltiges Wirtschafts- und Lebensmodell die Rahmenbedingungen schaffen, forderte er und lobte die Arbeit des Europaparlaments in diesem Zusammenhang.

Botschaft darf nicht nur Verzicht sein

Vieh weidet auf einem gerodeten Stück Urwald (Foto: AP)
Prinz Charles setzt sich mit einer eigenen Stiftung gegen Urwaldrodung einBild: AP

Prinz Charles appellierte auch an die Verbraucher, sie sollten mehr umweltfreundliche Waren nachfragen. Er habe sich lange gefragt, warum das zu wenig passiere, und sei zu dem Schluss gekommen, die Botschaft werde zu schlecht verpackt. "Zu lange haben sich Umweltschützer darauf konzentriert, was Menschen NICHT mehr tun dürfen. Wenn uns ständig gesagt wird, wir müssten alles aufgeben, was das Leben lebenswert macht, ist es kein Wunder, dass Menschen sich nicht ändern wollen."

Hart ging Prinz Charles mit denen ins Gericht, die einen menschengemachten Klimawandel leugnen. Ihre Zahl nimmt offenbar zu. Sie betrieben ein "rücksichtsloses Roulettespiel" um die Zukunft der Erde und würden sich irgendwann vor ihren Enkeln verantworten müssen, sagte er.

EU-Spitzenvertreter sonnen sich

Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Ratspräsident Herman Van Rompuy sonnten sich sichtlich im Glanz des prominenten Gastes. Barroso sieht keinerlei Gegensatz zwischen Wachstum und Umweltschutz. Weniger CO2 sei gut fürs Geschäft. "Die Zukunft gehört denen, die verstehen, dass es klüger und wettbewerbsfähiger ist, mehr mit weniger zu produzieren", sagte er. Van Rompuy verwies auf die große Bedeutung, die gerade die Energiepolitik in der EU habe. Obwohl es "politisch inkorrekt ist, optimistisch zu sein", habe er eine Botschaft des vorsichtigen Optimismus. "Wir in Europa können ehrgeizige Ziele setzen, oft vor dem Rest der Welt, und mit Engagement und Fleiß können wir diese Ziele auch erreichen", sagte Van Rompuy.

Doch die schönen Worte von der Versöhnung von Ökonomie und Ökologie täuschen. Ob das Thema Autos oder Energieerzeugung oder die Landwirtschaft ist: In der EU wird heftig gestritten, sobald es darum geht, die Ziele mit konkreten Inhalten zu füllen.

Autor: Christoph Hasselbach
Redaktion: Julia Kuckelkorn