Philippinen: Ein Jahr nach Taifun "Haiyan"
Wie sieht es zwölf Monate später in den vom Wirbelsturm verwüsteten Gebieten aus? DW-Reporterin Roxana Isabel Duerr hat sich in der besonders betroffenen Stadt Tacloban umgesehen und umgehört.
Höchste Windstärke
Vor einem Jahr traf Supertaifun "Haiyan" als erstes auf die philippinische Insel Samar und erreichte dort Spitzengeschwindigkeiten von fast 380 Stundenkilometern. Balangiga ist eines der ärmsten Dörfer der Region und wurde besonders hart getroffen – zahlreiche Gebäude wurden zerstört, rund 13.000 Menschen waren von heute auf morgen obdachlos. Die Dorfkirche aber hielt weitgehend stand.
Wiederaufbau
Eine Gruppe Arbeiter im Dorf Quinapondan im Osten Samars transportiert Baumaterial. Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz haben in den vom Taifun betroffenen Regionen für die Anwohner sogenannte "Geld-für-Arbeit"-Programme ("cash for work") ins Leben gerufen. Für Schuttbeseitigung und Mithilfe bei Wiederaufbau wurde die Dorfbevölkerung über einen gewissen Zeitraum entlohnt.
Sturmsicher?
Bauingenieurin Rachel Orit von der Hilfsorganisation CARE erklärt Anwohnern der Gemeinde Lanauan auf der Insel Leyte, wie Häuser sturmsicherer gebaut werden können. Wie aber sollen Gebäude extrem hohen Windstärken von über 300 Stundenkilometern standhalten?
Noch kein Zuhause
Tausende Familien in den betroffenen Gebieten sind immer noch in Zeltlagern und Notunterkünften untergebracht. Unter den derzeitigen Bedingungen wären diese Menschen einem erneuten Taifun hilflos ausgesetzt.
Blaues Gold
Taifun "Haiyan" hat viele Menschen von der Wasserversorgung abgeschnitten. Es vergingen Monate, bis die Wasserleitungen repariert werden konnten. Noch heute haben nicht alle Gemeinden auf den Inseln Samar und Leyte unmittelbaren Zugang zu Wasser. Diese Anwohner eines Bezirks von Guiuan auf der Insel Samar teilen sich eine Trinkwasserquelle.
Dachlos
Ein Junge vor seiner dachlosen Grundschule im Dorf Lanauan, drei Autostunden von Tacloban entfernt. In entlegenen Dörfern der Insel Leyte geht der Wiederaufbau langsamer voran als in den Städten. Aufgrund schwierig befahrbarer Straßen mussten die Menschen dort nach der Katastrophe wochenlang auf Hilfsgüter und Unterstützung warten.
Landwirtschaft lahmgelegt
Reisfelder und Kokospalmen-Plantagen, die Lebensgrundlage vieler Menschen, wurden durch den Wirbelsturm zerstört: "Haiyan" hat die lokale Landwirtschaft lahmgelegt, und es wird noch Jahre dauern, bis sich die betroffenen Provinzen von der Katastrophe erholen werden.
Neues Boot, kein gutes Geschäft
Der Supertaifun hat unzählige Fischerboote zerstört, auch das von Dioscoro Villaceran. Seit 30 Jahren ist er Fischer in Tacloban. Durch eine Spende hat er nun endlich ein neues Boot erhalten und kann seinem Beruf wieder nachgehen. Das Geschäft laufe aber nicht so gut wie vorher: "Die Leute sind ärmer geworden und kaufen jetzt weniger Fisch."
Friedhof von Palo
Massengrab vor der Kirche in der Stadtgemeinde Palo auf der Insel Leyte. Über 6000 Tote wurden offiziell bestätigt. Die Behörden rechnen allerdings damit, dass "Haiyan" mehr als 10.000 Menschenleben forderte.
"Eva Jocelyn"
Gleich neun Frachtschiffe spülte "Haiyan" am Stadtrand von Tacloban an Land. Ein Schiff, die "Eva Jocelyn", sollte zunächst als "Haiyan"-Denkmal zurückbleiben. Die Anwohner wehrten sich allerdings dagegen und forderten die Beseitigung des 3000-Tonnen-Handelsschiffes – zu schmerzhaft seien die damit verbundenen Erinnerungen. Die "Eva Jocelyn" soll nun im nächsten Monat entfernt werden.
Viele Stürme erlebt
Der 93-jährige Rogelio Solajes hat in seinem Leben schon zahlreiche Taifune erlebt, doch die Brutalität von "Haiyan" war auch für ihn neu. Solajes überlebte, indem er sich stundenlang an einer Palme auf einem Hügel festhielt. Auch seine 12-köpfige Familie überlebte den Sturm.
Nationales Trauma
Keine Nation der Welt erlebt so viele tropische Stürme wie die Philippinen, doch der Schock von "Haiyan" sitzt noch sehr tief. Insbesondere Kinder können das erlebte Trauma meist nur schwer verarbeiten.