Solar, Windkraft und Batterien boomen: Reicht das?
24. Januar 2025Die globale Energieversorgung ist im Umbruch. Der Anteil von Solar- und Windkraft im globalen Strommix hat sich von fünf Prozent im Jahr 2015 auf heute rund 19 Prozent fast vervierfacht. Zusammen mit Wasserkraft, Biomasse und Geothermie liefern erneuerbare Energien inzwischen rund 35 Prozent des Stroms weltweit.
Doch die meiste Energie wird fürs Heizen und für den Transport verbraucht, und in diesen Sektoren ist der Anteil der erneuerbaren Energien derzeit noch gering. Betrachtet man den gesamten Energieverbrauch der Welt, liegt der Anteil der Erneuerbaren nur bei 15 Prozent. Bisher nur ein kleiner Zuwachs im Vergleich mit 13 Prozent im Jahr 2015.
Solarkraft wächst am schnellsten
Am schnellsten wächst weltweit der Solarzubau, und der wird nach allen Prognosen in den nächsten Jahrzehnten noch kräftig zunehmen. Die Hauptgründe: Die Energie ist sehr günstig und Solarmodule lassen sich schnell fast überall installieren.
Bis Ende 2024 wurden weltweit Module mit einer Gesamtleistung von rund 2200 Gigawatt (GW) installiert. Damit wird inzwischen rund neun Prozent des globalen Bedarfs gedeckt. In der EU sind es sogar schon elf Prozent.
Zum Vergleich: 2015 deckten Solarmodule nur etwa ein Prozent des globalen Strombedarfs und 0,2 Prozent des Energieverbrauchs. Weltweit waren damals erst 230 GW installiert, ein Zehntel der heutigen Kapazität.
Letztes Jahr wurden Module mit einer Leistung von 553 GW neu aufgebaut, so die Berechnungen von Solarpower Europe. Der US-Analyst Bloomberg New Energy Finance (BloombergNEF) rechnet sogar mit einem Zubau von bis zu 592 GW. Deutlich mehr als die 447 GW, die 2023 neu installiert wurden.
Zum Vergleich: Ein Atomkraftwerk hat eine Leistung etwa 0,9 GW. Ende 2024 waren laut World Nuclear Industry Status Report weltweit 411 Reaktoren in Betrieb, mit einer Gesamtleistung von 371 GW.
In Zukunft ließe sich laut einer im Wissenschaftsmagazin Energy veröffentlichten Studie der weltweite Energiebedarf für Strom, Wärme, Transport und Industrie zu etwa 73 Prozent mit Solarkraft günstig decken. Die weitere Energie wird demnach vor allem mit Windkraft (18 %), Biomasse (5 %) und Wasserkraft (3 %) und Geothermie (1 %) gedeckt.
China bleibt Solar-Spitzenreiter
China ist beim Solarausbau seit Jahren führend. Laut Prognosen von SolarPower Europe wurden dort letztes Jahr Anlagen mit einer Gesamtleistung von fast 300 GW zugebaut. Damit erzeugt das Land inzwischen mehr als zehn Prozent seines Stroms.
Mit einer Gesamtleistung von rund 955 GW sind in China derzeit rund 44 Prozent aller weltweiten Module installiert. In den anderen asiatischen Ländern lag die installierte Gesamtleistung von Photovoltaik Ende 2024 bei 419 GW, in Europa bei 399 GW und den USA bei 329 GW.
Auch in der Produktion von Solarmodulen bleibt China mit großem Abstand Marktführer. 86 Prozent aller Module weltweit werden in chinesischen Solarfabriken hergestellt.
Effizientere Technik macht Wind- und Solarkraft immer günstiger
Heute kostet Strom aus neuen Solarmodulen nur ein Fünftel im Vergleich zu 2010. Windstrom aus einer neuen Anlage ist nur noch halb so teuer. Massenproduktion und Fortschritte in der Effizienz sind die Gründe für die fallenden Preise. Ein Solarmodul mit der gleichen Fläche produziert heute etwa doppelt so viel Strom wie vor 15 Jahren. Bei einem modernen Windrad sind es sogar rund dreimal mehr Strom.
Strom aus dem Solarpark wird inzwischen in Europa und den USA für drei bis neun Eurocent pro Kilowattstunde (kWh) erzeugt. Das sind auch die Kosten für Windstrom.
Im Vergleich zu Atom-, Gas und Kohle-Kraftwerken ist die Stromerzeugung mit Wind und Sonne inzwischen fast überall deutlich günstiger und kostet meist weniger als die Hälfte.
In Europa beispielsweise kostet Strom aus einem neuen Kohle- oder Erdgaskraftwerk zwischen 11 und 33 Eurocent/kWh und aus einem neuen Kernkraftwerk 14-49 Eurocent/kWh.
Neuer Rekord beim Ausbau von Windkraft
Laut Angaben des Weltwindenergieverbandes (WWEA) wurden im Jahr 2024 weltweit Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 150 GW neu aufgestellt, so viel wie nie zuvor. Im Vorjahr lag der Zubau bei 119 GW. Mit einer Gesamtkapazität von rund 1200 GW wird damit inzwischen rund zehn Prozent des globalen Strombedarfs durch Windenergie gedeckt.
Auch beim Windkraftausbau ist China weltweit führend. Hier kamen laut Schätzungen vom WWEA im letzten Jahr neue Anlagen mit einer Leistung von 100 GW hinzu. Das erhöhte die Kapazität auf rund 475 GW.
Auf den Plätzen dahinter folgen laut WWEA-Halbjahresbericht 2024 die USA (153 GW), Deutschland (71 GW), Indien (47 GW), Spanien und Brasilien mit jeweils 31 GW.
Zu den Ländern im Mittelfeld mit einer installierten Leistung zwischen drei und 13 GW gehören die Türkei, Polen, Mexiko, Vietnam, Chile, Argentinien, Südafrika und Marokko.
Stark sinkende Batteriepreise stärken den Klimaschutz
Auch das Speichern von Strom wird immer günstiger. Zwischen 2010 und 2024 sanken die Batteriepreise laut BloombergNEF um über 90 Prozent, und sie sollen laut Prognose noch weiter fallen.
Auch den Batterieboom treibt China maßgeblich voran. Das Land baute in den letzten Jahren riesige Batteriefabriken. Auch weil die Batteriepreise fallen, sind E-Pkw in China inzwischen schon günstiger als Autos mit Verbrennungsmotor. In der zweiten Hälfte von 2024 wurden in China, dem größten Automarkt der Welt, deshalb schon mehr E-Pkw als mit Verbrennungsmotoren verkauft.
Die fallenden Batteriepreise treiben auch den Ausbau von Wind- und Solarkraft weiter an. Solarstrom vom Tag lässt sich so auch für die Nacht günstig speichern, und wetterabhängiger Windstrom kommt dann zum Einsatz, wenn er benötigt wird.
Viele Länder bauen immer mehr sehr große Batteriespeicher. In den Vereinigten Arabischen Emiraten entsteht etwa neben einem großen Solarpark mit 5,2 GW derzeit ein Batteriespeicher mit 19 Gigawattstunden Kapazität.
Auch Deutschland braucht viele zusätzliche Batteriespeicher, um sich vor allem mit Wind und Solarstrom sicher zu versorgen. Der Anteil der erneuerbaren Energien im Strommix liegt derzeit bei 63 Prozent, und soll bis 2030 auf 80 Prozent steigen. Energieversorger planen daher Batteriespeicher mit einer Gesamtleistung von über 200 Gigawattstunden. Zum Vergleich: Derzeit liegt die Gesamtleistung von Groß- und Kleinspeichern in Deutschland bei 15 Gigawattstunden.
Reicht die Dynamik für den Klimaschutz?
Der weltweite Ausbau von Solar-, Wind- und Batterietechnik kann immer mehr fossile Energien ersetzten und ist wichtig für den Klimaschutz. In Europa beispielsweise sank laut einem aktuellem Bericht der Anteil fossiler Energien im Strommix von 39 Prozent im Jahr 2019 auf 29 Prozent 2024.Gleichzeitig stieg der Anteil der Erneuerbaren Energien auf 47 Prozent.
Allerdings reicht der globale Ausbaugeschwindigkeit nicht aus, um die Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf möglichst 1,5 Grad zu halten, wie im Pariser Klimaschutzabkommen vereinbart.
Um dieses Ziel noch einzuhalten, muss der Zubau deutlich beschleunigt werden und auch im großen Maßstab CO2 aus der Atmosphäre wieder entfernt werden. Das betonen verschiedene Studien der UN und aus der Wissenschaft.
Redaktion: Anke Rasper