1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Polen gedenkt der Holocaust-Opfer

23. Juli 2012

Mit einem "Marsch des Lebens" ist in Warschau an den Beginn der Deportationen aus dem Warschauer Ghetto vor 70 Jahren erinnert worden. Im Mittelpunkt stand das Gedenken an die von den Nazis ermordeten jüdischen Kinder.

https://p.dw.com/p/15dBB
Eine Frau am "Umschlagplatz" im Warschauer Ghetto (Foto: rtr)
Gedenken Warschauer Ghetto Räumung vor 70 JahrenBild: Reuters

Polen hat am Sonntag der Opfer der Massendeportationen von Juden aus dem Warschauer Ghetto in NS-Vernichtungslager gedacht. In der Hauptstadt Warschau versammelten sich mehrere tausend Menschen zu einem Marsch.

Zuvor war eine Ausstellung mit Zeichnungen aus dem Ghetto eröffnet worden. "Wir haben die Pflicht, hier zu sein, damit niemand vergisst", sagte die Verlegerin Krystyna Bratkowska. "Die Generation der Überlebenden verschwindet, deshalb müssen wir uns daran erinnern, was passiert ist." Auch Vertreter aus Israel nahmen an der Zeremonie teil.

Nur 140 Gramm Brot

Die Zeichnungen zeigen Szenen aus dem Leben der unter der NS-Herrschaft im Ghetto internierten Juden. Darunter sind Bilder von deutschen Soldaten, die Juden zusammentreiben. Ein anderes zeigt einen Mann, der den Leichnam seiner verhungerten Frau auf einem Handkarren durch das Viertel schiebt. Außerdem wurde ein 140 Gramm schweres Stück Brot ausgestellt - die im Ghetto übliche Tagesration.

Vor dem Krieg hatte Polen die größte jüdische Gemeinde Europas. Dort lebten etwa 3,2 Millionen Juden, die rund zehn Prozent der Bevölkerung ausmachten. Von den sechs Millionen Holocaust-Opfern stammt rund die Hälfte aus Polen. Nach dem Einmarsch deutscher Soldaten im September 1939 isolierten die Nazis die Juden zunächst in Ghettos, bevor sie mit ihrer systematischen Ermordung begannen.

Mehrere Menschen in stillem Gedenken am "Umschlagplatz" im Warschauer Ghetto (Foto: rtr)
Gedenken am "Umschlagplatz" im Warschauer GhettoBild: Reuters

In dem ab Ende 1940 durch eine Mauer abgeriegelten Warschauer Ghetto lebten zeitweise 500.000 Menschen. Rund 100.000 starben bereits dort an Unterernährung, Krankheiten oder durch Exekutionen.

Am 22. Juli 1942 ordneten die Nazis an, dass Juden ohne Arbeitsgenehmigung sich am "Umschlagplatz" einfinden sollten, um von dort aus per Bahn in das Vernichtungslager Treblinka deportiert zu werden. Später wurden von dort täglich bis zu 6000 polnische Juden in die Vernichtungslager deportiert und umgebracht.

Aufstand im Ghetto

Als im April 1943 mit der endgültigen Auflösung des Ghettos begonnen wurde, erhoben sich am 19. April in dem Viertel etwa 750 schlecht bewaffnete Kämpfer. Erst nach knapp vier Wochen schlugen deutsche Polizei- und SS-Einheiten den Ghetto-Aufstand nieder. Binnen Wochen wurden etwa 260.000 Warschauer Juden getötet. Nur etwa 500 Kinder im Alter bis zu 15 Jahren überlebten die Vernichtungsmaschinerie im größten Ghetto Europas im Zweiten Weltkrieg.

se/fw (afp, dpa)