Piraten überfallen Frachter vor Nigeria
4. Juli 2010Die nigerianische Marine hat das Schiff inzwischen sichergestellt - von den Entführern und ihren Geiseln fehlt aber jede Spur. Nach Auskunft von Marinesprecher David Nabaida wurden neben den beiden Deutschen sieben Russen, ein Litauer, ein Lette sowie ein Ukrainer von den bewaffneten Tätern verschleppt.
Ein weiteres ukrainisches Besatzungsmitglied ließen die Geiselnehmer demnach verletzt an Bord zurück, nachdem sie ihm ins Bein geschossen hatten. Der Mann werde in einem Krankenhaus in Bonny unweit der Öl-Metropole Port Harcourt behandelt. Sein Zustand sei stabil.
Marine hat einen Verdacht
"Es werden alle Anstrengungen unternommen, um die Verschleppten zu befreien", sagte Nabaida. Nach seinen Worten hat die Marine bereits einen Verdacht, wer hinter dem Angriff stecken könnte.
Das Auswärtige Amt in Berlin richtete einen Krisenstab ein. Eine Sprecherin sagte am Sonntag (04.07.2010), man bemühe sich in Zusammenarbeit mit den nigerianischen Behörden mit Hochdruck darum, dass die beiden Deutschen wieder in Freiheit kommen.
Bereits am Samstag war in Berlin mitgeteilt worden, dass die deutschen Vertretungen in Nigeria eingeschaltet worden sind und mit den lokalen Behörden in Kontakt stehen. Der Frachter "BBC Polonia" fährt unter deutscher Flagge, er soll allerdings im Karibikstaat Antigua und Barbuda registriert sein.
Zu dem Überfall bekannte sich zunächst niemand. In dem ölreichen Gebiet werden immer wieder Ausländer und Einheimische entführt. Die meisten von ihnen kommen nach kurzer Zeit wieder frei, oft aber erst nach Zahlung eines Lösegelds.
Zunahme der Überfälle
Erst am 27. Juni hatten zwölf Piraten in Schnellbooten einen Schüttgutfrachter vor dem Nigerdelta angegriffen. Beim Versuch, das Schiff zu entern, schossen sie auf Besatzungsmitglieder und verletzten einen Seemann leicht, wie die Internationale Seefahrtsbehörde (IMB) mitteilte. Die Besatzung wehrte den Angriff ab.
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 28 Mal Schiffe vor der Küste Nigerias überfallen. Die IMB geht davon aus, dass rund 30 weitere Angriffe nicht gemeldet worden sind, weil Schiffseigner zum Beispiel befürchten, dass ihre Versicherungsbeiträge erhöht werden könnten.
Autor: Thomas Grimmer (afp, apn)
Redaktion: Siegfried Scheithauer