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"Hitler bleibt hängen"

16. Januar 2014

Die Entscheidung ist gefallen: Der brandenburgische Landtag wird die umstrittene Ausstellung mit verfremdeten Porträts von Hitler, Stalin und anderen Diktatoren zeigen. Künstler Lutz Friedel versteht die Aufregung nicht.

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Lutz Friedel Ausstellung im brandenburgischen Landtag (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Potsdam: Ausstellung mit Hitler-Porträt bleibt

Unter den 112 Werken des Künstlers Lutz Friedel sind Abbildungen von NS-Verbrechern wie Hitler und Goebbels oder Diktatoren wie Stalin - aber auch solche von Anne Frank und Rosa Luxemburg. Das Präsidium habe bei zwei Gegenstimmen der CDU entschieden, die Ausstellung zu zeigen, teilte Vizepräsidentin Gerrit Große (Linke) im Anschluss an die Sitzung in Potsdam mit. Als Ergänzung sollen jedoch zum Eröffnungswochenende an diesem Samstag und Sonntag Flyer und Informationstafeln mit Erläuterungen zur Verfügung stehen. Auch Friedel und Kuratorin Brigitte Rieger-Jähner vom Museum Junge Kunst in Frankfurt/Oder wollen Besuchern Rede und Antwort stehen. Die Ausstellung soll ein Jahr zu sehen sein.

Der Zentralrat der Juden und SED-Opferverbände hatten die Bildnisse von Hitler und anderen Verbrechern in der Ausstellung zuvor scharf kritisiert. Als "außerordentlich problematisch" bewertete die Bundeskulturbeauftragte Monika Grütters (CDU) die Schau.

"Demokratie keine Selbstverständlichkeit"

Der Leiter der Stasiopfer-Gedenkstätte in Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, begrüßte hingegen die Landtagsentscheidung. Die Freiheit der Kunst sei ein hohes Gut, das man respektieren sollte, "auch wenn es um Hitler oder Stalin gehe", erklärte der Historiker in Berlin. Die Ausstellung habe bereits jetzt bewirkt, was Kunst im Idealfall erreichen könne, betonte Knabe: "Dass die Öffentlichkeit über existenzielle Fragen wie den Unterschied von Diktatur und Demokratie diskutiert."

Der Künster Friedel, dessen Werke in der DDR immer wieder abgehängt wurden, reagierte empört auf die Diskussion. Die Ausstellung weise auch darauf hin, "wie gefährdet eine Demokratie ist". Sie sei keine Selbstverständlichkeit, um die man sich nicht mehr kümmern müsse, unterstrich er. "Man muss auch immer wieder zeigen, wodurch Demokratie in der Vergangenheit angreifbar war, wodurch sie 1933 vernichtet wurde."

Lutz Friedel wurde 1948 in Leipzig geboren und studierte in Dresden, Leipzig und Ost-Berlin Bildende Kunst. Der frühere Meisterschüler von Bernhard Heisig reiste 1984 in den Westen aus und zog 1985 nach Berlin-Kreuzberg. Inzwischen lebt und arbeitet er im Havelland.

se/mak (dpa, epd)