Presseschau: "Die Italiener sind einfach die Besten der Welt"
10. Juli 2006ITALIEN
La Repubblica
"Ciao ciao Weltmeisterschaft. Jetzt scheint alles unvergesslich. Aber - einmal abgesehen von Italien und
Frankreich - was wird uns wirklich von dieser Weltmeisterschaft 2006 in Erinnerung bleiben? Die deutsche Menschenmenge etwa. Ein diszipliniertes Meer von Fans. Sie wirken immer so, als hätten sie eine natürliche Fernbedienung. Die Furcht, die daraus entsteht, ist, in wessen Händen der Kontrollknopf letztlich landet."
La Gazzetta dello Sport
Diese Weltmeisterschaft hat uns viele einfache Dinge gelehrt. Zum Beispiel, dass Fußball ein Mannschaftssport ist und elf motivierte Männer mit demselben Ziel und in der richtigen Zusammensetzung mehr wert sind als elf Fußball-Superstars, bei denen jeder nur für sich selbst spielt. (...) Das freudige Endspiel hat noch einmal die Überzeugung gestärkt, dass Deutschland als Nation diese Weltmeisterschaft in punkto Heiterkeit und Organisation gewonnen hat (...)."
FRANKREICH
Libération Frankreichs enttäuschte Reaktion auf die Niederlage im Elfmeterschießen gegen Italien im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland:
"Mit Noah und Zidane gestern, Zidane und Mauresmo heute ist die "De-Coubertinisierung" des französischen Sports abgeschlossen: Allein der Sieg ist schön. (...) Die Zivilisationshistoriker werden zurückbehalten, dass das Galliervolk am Anfang des 21. Jahrhunderts nur noch den Fußball als Gemeinschaftsgefühl hat. So, als amüsierten
sich die Franzosen bloß, wenn sie ihrer platten Wirklichkeit aus dem Weg gingen. (...) Als Frankreich (bei der Tour de France in den 1960er Jahren) Poulidor lieber mochte als Anquetil, den Sieger dem Besiegten vorzog, brauchte es keine sportlichen Leistungen, um sich stark zu fühlen. Es ruhte auf seinen großen Männern und stellte sich vor, über die Welt zu herrschen. Heute zweifelt es an sich selbst, und versucht dies zu kompensieren."
SCHWEDEN
Aftonbladet "Als die Italiener beim Finale ihr doppeltes Gesicht zeigten, das dunkle und das strahlende, und dann den Weltpokal in die Luft hielten, war der Meister aller Meister nicht mehr da. Der letzte Trick des Zauberers Zidane bestand darin, sein Genie in reiner Form vorzuführen. Indem er es wegzauberte."
DÄNEMARK
Politiken "Die Italiener sind einfach die Besten der Welt. Der große Alte ließ Frankreich im Stich. Was in Zidanes Kopf vorging, wissen nur die Götter. Eigentlich sahen die Franzosen wie die Sieger aus".
BRASILIEN
O Globo "Italien hat gestern seine zweite Renaissance erlebt. (...) Obwohl er nicht die Üppigkeit der Sixtinischen Kapelle besitzt, hat der italienische Fußball wenigstens die Ausdauer und die Disziplin eines großen Künstlers gezeigt. Auf der anderen Seite hatte Zidane als das größte und möglicherweise einzige Genie auf dem Platz Kostproben seines Könnens aufblitzen lassen - aber die Lichter gingen für ihn vorzeitig aus."
Jornal do Brasil Es war der Sieg der Kraft, der ständigen
Bewegung, des taktischen Fleißes über das arme, unglückliche Talent. Letzteres wurde nur repräsentiert in wenigen Szenen eines Zidane, eines Henry, eines Cannavaro oder eines Pirlo. Aber man weiß ja, dass ein Finale fast immer so ist: ein hässliches und nervöses Spiel, und dass der Sieger aus den Fehlern und Details hervorgeht."
Jornal da Tarde Die Erde ist blau! In einer WM, in der Technik und Fußball gefehlt haben, musste ja das Team mit mehr Herz gewinnen. (...) Italien war nicht brillant - tatsächlich war es das nur in ganz wenigen Augenblicken des Turniers. Vielleicht nur im Halbfinale gegen Deutschland. Aber der Sieg Italiens brachte eine Lehre: Die Kraft einer Gruppe kann eine Mannschaft weit bringen, selbst wenn diese Mannschaft keine Stars hat."
ARGENTINIEN
Olé "Diese Weltmeisterschaft ist bella. Die Squadra Azzurra
bewies beim Elfmeterschießen mehr Zielgenauigkeit als Frankreich".
Clarín Aller Ruhm gebührt Italien. Kaum hatte der Schuss von Grosso das Netz erzittern lassen, brach die gesamte Mannschaft in Jubel aus. Italien lieferte nicht gerade sehenswerten, aber dafür sehr effektiven Fußball und wird allen Freunden dieses Sports in Erinnerung bleiben. Jetzt feiern die Azzurri. Und das verdient."
La Nación "Die Italiener haben bewiesen, dass ihnen Kritik und mangelnder Glaube an den Sieg nichts anhaben können. Entgegen aller Vorhersagen und inmitten einer tiefen Krise hat sich der italienische Fußball vom Elfmeterpunkt aus seinen vierten Weltmeistertitel gesichert. Beim Elfmeterschießen vermisste Frankreich Zidane schmerzlich."
NIEDERLANDE
Telegraaf "Italien strahlt. Zinedine Zidane beendete seine
Karriere mit einem beschämenden Abgang."
Volkskrant "Ein Kurzschluss im Kopf von Zinedine Zidane setzte seiner ruhmreichen Laufbahn ein bizarres Ende."
Trouw "Der Abschied Zinedine Zidanes von der internationalen Bühne war erinnerungswürdig, aber bestimmt anders als er selbst und die Fußballwelt gehofft hatten."
SCHWEIZ
Basler Zeitung "Mäßig gestartet, am Ende unschlagbar - so wurde Italien 1982 Weltmeister. Und jetzt wieder."
Berner Zeitung "Italien hat gestern auf dem höchsten Thron des Fußballs Platz genommen. Der Weltmeistertitel ist der verdiente Lohn für die starken Leistungen in diesem Sommer. Italien hat unter dem Strich den besten Turnierfußball gespielt."
Neue Zürcher Zeitung "Das Endspiel im Berliner Olympiastadion hat ein getreues Abbild dieses WM-Turniers ergeben. Die Finalisten standen beide für hervorragenden Teamgeist, Kollektivleistung und hohen Fitness-Grad."
Tages-Anzeiger "In der Folge entwickelte sich ein unterhaltsames WM-Finale, kein hoch stehendes oder elektrisierendes, aber zumindest eines, wie man es nach den 63 zuvor ausgetragenen Partien hatte erwarten dürfen. Taktisch, auf Sicherheit bedacht, abwartend - dennoch mit Torszenen."
Tribune de Genève "Fußball auf hohem Niveau ist nie völlig
vorhersehbar. Das beweist auch, dass eine Weltmeisterschaft das Ergebnis von Arbeit mit einem langen Atem ist."