Pleiten und Pech beim Politikertransport
1. März 2009Nach dem Abflug von Berlin-Tegel am Sonntag (01.03.2009) habe im Challenger-Jet der Flugbereitschaft der Bundeswehr eine Warnleuchte die Überhitzung eines Triebwerkes angezeigt. Die Piloten hätten daraufhin Kurs auf Hannover genommen, den nächstgelegenen Flughafen. "Der Pilot hat streng nach Vorschrift gehandelt, mit nur einem Triebwerk kann nicht geflogen werden", hieß es aus Regierungskreisen. In Hannover stieg die Kanzlerin in ein anderes Flugzeug des gleichen Typs um und setzte ihre Reise fort, wie ein Regierungssprecher berichtete. Merkel kam schließlich eine Stunde zu spät zum EU-Sondergipfel - und verpasste das traditionelle Familienphoto der Staats- und Regierungschefs zu Beginn der Beratungen.
Noch hat keine Politiker bei der Landung den Boden geküsst, doch Merkels Pech gehört in eine ganze Reihe von Pannen mit den inzwischen rechten betagten Jets der Flugbereitschaft der Bundeswehr. Erst im Juli 2008 konnte Merkel wegen eines Schadens an ihrem Flugzeug nicht wie geplant von Algerien nach Deutschland zurückkehren - ausgerechnet an ihrem Geburtstag.
Notlandung mit Fischer
Schon Kanzler Gerhard Schröder kämpfte mit Defekten und musste beispielsweise 1999 deswegen einen Besuch in der Schweiz absagen. Joschka Fischer erlebte 2005 als Außenminister sogar eine Notlandung in Berlin mit einer Challenger der Bundeswehr, wegen Rauchs im Cockpit.
Bundespräsident Horst Köhler kehrte im September 2008 mit einem Linienflug aus Peking zurück - der Schaden an seinem Airbus der Flugbereitschaft konnte auch mit einem kurzfristig eingeflogenen Ersatzteil nicht behoben werden. Ende 2007 musste der Bundespräsident seine Teilnahme an einer Preisverleihung in Aachen absagen - beide in Frage kommende Maschinen konnten wegen technischer Probleme nicht starten. Im Dezember 2008 klappte bei einem Jet mit dem Präsidenten an Bord ein Bugrad nicht richtig aus. Folge war ein Feuerwehr-Großalarm am Berliner Flughafen Tegel.
Außenminister im Sinkflug
Auch die Nerven von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) wurden schon getestet. Im Mai 2006 signalisierte nach dem Start ein Instrument im Cockpit einen drohenden Druckabfall. Der Pilot musste Wien im Sturzflug ansteuern, wo Steinmeier am EU-Lateinamerika-Gipfel teilnehmen wollte.
Die Flugbereitschaft verfügt über sechs kleine Jets des kanadischen Typs Challenger 601. Sie dienen Kanzlerin und Ministern für innereuropäische Flüge. Daneben betreibt die Bundeswehr auf dem Flughafen Köln-Wahn sieben Airbus A310 für längere Dienstreisen. Auf dem Flughafen Berlin-Tegel sind noch drei Hubschrauber vom Typ Cougar AS 532 stationiert.
Eine Milliarde für die Flugbereitschaft
Auf die Pannen der Maschinen hat die Flugbereitschaft inzwischen reagiert. Die Flotte wird deshalb für mehr als eine Milliarde Euro erneuert. Zwei gebrauchte Großraumjets vom Typ Airbus A340-300 von der Lufthansa sollen bis spätestens 2010 umgebaut und in den Dienst der Politiker gestellt werden. Zudem sollen vier "Bombardier Global 5000" in Dienst gestellt werden.
Neben dem Politikertransport gehört zu den Aufgaben der Flugbereitschaft, militärisches Personal und Material zu fliegen. Er spielt auch eine wichtige Rolle beim Abtransport kranker oder verletzter Soldaten aus Einsatzgebieten (MedEvac). (sam)