1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Politik ohne Amt: Was macht Barack Obama heute?

Andreas Noll
22. August 2024

Mit 47 Jahren zog Barack Obama 2009 als einer der jüngsten US-Präsidenten der Geschichte ins Weiße Haus ein. Acht Jahre später übergab er das Amt an Donald Trump. Für den Ruhestand war der 55-jährige US-Demokrat zu jung.

https://p.dw.com/p/4jkgV
Barack und Michelle Obama lächeln auf dem Parteitag der Demokraten in Chicago
Dreamteam der US-Demokraten: Ex-US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle Bild: Erin Hooley/AAP/IMAGO

Nur drei Jahre und zwei Monate Altersunterschied trennen Kamala Harris und Barack Obama. Doch während Harris am 5. November noch um die Krönung ihrer politischen Karriere mit dem Einzug ins Weiße Haus kämpft, hat Obama der Tagespolitik seit Jahren den Rücken gekehrt.

Anders als seine demokratischen Vorgänger Bill Clinton und Jimmy Carter hat der Politiker nach dem Ende seiner Präsidentschaft im Januar 2017 bislang keine internationalen Vermittlungsaufgaben oder anderen politischen Ämter übernommen. Stattdessen wollte der 55-jährige Polit-Pensionär mehr Zeit mit seiner Familie verbringen - vor allem mit seinen beiden Kindern, der damals 18-jährigen Malia und der 15-jährigen Sasha.

Malia und Sasha sind längst aus dem gemeinsamen Haus im Washingtoner Stadtteil Kalorama ausgezogen. Seit 2019 verbringt das Ehepaar Obama seine Zeit abwechselnd in Washington und auf seinem Anwesen auf Martha's Vineyard, einer bei Reichen und Prominenten beliebten Insel vor der Küste von Massachusetts.

Von hier aus spinnen die Obamas hinter den Kulissen wichtige politische Fäden - wie beim gesundheitsbedingten Wahlkampf-Rückzug von US-Präsident Joe Biden, der acht Jahre lang Vizepräsident unter Obama war.

Barack Obama spricht zu den Delegierten in Chicago
Umjubelter Auftritt: Obama spricht zu den Delegierten in ChicagoBild: Eva Hambach/AFP/Getty Images

Obama und Harris

Barack Obama und Kamala Harris kennen sich aus der Zeit seiner Präsidentschaft. Harris war von 2011 bis 2017 Generalstaatsanwältin und Justizministerin von Kalifornien und unterstützte die politische Agenda des Präsidenten. Obama bezeichnete Harris damals als eine der besten Generalstaatsanwältinnen der USA.

Die Parteitagsauftritte von Michelle und Barack Obama sollen Harris‘ Wahlkampf neuen Schwung verleihen – und Harris und ihr Running Mate Tim Walz von der nach wie vor großen Popularität der Obamas profitieren.

Bei einer umjubelten Rede trat der Ausnahme-Rhetoriker Obama der Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris seinen berühmten Slogan ab. "Yes, she can!" ("Ja, sie kann es") rief er in Anspielung auf seinen Wahlkampfschlachtruf "Yes, we can!" von 2008. Er löste damit sofort Sprechchöre im Saal aus. Auch danach wurde seine Rede immer wieder von Yes-she-can-Rufen unterbrochen.

Zuvor hatte schon seine Frau Michelle in einer emotionalen Rede für Harris und Walz geworben. Obama gehört seit ihrer Zeit als First Lady regelmäßig zu den am meisten bewunderten Frauen in den USA und der Welt. Sie wurde immer wieder auch als mögliche Präsidentschaftskandidatin der Demokraten ins Gespräch gebracht - was sie aber genauso regelmäßig ablehnte.

Kamala Harris und Barack Obama
Kennen sich seit ihrer Zeit als Staatsanwältin Kalifornien: Kamala Harris und Barack ObamaBild: picture alliance/dpa/AP

Das politische Erbe von Barack Obama

Barack Obama hat viele Entscheidungen seines Nachfolgers Donald Trump scharf kritisiert. Doch abseits des Präsidentschaftswahlkampfs äußert er sich mittlerweile selten zu tagespolitischen Fragen. Sein politisches Vermächtnis versucht der 63-Jährige mit der Obama Foundation zu sichern, die er noch während seiner Präsidentschaft gründete.

Die gemeinnützige Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, die nächste Generation von Führungskräften in den USA auszubilden. Sie unterstützt den ehemaligen US-Präsidenten auch beim Bau des Obama Presidential Center in Chicago, der politischen Heimat Obamas. Das teuerste Präsidentenmuseum aller Zeiten entsteht in der Nähe des Chicagoer Stadtteils, in dem der Jurist seine politische Karriere begonnen hat.

In der amerikanischen Öffentlichkeit wirkt Obama durch seine Reden und Publikationen. Auf X (dem früheren Twitter) folgen ihm immer noch mehr als 130 Millionen Menschen. Auch auf Instagram ist der ehemalige US-Präsident präsent - dort hat er mehr als 36 Millionen Follower.

Aktuell befeuert er auf diesen Kanälen den Wahlkampf von Harris, ansonsten setzt er sich dort vor allem für die großen globalen Themen ein: Kampf gegen den Klimawandel, Demokratie und soziale Gerechtigkeit.

Obama - ein gut bezahlter Redner

Barack Obama kommt aus vergleichsweise einfachen Verhältnissen. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt steht ihm eine Präsidentenpension von rund 240.000 US-Dollar pro Jahr zu.

Deutlich mehr Geld verdient Obama derzeit aber mit Podcasts, als Buchautor und vor allem als Vortragsredner. Je nach Thema und Publikum erhält der Politiker im Ruhestand zwischen 200.000 und 400.000 US-Dollar pro Auftritt. Diese Vortragsreisen führten ihn auch immer wieder nach Europa.

Mitarbeiter des Kanzleramtes machen Fotos vom Besuch des Ex-Präsidenten bei Bundeskanzler Scholz im Mai 2023
Kultstatus: Mitarbeiter des Kanzleramtes machen Fotos vom Besuch des Ex-Präsidenten bei Bundeskanzler Scholz im Mai 2023Bild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Sein bislang letzter Deutschlandbesuch führte Obama im Frühjahr 2023 nach Berlin. Bei "An Evening with President Barack Obama" sprach der damals 61-Jährige vor 17.000 Zuschauern über "die großen Herausforderungen und Chancen unserer Zeit".

Die Tickets für die Veranstaltung kosteten zwischen 60 und 600 Euro. Wer 2500 Euro auf den Tisch legte, bekam noch dazu ein gemeinsames Foto. Am Rande der Veranstaltung traf sich Obama auch mit Bundeskanzler Olaf Scholz und dessen Vorgängerin Angela Merkel, mit der ihn bis heute eine Art Freundschaft verbindet.

Obama mit seinem Freund und Podcast-Partner Bruce Springsteen
Enge Verbindung zum Showbiz: Obama mit seinem Freund und Podcast-Partner Bruce SpringsteenBild: Rob DeMartin/Spotify/AP Photo/picture alliance

Memoiren und Podcasts

Anders als Merkel, die in diesem Jahr ihre politischen Memoiren vorlegen will, haben die Obamas diese Pflichtübung bereits hinter sich und für viel Geld internationale Beststeller veröffentlicht. In "A Promised Land" beschreibt der Ex-Präsident seinen Aufstieg in der Politik und die erste Amtszeit im Weißen Haus. Ein zweiter Band ist angedacht.

Michelle legte mit "Becoming" schon im November 2018 ihre Memoiren vor, in denen sie offen über ihr Leben, ihre Herausforderungen und ihre Zeit im Weißen Haus sprach.

Barack Obama hat viele Freunde im Showbusiness. Dazu gehört der Rockmusiker Bruce Springsteen, mit dem er vor einigen Jahren einen gemeinsamen Podcast auf Spotify produzierte: "Renegades: Born in the USA".

Obwohl Obama keine Angaben über die Höhe des Honorars machte, berichteten die Medien von einem Millionendeal. Auch Michelle Obama hat nach ihrer Zeit im Weißen Haus mehrere Podcast-Formate veröffentlicht.